20. Mai 2024 | Nationalmannschaft | von Hans Strauss

Alle sieben DRV-Boote im Showdown um die Paris-Tickets

Mit Platz zwei im Halbfinale auf Kurs: Sönke Kruse (links) und Julius Christ. Foto: meinruderbild
Kein Blick zurück im Zorn: Frederik Breuer, Malte Großmann, Kaspar Virnekäs und Jasper Angl (von rechts) nach dem zweiten Platz im Hoffnungslauf des Riemen-Vierers der Männer. Foto: meinruderbild
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Das Zwischenziel ist verwirklicht. Alle sieben angetretenen Boote des Deutschen Ruderverbandes haben die Finals der Nachqualifikation zu den Olympischen Spielen und der Qualifikation für die Paralympics erreicht. Am Pfingstmontag (20. Mai 2024) setzten sich auf dem Luzerner Rotsee als letzte Mannschaften der Männer-Zweier ohne mit Platz zwei in seinem Halbfinallauf und der Männer-Vierer ohne mit Rang zwei im Hoffnungslauf durch. Alle anderen Boote hatten Pause und bereiteten sich auf die große Entscheidung am Dienstag (10 bis 13 Uhr) vor, wenn jeweils nur Platz eins oder zwei ein Ticket nach Paris bringen werden.

Das DRV-Ziel, noch weitere zwei plus x Boote in den olympischen Klassen zu qualifizieren, ist also durchaus erreichbar. Die Erwartungen deutlich höher zu schrauben, ist allerdings nicht angebracht. Keines der DRV-Boote geht als Topfavorit in sein Finale. „Im Zweier und im Vierer haben wir heute gesehen, dass viele Boote auf einem ähnlichen Level sind. Es kann also auch ein Quäntchen Glück nötig sein, um das Ziel zu erreichen“, sagte Cheftrainerin Brigitte Bielig. Zudem soll sich die Sonne, die sich am Pfingstmontag noch ausgiebig zeigte, verabschieden. Das Wetter wird umschlagen, Gegenwind und Regen sind angekündigt und werden für erschwerte Bedingungen sorgen. „Ich hoffe, dass wir uns davon nicht rausbringen lassen“, sagte Bielig. Denn eine mutige, aber auch überlegte Rennführung wird nötig sein, um beim Showdown nicht leer auszugehen.

Christ/Kruse ziehen den Plan durch

Sie waren zufrieden. Julius Christ und Sönke Kruse (RTHC Leverkusen und RV Münster) erreichten mit Platz zwei in ihrem Halbfinale sicher das Finale. Die drei Boote im Sechser-Feld, die sich durchsetzen würden, schälten sich frühzeitig heraus. Litauen mit den Stankunas-Zwillingen feierte einen Start-Ziel-Sieg, das DRV-Duo behauptete mit am Ende 1,14 Sekunden Rückstand sicher Platz zwei, und Tschechien war selbst als abgeschlagener Dritter für die restliche Konkurrenz aus Hongkong, Indien und Österreich noch viel zu stark.  „Wir hatten ein deutlich kontrolliertes Rennen als im Vorlauf und haben den Rennplan durchgezogen. Weil wir in der nötigen Position waren, haben wir es nur zu Ende gebracht“, sagte Bugmann Julius Christ. Und fügte an: „Morgen wollen wir mindestens Zweiter werden!“ Fast alle Boote im Finale machen sich allerdings Hoffnungen auf die Olympia-Qualifikation. 

Stabile Leistung des Männer-Vierers ohne

Alles nach Plan lief auch für das zweite Riemen-Boot. Der Männer-Vierer ohne mit Frederik Breuer, Malte Großmann, Kaspar Virnekäs und dem im Vorlauf noch erkrankt fehlenden Jasper Angl (Bonner RG, RC Favorite Hammonia, Münchener RC, RV Münster) erreichte als Zweiter seines Hoffnungslaufes das Finale. Zwei der vier Boote kamen weiter, die Kräfteverhältnisse wurden frühzeitig klar. Südafrika landete einen Start-Ziel-Sieg, die deutsche Mannschaft behauptete durchgehend Rang zwei und lieferte dem Boot aus Polen keinen Hoffnungsschimmer, von Rang drei nach vorne stoßen zu können. Die stabile Leistung mit dem wieder voll belastbaren Rückkehrer Angl und den beiden Nachwuchskräften Breuer und Virnekäs, die kein Lampenfieber zeigten, war erfreulich. „Morgen heißt es Alles oder nichts: Mitfahren mit den ersten Booten und im Endspurt schauen, was geht. Ruderisch war es ein bisschen zu aufwändig heute, da sollten wir effektiver sein“, sagte Kaspar Virnekäs. Italien ist der klare Favorit, alle anderen Boote können sich Hoffnungen auf Platz zwei machen.

Die Vorschau auf den Finaltag

Frauen-Zweier ohne (10.31 Uhr/Bahn 3): Lena Sarassa und Hannah Reif (Crefelder RC, Frankfurter RG Germania) holten sich mit Platz zwei im Bahnverteilungsrennen eine große Portion Selbstvertrauen für das Finale. Überlegener Sieger war Dänemark, das sich damit in die Favoritenrolle für das Finale schob.  Die geringen Abstände zwischen dem deutschen Zweier, dem Dritten Kroatien und dem Vierten Neuseeland lassen einen spannenden Dreikampf um den zweiten Qualifikationsplatz mit allen Chancen für das DRV-Boot erwarten, das an die Leistung vom Sonntag anknüpfen will. 

Männer-Zweier ohne (10.40 Uhr/Bahn 2):  Julius Christ und Sönke Kruse müssen sich im Finale auf ein enges, spannendes Rennen einstellen. Neben dem selbstbewussten deutschen Duo kommen mit den Niederlanden, Dänemark, Litauen und Serbien wohl vier weitere Boote für die zwei Paris-Plätze infrage. 

Männer-Vierer ohne (10.59 Uhr/Bahn 1): Für Frederik Breuer, Malte Großmann, Kaspar Virnekäs und Jasper Angl wird die Aufgabe im Finale fordernd. Ein Paris-Ticket scheint bereits an Top-Favorit Italien vergeben. Dahinter erheben neben dem deutschen Vierer auch die Schweiz, die Ukraine, Dänemark und Südafrika Anspruch auf die Qualifikation für die Spiele. Sechs Boote und kein Außenseiter dabei, da wird es eine makellose Leistung für den Erfolg brauchen.

Leichter Männer-Doppelzweier (11.30 Uhr/Bahn 4): Geht es nach den beiden Vorläufen, sind Deutschland, Frankreich und Griechenland die Top-Anwärter auf die beiden offenen Startplätze bei den Olympischen Spielen. Paul Leerkamp und Jonathan Rommelmann (Osnabrücker RV, Crefelder RC) waren in ihrem Vorlauf klar das stärkste Boot. Leerkamps jugendliche Frische und Rommelmanns Erfahrung, die alleine durch Olympia-Silber in Tokio dokumentiert wird, sollen den Weg nach Paris ebnen. 

PR2 Mixed-Doppelzweier (11.39 Uhr/Bahn 3): Der neue Zweier mit Jasmina Bier und Paul Umbach (RG Hansa Hamburg, RC Nürtingen) qualifizierte sich als Vorlaufsieger direkt für das Finale. Ebenso wie Israel, das sich im mit nur zwei Hundertstelsekunden Vorsprung überraschend gegen Frankreich durchsetzte. „Das sind die drei Boote, die die beiden Qualiplätze unter sich ausmachen werden. Alle sind hellwach, das Finale wird eine ganz heiße Kiste“, sagte Marc Stallberg, der Cheftrainer Para. Im Erfolgsfall wäre die deutsche Mannschaft in allen fünf Klassen bei den Paralympics vertreten. Das kann außer dem DRV in Luzern nur noch Frankreich schaffen. 

Frauen-Doppelzweier (11.52 Uhr/Bahn 3): Frauke Hundeling und Sarah Wibberenz (Deutscher RC und RC Havel Brandenburg) zeigten im Vorlauf, dass man sie auf der Rechnung haben muss, und ließen mit der Schweiz und Südafrika zwei Mitfavoriten hinter sich. Tschechien, das im anderen Vorlauf vier Sekunden schneller als der deutsche Doppelzweier war, könnte im Finale der stärkste Widersacher werden.

Frauen-Achter (12.50 Uhr/Bahn 2): „Wunder beginnen immer dann, wenn wir unseren Träumen mehr Energie geben als unseren Ängsten“, heißt es auf einem Zettel, der an der Tür eines Teamzimmers klebt. Klappt es mit dem kleinen Wunder? Im Bahnverteilungsrennen der vier Großboote haben die deutschen Frauen mit ihrem zweiten Platz hinter den überlegenen Italienerinnen für einen Achtungserfolg gesorgt, der viel Selbstvertrauen für das Finale gibt. Dort dürfte China, das im ersten Vergleich auf den dritten Rang verwiesen wurde, der große Konkurrent um den zweiten Quotenplatz für die Olympischen Spiele werden. Wie stark sich die Chinesinnen zu steigern vermögen, ist die Frage. Dänemark wurde im Bahnverteilungsrennen Vierter und müsste sich erheblich steigern, wenn es mitreden will. 

Livestream vom Finale

Ein Livestream von den Finalrennen wird von World Rowing ab 10 Uhr angeboten. Blitzschnell über den Ausgang der Rennen aus deutscher Sicht sind Sie auch über unsere Social-Media-Kanäle bei Instagram und Facebook informiert.

Events

Boote

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 7:20.48 2 . Platz
Finale A 7:27.13 6 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 6:18.58 2 . Platz
Finale A 6:31.79 4 . Platz

Vorlauf 3 6:32.51 1 . Platz
Halbfinale A/B 1 6:36.89 2 . Platz
Finale A 6:30.26 1 . Platz

Vorlauf 2 6:01.81 2 . Platz
Hoffnungslauf 2 6:03.23 2 . Platz
Finale A 6:04.54 3 . Platz

Vorlauf 2 7:01.27 1 . Platz
Finale A 7:07.43 3 . Platz

Vorlauf 2 6:21.77 1 . Platz
Finale A 6:28.46 3 . Platz

Vorlauf 2 8:35.17 1 . Platz
Finale A 8:27.14 3 . Platz

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