Olympische Spiele: Unser Männer-Doppelzweier
Sie waren beide U23-Weltmeister im Einer - der eine 2022, der andere vier Jahre früher. Sie sind derzeit nach Oliver Zeidler die stärksten deutschen Ruderer im Einer und auf dem Ergometer. Dass es mit Jonas Gelsen (22/RC Nassovia Höchst) und Marc Weber (26/SuS Steinmühle Marburg) im Doppelzweier so gut klappt, ist dennoch keine Selbstverständlichkeit.
Was macht die Beiden zusammen stark? „Einmal sind wir beide Arbeitstiere“, sagt Marc Weber. „Zum anderen haben wir eine gute Teamdynamik entwickelt. Wir streiten uns in der Dreierbeziehung mit unserem Trainer Ralf Hollmann auch mal, aber auf einer sehr persönlichen Ebene mittlerweile. Jonas und ich sind beide sehr verbissen, suchen den Fehler aber immer erst bei uns selbst.“ Das Gefühl, in beiden brenne ein gemeinsames Feuer, drängt sich dem Beobachter stark auf.
Zwei hessische Ruderer, die nicht so weit auseinander wohnen, mit einem hessischen Trainer, die deshalb in Hessen (auf dem Main in Offenbach) trainieren – das entspricht nicht dem Spitzensport-Konzept des DRV, der eine Konzentration der Kräfte an seinen Leitstützpunkten – in diesem Falle Hamburg für Skull - vorsieht. Beide Seiten rieben sich aneinander. Die getroffene Vereinbarung mit der Mannschaft zahlt sie seit dem gewonnenen Zweier-Entscheid 2023 und ihrem ersten internationalen Einsatz bei der EM in Bled (8. Platz) mit beständig besser werdenden Leistungen zurück. Bei der WM 2023 (8. Platz) qualifizierten beide den Doppelzweier für Paris. Dennoch kam über den Winter noch einmal der Gedanke auf, mit Gelsen den Doppelvierer und dessen Medaillenchancen zu verstärken. Erst mit dem Weltcup in Varese (4. Platz) im April waren beide als Olympia-Besetzung fix. Danach folgten Bronze bei der EM und der zweite Platz beim letzten Weltcup in Poznan.
Und nun glauben Gelsen und Weber an ihre eigene Medaillenchance. Dass die gesundheitlich bedingten Ausfälle seit einigen Monaten ausgeblieben sind, tut ihnen schon mal gut. Jedoch: Triumph und Scheitern liegen wohl in keiner Bootsklasse so eng beieinander wie beim Doppelzweier. Das gilt für das 13-Boote-Feld in Paris insbesondere. „Du musst dir immer vornehmen, das Ding zu gewinnen“, sagt Marc Weber dennoch. „Aber natürlich ist es ein enges Feld. Erst mal musst du ins A-Finale kommen. Dort gibt es dann keinen, der es nicht gewinnen kann.“ Topfavorit sind die Niederlande mit den Weltmeistern Melvin Twellaar und Stefan Broenink, vor deren Stärke die kroatischen Sinkovic-Brüder die Flucht zurück in den Zweier ohne antraten. Auf einer besonderen Stufe sieht Jonas Gelsen auch die in Poznan siegreichen Iren Daire Lynch und Philip Doyle. „Das sieht superclean aus, wie die Beiden fahren. So weit sind wir noch nicht, können wir nach eineinhalb Jahren auch noch nicht sein“, sagt Weber.
Für Weber sind es die zweiten olympischen Spiele. 2021 musste er sich im Doppelzweier zusammen mit Stephan Krüger mit dem elften Platz begnügen. Drei Jahre später will er die Bedeutung der Spiele für ihn persönlich nicht überhöhen. „Ich freu mich schon drauf und es wird auch was anderes als in Tokio. Aber eigentlich entspricht die Regatta einer WM, nur dass alle noch besser vorbereitet und besser in Form sind. Die Spiele machen uns beide nicht nervös.“ Jonas Gelsen sieht sein Debüt bei den Spielen ähnlich sachlich. „Olympia nicht die übergroße Triebfeder für mich. Mir macht Rudern an sich Spaß und Paris liegt auf dem Weg zu dem, was ich erreichen will.“
Bei der UWV I am Hallstättersee haben beide versucht, die Qualität des Ruderschlags weiter zu optimieren. Dass der Rennverlauf häufig nicht nach Plan gerät, wird weiter ein Thema bleiben. „Wir können alles, vorne die Schnellsten und die Langsamsten sein. Unser Endspurt ist gut, aber wir haben hinten auch schon alles verloren“, sagt Weber.
In Sachen Studium sind beide kurz vor einem Abschluss, aber der muss bis nach den Olympischen Spielen warten. Bei Marc Weber - Hauptfach Psychologie mit Schwerpunkt Wirtschaft, Nebenfach Wirtschaftswissenschaften- fehlt nur noch Masterarbeit, die für Ende 2024 oder Anfang 2025 eingeplant. Bei Jonas Gelsens Informatik-Studium sind noch zwei Module und die Bachelorarbeit offen. In welchem Bereich er dann einen Master daraufsetzen will, ist noch offen.
Das sagt Trainer Ralf Hollmann
„Das Ziel ist, in das olympische Finale zu rudern. Seit 24 Jahren hat das kein deutscher Zweier mehr geschafft, was die extreme Leistungsfähigkeit der internationalen Mannschaften mehr als deutlich zeigt. Wir haben uns für diesen schweren Weg seit 2022 entschieden, haben viele Hürden genommen und besonders in den physiologischen Parametern über zwei Jahre auf Weltniveau entwickelt. Es wird ganz klar eine mentale Entscheidung zu dem Zeitpunkt, wenn die Ampel auf Grün springt. In diesem Feld gibt es nicht ein einziges Boot, was schwach ist. Jonas und Marc sind Wettkampftypen und hatten eine tolle Saison 2024, diese wollen wir nun mit dem Finaleinzug krönen und dann das beste Rennen des bisherigen Ruderlebens fahren.“
Jonas Gelsen
- Geburtstag
- Verein
- Ruder-Club Nassovia Höchst 1881 e.V.
Marc Weber
- Geburtstag
- Geburtsort
- Lich
- Wohnort
- Gießen
- Verein
- Rudern und Sport Steinmühle Marburg e.V.
- Beruf
- Sportsoldat, Student
Über das Drachenboottraining der Firma meines Vaters, da das ja eher für die Altersklasse 40+ war und ich erst 13, bin ich irgendwann mal in das parallel stattfindende Kindertraining gegangen.
Ich glaube nicht großartig anders weitermachen als bisher, mir fehlt nicht wirklich was im Leben. Vielleicht einen privaten Einer für die Zeit nach dem Leistungssport, hier und da ein paar Spenden für meinen Heimatverein und meinen jetzigen Verein und als Autofan vielleicht ein schönes Auto. Und einen schönen Urlaub.
Kartentricks üben
Ich muss auf jeden fall daran arbeiten sowas zu können.., aber ich denke ja
U23 WM 2019, Weltmeister im Einer und die gesamte Saison 2023, das Gewinnen des Doppelzweier Ausscheids und die Olympiaqualifikation nach einer schweren Saison und viel Ärger mit dem Verband, haben wir uns selbst durch Leistung belohnt.
Jonas Gelsen, Max Appel, Paul Leerkamp
Es geht in den jungen (Nachwuchs)Jahren nicht immer nur ums gewinnen. Es geht darum die Disziplin, die Entbehrungen und die Werte des Leistungssports zu verstehen. Wenn man diese Werte verinnerlicht hat und nach ihnen lebt und handelt kommt der Erfolg von selbst.