30. Aug. 2024 | Nationalmannschaft | von Luisa Gärtner

Starker Start der deutschen Ruderinnen und Ruder bei den Paralympics 2024

Nach einem herzhaften Lachen zeigen Helmich und Krumbein eine bravouröse Leistung. Foto: Maren Derlien/meinruderbild
Der PR3 Mixed 4+kurz vor seinem Start. Foto: Maren Derlien/meinruderbild
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Die Paralympischen Spiele 2024 wurden am Mittwochabend mit einer spektakulären Eröffnungsfeier eingeläutet, die Athlet:innen und Zuschauer:innen gleichermaßen begeisterte. Für die teilnehmenden Sportlerinnen und Sportler war der Einlauf ins Stadion ein besonderes Erlebnis, doch schon am übernächsten Tag begann der ernsthafte Teil des Wettkampfes: Die Vorläufe starteten, und die deutschen Athletinnen und Athleten stellten sich der Herausforderung mit großer Motivation.

Marcus Klemp: Ein durchwachsener Start ins Rennen

Marcus Klemp (ORC Rostock) war im PR1 Männer-Einer der erste deutsche Sportler, der sich im Vorlaufen beweisen musste. Am Start gelang es ihm noch, sich auf der dritten Position zu halten, dann verlor er jedoch schnell einen weiteren Platz und beendete das Rennen auf Rang vier. Mit diesem Platz muss er morgen in den Hoffnungslauf (Samstag, 31.08.2024 um 10.30 Uhr).

Nach dem Rennen zeigte sich Klemp selbstkritisch, aber auch optimistisch: „Ich hab gar nicht mitgekriegt, dass ich doch noch so nah an den Franzosen herangefahren bin. Ich hab seine Zieldurchfahrt für meine gehalten, also habe ich einen Schlag zu früh aufgehört, aber es war jetzt auch wieder nicht so eng, dass es was am Ausgang des Rennens geändert hätte. Das gibt gleich einen heißen Satz Ohren vom Trainer, aber es passiert,“ sagte er mit einem Schmunzeln. „Ansonsten ist es heute, glaube ich, klar geworden, dass ich jetzt nicht um den Vorlaufsieg mitfahre. Das war einfach stark von den Jungs. Aber ich habe das Gefühl, dass ich morgen noch einen draufpacken kann und dann schauen wir, ob es reicht.“ Es wird eine sehr schwere Aufgabe für den 42-Jährigen. Er muss über sich hinauswachsen, um sich den Einzug ins A-Finale zu sichern. Sowohl den Italiener Giacomo Perini als auch den Australier Erik Horrie hat er noch nie geschlagen.

Sein Trainer Jochen Weber zeigte sich hingegen nicht ganz zufrieden mit der Leistung seines Schützlings: „Wir haben uns ein bisschen mehr erhofft. Er hat mir was von einer Welle gesagt, die im Untergrund extrem genervt hat. Ich habe aus dem Begleitbus nichts sehen können aber alle Ruderer wissen, dass eine Miniwelle im Untergrund ungemütlich sein kann. Markus wird morgen alles geben, er muss aber auch über sich hinauswachsen!“

Jan Helmich und Hermine Krumbein: Ein starker Auftritt im Doppelzweier

Im zweiten Rennen des Tages, das aufgrund eines Gewitters über eine Stunde nach hinten verschoben werden musste, traten Jan Helmich und Hermine Krumbein (RG Hansa Dortmund und RC Normannia Braunschweig) im PR3 Mixed-Doppelzweier an. Die Beiden sorgten nicht nur mit ihrer sportlichen Leistung, sondern auch mit ihrer humorvollen Art für Aufsehen. Vor dem Rennen konnte man sie im Livestream sehen, während sie am Start lagen und lauthals lachten. „Kurz vor dem Start werden immer alle Boote mit Land und Namen aufgerufen, dann wissen die Sportler, wann sie in die Kamera winken könnten. Und mein Name wird da immer sehr lustig ausgesprochen und heute war’s - sagen wir – interessant“, erklärt Hermine Krumbein im Nachgang mit einem breiten Grinsen die Situation.

Im Rennen zeigten die beiden dann jedoch vollen Ernst und Strategie. „Wir sind sehr gut aus den Startblöcken gekommen, wussten aber, dass wir über die Strecke etwas an Speed einbüßen könnten. Deshalb haben wir daraufgesetzt, am Ende mit einem starken Schlussspurt nochmal alles rauszuholen,“ erklärte Jan Helmich nach dem Rennen. Der Plan ging auf: Mit einem phänomenalen Endspurt überholten sie die strake Konkurrenz aus Großbritannien und sicherten sich den verdienten Sieg.

Hermine Krumbein betonte wie wichtig die Atmosphäre für ihre Leistung war: „Die Kulisse hier ist Mega und gibt einem die Energie, die man am Ende noch braucht. Wir wollten uns den freien Tag morgen sichern und das ist uns gelungen.“ Auch ihr Trainer Marc Stallberg war voll des Lobes: „Sehr gute Entscheidung von Jan, den Endspurt früher anzusetzen. Verdienter Sieg, jetzt heißt es regenerieren und auf das Finale vorbereiten!“

Vierer mit Steuermann: Finaleinzug geschafft, doch das Team will mehr
Susanne Lackner, Valentin Luz, Marc Lembeck, Kathrin Marchand und Steuerfrau Inga Thöne (Mannheimer RV Amicitia, Frankfurter RG Germania, beide RTHC Leverkusen, Ulmer RC Donau) sicherten sich im Vorlauf des Mixed-Vierers mit Steuermann einen Platz im A-Finale, zeigte jedoch nach dem Rennen gemischte Gefühle. Obwohl die Mannschaft stabil gerudert und den zweiten Platz erreicht hatte, war die Stimmung zurückhaltend. „Es war ein solides Rennen, aber wir wissen, dass wir noch mehr draufhaben,“ sagte Lackner. „Der zweite Platz bringt uns ins Finale, aber für die Medaillen müssen wir am Sonntag mehr zeigen.“

Trainer Ralf Müller lobte die Mannschaft für die bisherige Leistung, wies aber auch auf die Herausforderungen hin: „Heute haben wir gesehen, dass unser Training Früchte trägt. Wir haben eine Zeit gefahren, die wir bisher noch nie erreicht haben. Aber die Briten haben heute einen neuen Maßstab gesetzt, ihre eigene Weltbestzeit pulverisiert. Da müssen wir am Sonntag noch einen Zahn zulegen.“

Das Team will den freien Tag vor dem A-Finale nutzen, um sich optimal vorzubereiten. „Die Atmosphäre hier ist großartig und das motiviert uns, am Sonntag unser Bestes zu geben. Wir wissen, was wir können und wir werden alles tun, um das im Finale zu zeigen,“ ist Valentin Luz motiviert.

Ausblick auf die kommenden Rennen

Marc Stallberg zeigte sich insgesamt zufrieden mit dem ersten Wettkampftag: „Ein guter Renntag für die deutschen Mannschaften, das Finale ist erreicht. Morgen werden wir den Tag noch einmal zum Training nutzen, um am Sonntag frisch ans Werk zu gehen.“ Besonders spannend wird der Hoffnungslauf von Markus Klemp, der in einem starken Feld antreten muss. „Das wird morgen quasi schon sein Finale. Ich weiß aber, dass Markus alles geben wird.“

Die deutsche Mannschaft startet mit viel Engagement und einigen Erfolgserlebnissen in die Paralympischen Spiele 2024. Nun gilt es, die Leistungen in den kommenden Tagen weiter zu steigern, um die Medaillenhoffnungen zu erfüllen und die beeindruckende Atmosphäre der Spiele zu genießen.

Morgen geht es um 10.30 Uhr für das deutsche Team los. Der Livestream ist hier zu finden

Events

Boote

Vorlauf 2 7:12.07 1 . Platz
Finale A 7:28.31 3 . Platz

Vorlauf 2 9:26.88 4 . Platz
Hoffnungslauf 2 9:36.29 3 . Platz
Finale B 9:47.43 1 . Platz

Vorlauf 1 6:56.84 2 . Platz
Finale A 7:03.17 4 . Platz

Galerien