19. Mai 2024 | Nationalmannschaft | von Hans Strauss

Toller Start macht Hoffnung auf mehrere Paris-Tickets

Gut gemacht: Frauke Hundeling (links) und Sarah Wibberenz nach ihrem Vorlaufsieg im Doppelzweier. Foto: meinruderbild
Als Vorlaufsieger direkt ins Finale: Jasmina Bier (links) und Paul Umbach im Para-Mixed-Zweier PR 2. Foto: meinruderbild
Sicherer Sieger ihres Vorlaufs: Paul Leerkamp (vorne) und Jonathan Rommelmann stehen im Finale des Leichtgewichts-Doppelzweiers der Männer. Foto: meinruderbild
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Ein vielversprechender Start in die olympische Nachqualifikation und paralympische Qualifikation auf dem Luzerner Rotsee gelang der deutschen Nationalmannschaft. In den Vorläufen am Pfingstsonntag (19. Mai 2024) erruderten die sieben Boote ausschließlich erste und zweite Plätze. Direkt den Sprung in die Finals um die jeweils zwei Paris-Startplätze am Dienstag schafften bei guten Bedingungen als Vorlaufsieger der Frauen-Doppelzweier, der leichte Doppelzweier der Männer und der Para-Mixed-Doppelzweier in der Klasse PR2. „Wir freuen uns über unser Abschneiden, aber die Anspannung bleibt groß. Erst am Dienstag fallen die Entscheidungen. Wenn wir dann auch so ein Ergebnis einfahren würden, wäre es schon sehr, sehr gut“, sagte Cheftrainerin Brigitte Bielig. „Wir hatten uns gut vorbereitet, der Tag heute sollte allen Mannschaften Selbstvertrauen geben. Nun müssen sie selbst dafür sorgen, dass die Früchte der Arbeit auch geerntet werden können.“ 

Bier/Umbach werden Favoritenrolle gerecht

Der PR2-Mixed-Zweier mit Jasmina Bier und Paul Umbach (RG Hansa Hamburg, RC Nürtingen) wurde seiner Favoritenrolle im Vorlauf gerecht. Die Boote aus Brasilien und Thailand konnten dem deutschen Boot nicht folgen, das sich mit seinem überlegenen Sieg direkt für das Finale am Dienstag qualifizierte. Ebenfalls als Finalist steht Israel fest, dass sich im anderen Vorlauf mit nur zwei Hundertstelsekunden Vorsprung überraschend gegen Frankreich durchsetzte. „Der Zweier hat seine Pflichtaufgabe erfüllt. Die Israelis haben überraschend Frankreich geschlagen. Das sind die drei Boote, die es unter sich ausmachen werden. Alle sind hellwach, das Finale am Dienstag wird eine ganz heiße Kiste“, sagte Marc Stallberg, der Cheftrainer Para. 

Sarassa/Reif überzeugen mit Rang zwei

In den olympischen Bootsklassen holte sich der Frauen-Zweier ohne im Bahnverteilungsrennen eine große Portion Selbstvertrauen für das Finale. Lena Sarassa und Hannah Reif (Crefelder RC, Frankfurter RG Germania), bisher meist in der ersten Rennhälfte stärker, überraschten mit einem starken Finish und jagten Kroatien auf den letzten 500 Metern noch den zweiten Platz ab. Überlegener Sieger war Dänemark, das sich damit in die Favoritenrolle für das Finale am Dienstag schob. Die geringen Abstände zwischen dem deutschen Zweier, dem Dritten Kroatien und Vierten Neuseeland lassen einen spannenden Dreikampf um den zweiten Qualifikationsplatz für Paris mit allen Chancen für das DRV-Boot erwarten. 

Kruse/Christ der schnellste Zweier ohne

Für den Männer-Zweier ohne lief es im Vorlauf wie am Schnürchen. Julius Christ und Sönke Kruse (RTHC Leverkusen und RV Münster) sicherten sich in einem Bord-an-Bord-Kampf den Sieg gegen den favorisierten Varese-Dritten Dänemark und fuhren durch das von beiden Booten ehrgeizig geführte Duell auch die schnellste Zeit aller drei Vorläufe. Das hebt die Stimmung, selbst wenn sich jeweils drei Boote für die Halbfinals am Montag qualifizierten. Christ/Kruse lagen schon bei der 500-Meter-Marke in Führung vor Dänemark, bauten sie bei 1000 Metern aus, und wehrten die Attacke der Gegner in der Schlussphase erfolgreich ab. Hongkong und Indien konnten erwartungsgemäß nicht mithalten. „Die Zeit ist sicher auch das Resultat aus dem Zweikampf mit den Dänen über die gesamten 2.000 Meter. Es macht natürlich extra Spaß, wenn man den eigenen Bugball am Ende dann auch vorne hat. Dass wir nach dem Auftakt an der richtigen Stelle stehen, gibt uns zusätzliches Selbstvertrauen und Zuversicht“, bemerkte Kruse. Im Halbfinale am Montagmorgen will sich das DRV-Boot nun keine Blöße geben, um weiter um das Paris-Ticket mitzureden.

Hundeling/Wibberenz bleiben vor der Schweiz

Als erstes DRV-Boot der olympischen Klassen zog der Doppelzweier der Frauen mit seinem Vorlaufsieg direkt ins Finale ein. Frauke Hundeling und Sarah Wibberenz (Deutscher RC und RC Havel Brandenburg) zeigten, dass man sie auf der Rechnung haben muss, und ließen mit der Schweiz und Südafrika zwei Mitfavoriten hinter sich. Südafrika legte den besten Start hin, doch das DRV-Boot schob sich im Verlaufe des Rennens immer mehr heran und ging auf den letzten 500 Metern zusammen mit der Schweiz vorbei. Auch das eidgenössische Boot mit der ehemaligen Einer-Weltmeisterin Jeannine Gmelin hätte sich den Umweg über den Hoffnungslauf gerne erspart, aber Hundeling und Wibberenz behaupteten eine Länge Vorsprung bis zum Zielstrich.

„Wir haben unser erstes Ziel erreicht und sind ins Finale gefahren, auch wenn es kein supergutes Rennen von uns war. Jetzt haben wir einen Tag, um daran zu arbeiten“, sagte Schlagfrau Wibberenz. Ebenfalls ins Finale ein zog im anderen Vorlauf Tschechien, das trotz seines ungefährdeten Sieges vier Sekunden schneller als der deutsche Doppelzweier war und damit für das Finale in die Favoritenrolle rückte.

Männer-Vierer ohne in den Hoffnungslauf

Der Männer-Vierer ohne wäre ebenfalls gerne als Vorlaufsieger direkt ins Finale eingezogen, doch das klappte nicht. Im zweiten Vorlauf war das Quartett aus der Schweiz stärker als Frederik Breuer, Malte Großmann, Kasper Virnekäs und Marc Kammann (Bonner RG, RC Favorite Hammonia, Münchener RC, Der Hamburger und Germania RC), der am Schlag den leicht erkrankten Jasper Angl ersetzte. Bei der 1000-Meter-Marke hatten die Eidgenossen die Führung vor den am schnellsten gestarteten Deutschen übernommen und bauten sie immer weiter aus. Als Kammann und Co. erkannten, dass die Schweizer nicht mehr zu holen waren, nahmen sie das Tempo heraus und gaben sich mit dem zweiten Platz zufrieden.

„Die Start- und Nachstartphase war gut, da konnten wir einen Speed aufbauen. Wenn wir dieses Tempo auch auf der zweiten Streckenhälfte weiterfahren können, dann kann es insgesamt gut werden. Beim Weltcup in Varese haben wir ja gezeigt, dass wir die Schweiz schlagen können. Wir bleiben dran“, sagte Bugmann Breuer. Im Hoffnungslauf am Montag soll die Finalteilnahme gesichert werden, dann möglicherweise mit Angl am Schlag. Im anderen Vorlauf untermauerte Italien mit einem souverän kontrollierten Rennen seine Favoritenstellung im Kampf um die beiden letzten Paris-Tickets.

Start-Ziel-Sieg für leichten Doppelzweier

Geht es nach den beiden Vorläufen im leichten Doppelzweier der Männer, sind Deutschland, Frankreich und Griechenland die Top-Anwärter auf die beiden offenen Startplätze bei den Olympischen Spielen. Das deutsche Boot mit Paul Leerkamp und Jonathan Rommelmann (Osnabrücker RV, Crefelder RC) war in seinem Vorlauf klar das Stärkste und landete einen Start-Ziel-Sieg. Auf den letzten Metern konnten die beiden relativ entspannt wahrnehmen, dass hinter ihnen noch ein großer Kampf um den zweiten direkten Platz im Finale entbrannte, den Polen gegen Österreich für sich entschied. „Wir sind gut rausgekommen und waren bei 1000 Metern genau da, wo wir sein sollten. Wir haben dann versucht, einen Gang hochzuschalten, uns aber ein bisschen auseinandergearbeitet“, berichtete Paul Leerkamp. „Das wird die Aufgabe für das Finale sein, die dritten 500 gut zu treffen und dann den Endspurt gemeinsam hochzuziehen.“ Im ersten Vorlauf hatten sich Frankreich mit den Ex-Europameistern Beurey/Ludwig und der Doppelzweier aus Griechenland sicher durchgesetzt.

Frauen-Achter lässt China hinter sich

Zum guten Schluss des ersten Wettkampftages in Luzern wies auch der Frauen-Achter nach, dass er tatsächlich nach dem Paris-Ticket greifen kann. Im Bahnverteilungsrennen der vier Großboote sorgten die deutschen Frauen mit ihrem zweiten Platz hinter den überlegenen Italienerinnen für einen Achtungserfolg, der viel Selbstvertrauen für das Finale am Dienstag geben sollte. Dort dürfte China, dass mit 0,83 Sekunden auf den dritten Rang verwiesen wurde, erneut der große Konkurrent um den zweiten Quotenplatz für die Olympischen Spiele werden. Dänemark wurde im Bahnverteilungsrennen Vierter und muss sich erheblich steigern, wenn es am Dienstag mitreden will. 

„Es war noch kein perfektes Rennen, aber wir haben etwas erarbeitet, auf dem wir aufbauen können“, sagte Schlagfrau Nora Peuser nach dem Rennen.  Die Chinesinnen lagen lange deutlich hinter dem DRV-Achter, kamen am Ende aber stark auf. Doch Judith Guhse, Sophie Leupold, Tabea Kuhnert, Melanie Göldner, Lena Osterkamp, Annabelle Bachmann, Alyssa Meyer, Nora Peuser, und Steuerfrau Annalena Fisch (Rendsburger RV, Pirnaer RV, SC Magdeburg, RC Potsdam, Deutscher RC, RV Ingelheim, RC Tegel 1886, RU Arkona Berlin, RK am Wannsee) zeigten genug Widerstandskraft, um Rang zwei zu behaupten.  „Wir haben uns nicht aus der Ruhe bringen lassen und unser Ding gemacht. Die Chinesinnen kamen näher, aber wir hatten gut etwas dagegenzusetzen“, sagte Peuser.

Nur zwei Boote am Montag im Einsatz

Am Montag sind nun nur zwei DRV-Boote im Einsatz. Der Männer-Zweier ohne bestreitet sein Halbfinale gegen Tschechien, Österreich, Litauen, Hongkong und Indien und muss unter die ersten Drei, um das Finale zu erreichen (9.54 Uhr). Der Männer-Vierer trifft in seinem Hoffnungslauf auf Chile, Südafrika und Polen (10.30 Uhr) und muss mindestens Zweiter werden.   

Events

Boote

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 7:20.48 2 . Platz
Finale A 7:27.13 6 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 6:18.58 2 . Platz
Finale A 6:31.79 4 . Platz

Vorlauf 3 6:32.51 1 . Platz
Halbfinale A/B 1 6:36.89 2 . Platz
Finale A 6:30.26 1 . Platz

Vorlauf 2 6:01.81 2 . Platz
Hoffnungslauf 2 6:03.23 2 . Platz
Finale A 6:04.54 3 . Platz

Vorlauf 2 7:01.27 1 . Platz
Finale A 7:07.43 3 . Platz

Vorlauf 2 6:21.77 1 . Platz
Finale A 6:28.46 3 . Platz

Vorlauf 2 8:35.17 1 . Platz
Finale A 8:27.14 3 . Platz

Galerien