von Hans Strauss & Luisa Gärtner

Olympische Spiele: Unser Männer-Doppelvierer

Trainer Dirk Brockmann, Anton Finger, Max Appel, Tim Ole Naske, Moritz Wolff und Ersatzmann Julius Rommelmann (v.l.n.r.) bilden das Team um den Männer-Doppelvierer. Foto: Maren Derlien

Die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele verlief reichlich holprig, aber beim Doppelvierer der Männer ist im direkten Vorfeld von Paris der Optimismus zurückgekehrt. „Wenn wir die PS, die wir haben, sinnvoll ins Wasser bringen, dann können wir auf Bronze schielen“, sagt Tim Ole Naske. Für den 28-jährigen Hamburger, der auf Schlagübernahme rudert und für die RG Hansa startet, werden es die zweiten Olympischen Spiele. „Aber die ersten richtigen“, sagt Naske. Das Corona-Ereignis 2021 war eine sterile Angelegenheit, nun freut er sich auf das echte Olympia-Feeling im Athleten-Dorf in der französischen Hauptstadt und an der Strecke in Vaires-sur-Marne.

In Tokio saßen Naske und Max Appel (SC Magdeburg) schon im Doppelvierer, gemeinsam mit den Olympiasiegern Hans Gruhne und Karl Schulze. Die Kombination aus Jung und Erfahren funktionierte mäßig, Rang acht war „kein großartiges Ergebnis. Wir hatten Hochs und Tiefs über die Saison und dann in Tokio ein großes Tief. Wir waren sehr fest, sehr aggressiv im Schlag, und haben das Boot nicht gut laufen lassen“, erinnert sich Naske. Gerne hätte er zusammen mit Appel Richtung Paris auch den Doppelzweier gefahren, nun ist es wieder der Doppelvierer geworden – gemeinsam mit den Berlinern Anton Finger im Bug und Moritz Wolff (beide BRC) auf Schlag sowie Julius Rommelmann (RRG Mülheim) als Ersatzmann. 

Die Erkrankung von Wolff brachte das Olympia-Jahr durcheinander. Erst durch eine Mandeloperation war der Entzündungsherd aus dem Körper des 24-Jährigen entfernt worden. „Durch den Ausfall von Moritz konnten wir zweieinhalb Monate nicht zusammen trainieren. Das ist eine sehr lange Zeit“, sagt Naske. 2023 hatte der Doppelvierer große Schritte nach vorne gemacht und sich mit dem Erreichen des WM-Finales in Belgrad direkt für die Spiele qualifiziert. Nun war alles durcheinandergeraten, obwohl es mit Rommelmann auf Schlag ordentlich lief (6. in Varese, 5. in Luzern). Die Rückkehr von Wolff kurz nach dessen Wiedereinstieg bei der letzten Regatta vor den Spielen in Poznan geriet enttäuschend. Zwei Mal musste sich das Olympia-Boot den Trainingspartnern aus dem Perspektiv-Vierer geschlagen geben.

Ein in der Ruderszene durchaus diskutierter Bootstausch für Paris war intern kein Thema. Trainer Dirk Brockmann war es außerdem klar, dass das Boot mit einem wiederhergestellten Wolff schneller laufen würde. Bei der UWV I am Hallstättersee konnte der Berliner bei allen Belastungen voll mitziehen, seine Laborwerte waren im grünen Bereich. „Moritz ist gut wieder reingekommen und hat keinen Rückfall mehr gehabt“, sagt Naske. „Eine Mannschaft muss zum Saisonhöhepunkt eingefahren sein. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, um da wieder hinzukommen, wo wir vor der WM letztes Jahr waren.“ In Österreich wurde intensiv an den Basics gearbeitet, bei der UWV II in Ratzeburg geht es um den Feinschliff.

Gelingt der, muss sich das deutsche Boot in Paris nicht verstecken. Unter den acht olympischen Gegnern sind die Niederlande der Topfavorit auf Gold und Polen scheint erster Anwärter auf Rang zwei zu sein. „Auf dem Hallstättersee haben die Niederländer ja auch trainiert. Das war schon eine Hausnummer, was sie abgeliefert haben. Polen ist überraschend stark, wird sich aber mit Silber begnügen müssen“, ist die Prognose von Naske. Basisziel seiner Mannschaft wird es sein, wie in diesem Jahr schon zwei Mal vor der letzte Saison noch stärkeren Schweiz zu bleiben. „Wenn uns das gelingt, dann kann man auch Großbritannien und Italien angreifen und um eine Medaille kämpfen.“

Eine Voraussetzung dafür ist für Naske aber dringend notwendig: Menschlich muss es im Boot trotz unterschiedlicher Charaktere passen. „Wir als Underdogs, die auch physisch nicht die Stärksten sind, müssen einen richtig geilen Teamspirit haben, wenn wir erfolgreich sein sollen. Das haben wir letztes Jahr wunderbar hinbekommen und das müssen wir auch in Paris hinbekommen.“ 

Braucht Naske, dessen Vornamen gerne zu einem TOle zusammengezogen werden, das Ziel Olympia als oberste Motivation für seinen harten, oft zehrenden, zeitlich sehr ausgedehnten Sport? Die Antwort ist ein ziemlich klares Nein. „Ich rudere ja hauptberuflich, und es ist ein absoluter Traumberuf! Ich freue mich über jeden Kilometer, den ich machen darf, und nicht am Schreibtisch sitzen muss - das kommt noch früh genug. Man kann sagen, für mich ist das ein ganz exklusiver Lebensstil.“ Deswegen ist das Karriere-Ende für ihn auch noch weit weg. Den universitären Teil seines Jura-Studiums will er 2025 abschließen und „ein Jahr kürzertreten, aber das Niveau recht hoch halten“.

Das sagt Trainer Dirk Brockmann:

„Unser Ziel ist es, in den Rennen in Paris die bestmögliche Leistung abrufen, damit ins A- Finale fahren und möglichst von Platz 5 in der Welt nach vorne zu attackieren.  Der Trainingsrückstand von Moritz ist so weit wieder aufgeholt. Im Vergleich zur WM letztes Jahr stehen wir verbessert da. Nach der Trainingsarbeit mit höheren Umfängen in der UWV I arbeiten wir nun am Feinschliff fürs Rennen. Wir wollen hauptsächlich die Startphase verbessern und den Streckenschlag im Renntempo ökonomisieren.“

Die Fünf wollen mit einem "richtig geilen Teamspirit" erfolgreich sein. Foto: Maren Derlien
Wie bist Du zum Rudern gekommen?

Rudern war und ist in der Familie ein großer Bestandteil, daher war im Kindesalter mit 10 Jahren der Wille groß mit dem Rudersport anzufangen. Der Sport und die Wettkämpfe haben mich in den folgenden Jahren so begeistert, dass ich diesen Sport gerne auch auf Hochleistungsniveau weitermachen wollte. 

Würdest Du einen Tag ohne Dein Handy überleben?

Ja.

Welcher Erfolg bedeutet Dir am meisten?

Die Erfolge bei denen am Ende alles zusammengepasst hat. 

Was würdest Du einer/m jungen Sportlerin/Sportler mit auf den Weg geben?

Dass Sport eine tolle Sache ist, für die es sich lohnt zu kämpfen und Kompromisse zu finden, die aber auch immer Spaß machen sollte. 

Wie bist Du zum Rudern gekommen?

Durch mein Vater

Was ist Dein Ritual vor dem Wettkampf?

Erwärmen und locker bleiben 

Würdest Du einen Tag ohne Dein Handy überleben?

Ja.

Welcher Erfolg bedeutet Dir am meisten?

Olympiaquali WM 2023

Wie bist Du zum Rudern gekommen?

Ruder AG Grundschule

Was würdest Du mit 1 Million Euro machen?

Investieren

Was ist Dein Ritual vor dem Wettkampf?

Rechtzeitig am Start erscheinen

Was ist das älteste Kleidungsstück in Deinem Schrank?

Übergangsjacke

Würdest Du einen Tag ohne Dein Handy überleben?

Ja.

Welcher Erfolg bedeutet Dir am meisten?

U23 WM 2016 und 2018 2. Platz beim World Cup in Linz

Mit welcher/m Ruderin/Ruderer würdest Du gerne in den Urlaub fahren?

Max Appel

Wie bist Du zum Rudern gekommen?

Durch meinen Hortner

Was ist Dein Ritual vor dem Wettkampf?

Maurten Party 

Würdest Du einen Tag ohne Dein Handy überleben?

Ja.

Welcher Erfolg bedeutet Dir am meisten?

Olympia quali 

Was würdest Du einer/m jungen Sportlerin/Sportler mit auf den Weg geben?

Immer sein Ziel fest vor Augen haben 

Wie bist Du zum Rudern gekommen?

Durch meinen Bruder Jonathan Rommelmann 

Was würdest Du mit 1 Million Euro machen?

Reisen

Was ist Dein Ritual vor dem Wettkampf?

Hab keins.

Würdest Du einen Tag ohne Dein Handy überleben?

Ja.

Mit welcher/m Ruderin/Ruderer würdest Du gerne in den Urlaub fahren?

Jonathan Rommelmann