Olympische Spiele: Unser Männer-Zweier ohne Steuermann

Für das Zweier-ohne-Trio mit Julius Christ, Alexander Weihe und Sönke Kruse bedeuten die Olympischen Spiele Neuland. Foto: Maren Derlien

Julius Christ (25) und Sönke Kruse (23) sorgten für eine Überraschung und bescherten dem DRV mit ihrem Sieg bei der olympischen Nachqualifikation in Luzern das einzige Erfolgserlebnis. Beide hatten 2023 ein schwieriges Jahr, beide wollten eigentlich einen Rollsitz im Deutschland-Achter, doch dann lösten sie als sehr gut harmonierende Kombination im Zweier ohne das Paris-Ticket. Alexander Weihe (27), kaum älter als seine Schützlinge, übernahm das Boot als Trainer erst im Februar und wurde zum wesentlichen Teil der Erfolgsgeschichte.

„Mit dem evidenzbasierten Arbeitsansatz von Alex kommen wir sehr gut zurecht“ sagt Sönke Kruse, der für den RV Münster rudert. „Alex scheut sich zudem auch nicht davor, erfahrenere Trainer aus dem Dortmunder Team um Rat zu fragen. Sein Engagement für die Sache ist riesengroß“, ergänzt Julius Christ, der beim RTHC Bayer Leverkusen das Rudern erlernt hat, und dem Verein die Treue hält.

Das parallele Eintauchen der Blätter, die gemeinsame Kraftabgabe ist im deutschen Zweier ohne ungewöhnlich hoch ausgeprägt. Das und auch der mit Glanz bestandene Stresstest der Nachquali gibt ihnen Mut, im Zwölf-Boote-Feld des olympischen Turniers nicht nur dabei sein zu wollen. „Wir haben uns vorgenommen, die bestmögliche Leistungen abzurufen. Wenn wir das schaffen, können wir ins A-Finale fahren. Das ist ein sehr ambitioniertes Ziel, das wissen wir“, sagt Christ. „Wir sind 1a durch die ganze Vorbereitung gekommen, keiner war krank, schon deshalb halten wir die besten Sechs für realistisch“, meint Kruse.

Topfavoriten sind die Schweizer Weltmeister Röösli/Gulich und die Europameister George/Wynne-Griffith aus Großbritannien, zu rechnen ist aber auch mit den Sinkovic-Brüdern aus Kroatien, die 2021 Olympiasieger wurden und wieder ins Riemenboot zurückgekehrt sind.

Für das deutsche Zweier-ohne-Trio bedeuten die Olympischen Spiele Neuland. „Da geht schon ein Traum in Erfüllung“, sagt Kruse, „es hat uns ja auch ein bisschen was gekostet, da hinzukommen.“ Christ freut sich, dass die Anreise schon fünf Tage vor dem Vorlauf des Zweiers ohne erfolgt. „Das gibt uns die Möglichkeit, Atmosphäre aufzusaugen, aber dann geht es natürlich nur um den Wettkampf.“

Beide kommen aus rudergeprägten Familien, die nächsten Verwandten werden beide an der Strecke unterstützen und gleichzeitig das attraktive Reiseziel Paris genießen. Für Christ außerdem besonders: Seine Lebensgefährtin Maren Völz rudert ebenfalls bei den Spielen – im Doppelvierer der Frauen.

Der Zweier ohne ist neben dem Achter das zweite Riemen-Boot aus dem Bundesstützpunkt Dortmund, das sich für Olympia qualifiziert hat. „In der Breite sind wir in der Gruppe deutlich besser geworden“, sagt Christ. „Der Vierer ohne, da bin ich überzeugt, hätte es ohne die Krankheitsausfälle auch nach Paris geschafft.“ Breite hin oder her, das Flaggschiff bleibt ein großes Ziel: „Wenigstens eine Saison mal Deutschland-Achter zu fahren, das steht immer noch auf unserer Liste“, sagt Christ.

Beide sind an der Ruhr-Universität in Bochum eingeschrieben. Sönke studiert Umweltingenieurwesen im Bachelor, Julius „Economic Policy Consulting“ (Wirtschaftswissenschaften) im Master. Bei Beiden ruht das Studium aber momentan – die Spiele gehen vor.

Das sagt Trainer Alexander Weihe:

„Die Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele laufen für uns nach Plan, die beiden sind fokussiert und verkraften die Trainingsumfänge sehr gut. Im abschließenden Wettkampfblock setzen wir noch einmal Intensitätsspitzen und können uns mit den anderen deutschen Booten gemeinsam auf den Wettkampf in Paris vorbereiten. Dort wollen wir an unsere guten Leistungen der Quali in Luzern anknüpfen und über den Turnierverlauf eine weitere Steigerung zeigen. Wir freuen uns extrem darauf, die olympische Ruderregatta mitgestalten zu dürfen, und blicken den Spielen gespannt entgegen.“

Julius Christ und Sönke Kruse sind bereit für ihre ersten Olympischen Spiele. Foto: Maren Derlien
Wie bist Du zum Rudern gekommen?

Über meinen Vater.

Was war Dein Kindheitstraum?

Fußballprofi

Was ist Deine peinlichste Story?

Puh so richtig peinlich, die für die Öffentlichkeit zugänglich sein darf, gibt es eigentlich nichts Großes.

Was würdest Du mit 1 Million Euro machen?

Haus kaufen.

Was ist Dein Ritual vor dem Wettkampf?

Viel Musik und Gymnastik.

Was ist das älteste Kleidungsstück in Deinem Schrank?

Das dürfte ein alter Frankreich Ruder-Pulli sein, den ich mal von meinem Trainer bekommen habe.

Würdest Du einen Tag ohne Dein Handy überleben?

Ja, definitiv 

Welcher Erfolg bedeutet Dir am meisten?

Die Olympiaquali in diesem Jahr 

Mit welcher/m Ruderin/Ruderer würdest Du gerne in den Urlaub fahren?

Da liegt die Antwort nahe. Mit meiner Freundin Maren.

Was würdest Du einer/m jungen Sportlerin/Sportler mit auf den Weg geben?

Spaß haben, dabei bleiben. Und wenn man es ganz nach oben schaffen will hart arbeiten an seiner Physis und Technik 

Wie bist Du zum Rudern gekommen?

Meine Eltern haben beide gerudert und so bin ich irgendwann dann auch im Boot gelandet.

Was war Dein Kindheitstraum?

Rennfahrer, Astronaut oder LKW-Fahrer zu werden, das ist bisher leider alles noch nichts geworden.

Was ist Deine peinlichste Story?

Die passt in dieses Format wohl leider nicht  hinein.

Was würdest Du mit 1 Million Euro machen?

Alles auf rot

Was ist Dein Ritual vor dem Wettkampf?

Ich höre beim Aufwärmen gerne Musik, der Inhalt meiner Playlist bleibt aber geheim.

Was ist das älteste Kleidungsstück in Deinem Schrank?

Ein Nimm2 Einteiler, ich glaube der stammt aus den 80ern etwa.

Würdest Du einen Tag ohne Dein Handy überleben?

Ja, kein Problem ich bräuchte dann nur übergangsweise einen MP3 Player. 

Welcher Erfolg bedeutet Dir am meisten?

Die Qualifikation zu den olympischen Spielen.

Mit welcher/m Ruderin/Ruderer würdest Du gerne in den Urlaub fahren?

Mit meinem Zweierpartner Julius oder mit ehemaligen Ruderkameraden wie John Heithoff oder Ole Kruse.

Was würdest Du einer/m jungen Sportlerin/Sportler mit auf den Weg geben?

Es ist wichtig die Freude und Leidenschaft am Sport nicht zu verlieren.