Am fünften und letzten Wettkampftag der U23-Weltmeisterschaften in Račice (Tschechien) standen weitere 12 A-Finals mit deutscher Beteiligung auf dem Programm. Bei besten Bedingungen – Sonnenschein und spiegelglattem Wasser (erst später kam etwas Gegenwind auf) – holten sechs Boote eine Medaille – 2 x Gold, 2 x Silber und 2 x Bronze. Damit fährt die Mannschaft des Deutschen Ruderverbandes mit insgesamt 12 Medaillen und dem zweiten Platz in der Nationenwertung nach Hause.
Föster neue U23-Weltmeisterin
Alexandra Föster (RC Meschede), die in dieser Saison mit ihrem sechsten Platz bei der olympischen Nachqualifikation in Luzern schon erste Weltcup-Erfahrung sammeln konnte, wurde ihrer Favoritenrolle im heutigen Einer-Finale mehr als gerecht. Die 19-Jährige setzte sich gemeinsam mit Schweizerin Aurelia-Maxima Janzen schon frühzeitig vom Rest des Feldes ab. Die Deutsche fuhr ein kontrolliertes Rennen und konnte die Schweizerin immer mit mindestens einer halben Bootslänge auf Distanz halten. Auf den letzten 500 m konnte Föster ihre Stärke ausspielen und deutlich Wasser zwischen sich und ihrer Verfolgerin bringen. Mit zweieinhalb Längen Vorsprung überquerte sie als erste die Ziellinie und darf sich nun als neue U23-Weltmeisterin feiern lassen. Was für eine steile Karriere für die junge Athletin von Trainer Sebastian Kleinsorgen. „Wirklich super, wie Alexandra das heute gelöst hat“, so U23-Bundestrainerin Brigitte Bielig.
BLM2x ist U23-Weltmeister
Mit der schnellsten Qualifikationszeit konnten sich Fabio Kress (Akademischer Ruderclub Würzburg e.V.) und Melvin Müller-Ruchholtz (Erster Kieler Ruder-Club von 1862 e.V.) zu Recht Hoffnung auf Gold im leichten Doppelzweier machen. Nach einem schnellen Start setzte sich das deutsche Boot bereits nach 250 m mit einer Länge von der Konkurrenz aus Frankreich und Belgien ab. Diesen Vorsprung nahmen sie mit auf die zweite Streckenhälfte. Auf den dritten 500 m konnten die Athleten von Trainer Simon Frank weiter Wasser zwischen sich und die Verfolger bringen. Mit knapp drei Sekunden Vorsprung gingen sie als Erster auf die letzte Teilstrecke. Den Angriff der Franzosen auf der Nebenbahn 250 m vor dem Ziel wehrte das deutsche Duo erfolgreich ab. Mit einer halben Länge Vorsprung gewinnen die Deutschen verdient die Goldmedaillen und dürfen sich als neue U23-Weltmeister feiern lassen. „Seit ich mit dem Rudern begonnen habe, war es immer mein Traum, Weltmeister zu werden. Es ist ein unglaubliches Gefühl, das muss ich jetzt erst einmal verdauen“, freut sich Melvin Müller-Ruchholtz. „Die Jungs haben das heute super gemacht“, freut sich Bielig.
BW2x ist Vize-Weltmeister
Mit der schnellsten Halbfinalzeit im Rücken gingen Cora Loch (Ruder-Gesellschaft 'Hansa' e.V .) und Schlagfrau Judith Guhse (Rendsburger Ruderverein e.V.) heute motiviert ins große Finale. Ihre größten Konkurrenten um Gold waren die Niederländerinnen, die das zweite Halbfinale gewannen. Doch zunächst waren es die Griechinnen, die das Tempo auf den ersten 1.000 m vorgaben. Das deutsche Duo ordnete sich auf Rang drei hinter dem Boot aus den Niederlanden ein. Auf den letzten 500 m konnten sowohl die Niederlande als auch Deutschland mit den Griechinnen gleichziehen, ein spannender Dreikampf um Gold, Silber und Bronze entbrannte. Am Ende war es eine Buglänge, die den Deutschen zu Gold fehlte, die nun als U23-Vize-Weltmeisterinnen nach Hause fahren. Gold ging an die Niederlande. "Wir sind sehr zufrieden mit der Silbermedaille. Wir haben das überhaupt nicht erwartet. Das war eine richtig coole WM", freut sich Judith Guhse.
BM2x gewinnt Silber
Wie im Rennen zuvor übernahmen auch im Finale des BM2x die Griechen das Tempo. Aaron Erfanian (Deutscher Ruder-Club von 1884 e.V.) und Moritz Wolf (Berliner Ruder-Club e.V.) nahmen die Verfolgung auf und überquerten mit etwas mehr als einer Sekunde Rückstand die 1.000-m-Marke auf Rang zwei vor der Schweiz. Auf der dritten Teilstrecke musste das deutsche Duo etwas abreißen lassen, knapp zwei Bootslängen trennten sie nun von Gold. Doch die Athleten von Trainer Adrian Bretting gaben sich nicht geschlagen und zündeten auf den letzten 500 m nochmal den Turbo – doch es sollte nicht reichen. Am Ende wird es Silber für die deutsche Crew, Bronze geht an die Schweiz. „Mit dem Rennen heute sind wir super zufrieden“, so Moritz Wolff nach der Siegerehrung.
BW8+ gewinnt Bronze
Nach dem Überraschungserfolg bei der Heim-EM in Duisburg im vergangenen Jahr wollten Katharina Bauer, Paula Hartmann, Alissa Buhrmann, Anna Kracklauer, Stina Röbbecke, Lisa Hobrook, Annika Weber, Katja Fuhrmann und Steuerfrau Neele Erdtmann (RV Treviris 1921 e.V./Mainzer RV v. 1878 e.V./Lübecker RG v. 1885 e.V./ Ruder-Club 'Allemannia von 1866'/Celler RV/Hanauer RC Hassia e.V./Renn-Ruder-Gemeinschaft Mühlheim e.V./Laubegaster RV Dresden e.V./RV Waltrop v. 1928 e.V.) auch heute um die Medaillen im Achter mitrudern. Daran ließen sie im Finale keinen Zweifel aufkommen. Nach einem schnellen Start konnte sich das deutsche Boot auf den ersten 500 m zunächst mit einer halben Länge vor den engsten Verfolgerinnen aus den USA und den Niederlanden absetzen. Bis zur 1.000-m-Marke konnten die US-Amerikanerinnen auf das deutsche Boot aufschließen. Bug an Bug ging es auf die zweite Streckenhälfte. Während das Boot aus den USA das Tempo verschärfte, mussten die Athletinnen von René Burmeister etwas abreißen lassen und nun auch das Boot aus den Niederlanden ziehen lassen. Als Dritter gingen die Deutschen auf die letzten 500 m. Gold und Silber war zu dieser Zeit bereits vergeben, die Crew um Steuerfrau Neele Erdtmann konnte ihre Bronzemedaille souverän bis ins Ziel verteidigen – eine tolle Leistung. "Wir sind sehr zufrieden. Besonders mit der Vorgeschichte, dass der Frauen-Riemen-Bereich sehr lange keine WM-Medaille geholt hat. Deswegen freuen wir uns auch für das ganze Team, dass wir so gut abgeschnitten haben", so Steuerfrau Neele Erdtmann.
Bronze für den BM8+
Das Achterfinale war an Spannung nicht zu überbieten. Nach dem Umweg Hoffnungslauf wollten Mark Hinrichs, Henry Hopmann, Benedict Eggeling, Floyd Benedikter, Tassilo Von Müller, Mattes Schönherr, Julian Garth, Schlagmann Jasper Angl und Steuermann Till Martini (Limburger Club für Wassersport 1895/1907 e.V./RC Hansa von 1898 e.V. Dortmund/Ruder-Club Favorite Hammonia Hamburg/RV Münster von 1882 e.V./RK am Baldeneysee e.V., RC Potsdam e.V./Crefelder Ruder-Club 1883 e.V./ RV 'Neptun' e.V. Konstanz/Olympischer Ruderclub Rostock von 1956 e.V.) heute definitiv im Medaillenkampf mitmitschen. In einem engen Rennen – gleich vier Boote (USA, Deutschland, Großbritannien und Niederlande) gingen innerhalb von einer Sekunde auf die zweite Streckenhälfte. Auf der dritten Teilstrecke schob sich die Crew von Trainer Christian Viedt auf den zweiten Rang vor und ging mit 19 Hundertstel Rückstand auf die führenden US-Amerikaner auf die letzten 500 m. Nun zogen auch die Briten gleich, ein Dreikampf um Gold, Silber und Bronze entbrannte. Am Ende hatten die Briten ihr Bug vorne, dicht gefolgt von den USA und den Deutschen auf dem Bronzerang. „Das war wirklich ein spannendes Rennen, die drei Boote lagen wirklich lange alle gleichauf. Schade, dass es am Ende nur Bronze wurde“, so Bielig.
BW4- wird Fünfter
Nach ihrem Vorlaufsieg wollten Mira Moch (Regensburger Ruder-Klub von 1890 e.V.), Gerlinde Obenaus, Luisa Schade (beide Ruder-Club Potsdam e.V.) und Schlagfrau Hanna Winter (Lübecker Ruder-Gesellschaft v. 1885 e.V.) im Vierer ohne heute um die Medaillen mitrudern. Doch schon früh im Rennen wurde deutlich, dass das heute ganz schwierig wird. An der Spitze gaben die Britinnen ein hohes Tempo vor, das deutsche Boot lag nach 500 m schon vier Sekunden hinter den Führenden. Im weiteren Rennverlauf mussten die Athletinnen von Sven Ueck weiter abreißen lassen und kamen am Ende als Fünfte mit 13 Sekunden Rückstand auf die Siegerinnen aus GB ins Ziel. Zu Bronze fehlten dem Quartett fast acht Sekunden.
BM4- verpasst Medaille
Ähnlich wie dem Frauen-Vierer zuvor erging es Leon Knaack (Deutscher Ruder-Club von 1884 e.V.), Luis Ellner (Frankfurter Rudergesellschaft 'Germania' 1869 e.V.), Paul Kirsch (Frankfurter Rudergesellschaft 'Germania' 1869 e.V.) und Schlagmann Ryan Smith (Deutscher Ruder-Club von 1884 e.V.) im Vierer ohne. An der Spitze übernahmen zunächst die Iren das Tempo, bevor diese auf der zweiten Teilstrecke von Kanada überholt wurden. Das deutsche Boot ging als Vierter über die 1.000-m-Marke. Der Rückstand auf Bronze betrug zu der Zeit drei Sekunden. Doch statt Meter gut zu machen, fiel die Crew von Trainer Ralf Hollmann weiter zurück. Am Ende trennte das deutsche Boot auf Rang fünf elf Sekunden von den Siegern aus Kanada und etwas mehr als fünf Sekunden fehlten zu Bronze.
Clotten wird Fünfte
Ebenfalls Fünfte wurde Cosima Clotten (Neusser Ruderverein e.V.) im leichten Einer. Beim eindrucksvollen Sieg der Italienerin konnte die Deutsche auf den ersten 1.000 m noch gut mithalten, musste auf der zweiten Streckenhälfte dann aber etwas abreißen lassen. 500 m vor dem Ziel war der Bronzerang mit sieben Rückstand bereits in weite Ferne gerückt. Am Ende wird es Rang fünf für die Neusserin.
BLW2x wird Vierter
Mit der zweitschnellsten Vorlaufzeit hatten sich Bugfrau Rieke Hulsen (TSV Otterndorf von 1892 e.V. Ruderabteilung) und Schlagfrau Pauline Sauter (Heidelberger Ruderklub 1972 e.V.) direkt für das Finale im leichten Doppelzweier qualifiziert und sich damit Hoffnung auf Edelmetall gemacht. Bis zur 500 m Marke lag das Feld noch eng zusammen, auf der zweiten Teilstrecke konnten sich die Italienerinnen aber mit einer Länge von der Konkurrenz absetzen. Mit etwas mehr als vier Sekunden Rückstand ging das deutsche Boot als Vierter auf die zweite Streckenhälfte. Während sich auf der Außenbahn das Boot aus der Türkei etwas überraschend auf den zweiten Rang vorschob, mussten die Deutschen weiter abreißen lassen. Nach 1.500 m betrug der Rückstand auf die drittplatzierten Polen schon vier Sekunden. Auf den letzten 500 m musste das bis dahin führende Boot aus Italien dem hohen Tempo Tribut zollen und die Türkinnen und neuen U23-Weltmeisterinnen vorbeiziehen lassen. Deutschland beendet die WM auf dem vierten Rang.
BM4x verpasst Medaille
Die Junioren-Weltmeister von 2019, Paul Berghoff, Elrond Kullmann, Paul Krueger und Schlagmann Tom Granitz (SC Magdeburg e.V. Abteilung Rudern, Berliner Ruder-Club e.V., Dresdner Ruder-Club 1902 e.V.), wollten nun im U23-Bereich nach einer Medaille greifen. In einem spannenden Rennen überquerten gleich vier Boote - Deutschland, Italien, Niederlande und Tschechien - innerhalb von einer Sekunde die 1.000 m Marke. Auf den dritten 500 m konnten sich die Lokalmatadoren dann allerdings mit einer halben Länge von der Konkurrenz absetzen, das deutsche Boot musste etwas abreißen lassen. Während die Boote aus Italien und den Niederlanden immer mehr auf die führenden Tschechen aufschlossen und ein Dreikampf um die Medaillen entbrannte, verloren die Deutschen den Anschluss. Beim Heimsieg der Tschechen kamen die Jungs von Trainer Dirk Brockmann als Vierter ins Ziel.
Gelsen vergibt Medaillenchance
Lange sah es nach einer Medaille für Einer-Fahrer Jonas Gelsen (Ruder-Club Nassovia Höchst 1881 e.V.) aus. Die Führung im Finale übernahm zunächst der Pole, der sich auf den ersten 500 m mit einer Länge vom Deutschen und Dänen absetzen konnte. Gelsen fuhr eine kontrollierte zweite Streckenhälfte und löste sich von Secher. Als Zweiter mit knapp einer Länge Rückstand auf den bis dahin führenden Polen ging es auf die letzten 500 m. Eine Medaille schien greifbar, doch auf den letzten Metern verließen den Deutschen die Kräfte und der überraschend starke Bulgare auf der Außenbahn, der sich am Ende die Goldmedaille sicherte, sowie der Däne zogen am deutschen Boot vorbei. Als Vierter hat Gelsen das Podium knapp verpasst.
Von Bülow beendet WM auf dem 9. Rang
Im einzigen B-Finale mit deutscher Beteiligung wurde Max von Bülow (Ruder-Club 'Allemannia von 1866') im leichter Einer Fünfter. Damit beendet der Hamburger die WM auf dem neunten Rang.
U23-Bundestrainerin Brigitte Bielig freute sich über das gute Abschneiden ihrer Mannschaft. „Nach der dritten Goldmedaille war ich auch mit dem Gesamtergebnis zufrieden. Nachdem es heute etwas holprig angefangen hat, haben wir uns gut gesteigert. Insgesamt haben alle super gekämpft und tolle Ergebnisse erzielt. 12 Medaillen und 20 Finalplätze – so viele hatten wir lange nicht mehr -sind vor allem auch in der Breite eine gute Leistung, darauf können wir in den kommenden Jahren aufbauen.
Nachdem Pandemie-bedingt lange gar nicht klar war, ob die WM überhaupt stattfinden kann, war es für die Sportlerinnen und Sportler ein richtig toller Wettkampf. „Dass wir auch noch die Deutschen Meisterschaften rudern konnten, war wirklich gut und auch wichtig im Hinblick auf die WM. Die Sportler brauchen ja Wettkämpfe“, so Bielig.
Nach einem gemeinsamen Abschlussabend tritt die Mannschaft morgen die Rückreise an.
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