Corona-Erkrankungen in der Vorbereitung haben das aufgrund des schwachen Abschneidens in dieser Saison ohnehin knapp gehaltene Aufgebot des Deutschen Ruderverbandes für die Weltmeisterschaft vom 18. bis 25. September 2022 in Racice (Tschechien) weiter dezimiert. Der Männer-Doppelvierer, der Frauen-Zweier ohne Steuerfrau und der Frauen-Achter können nicht wie geplant starten. Bis auf Tabea Kuhnert, die aus dem Achter in den Skull-Bereich zurückkehrt, mussten alle Athleten aus diesen Booten die Saison vorzeitig beenden. „Für uns wird es leider eine WM der Übriggebliebenen“, sagt Chefbundestrainerin Brigitte Bielig.
Die DRV-Männer absolvierten direkt nach den European Championships bis Montag (29.8.) ein zweiwöchiges Trainingslager in Völkermarkt (Österreich). „Die Inhalte waren Umfänge, Grundlagen, Kraft, dazu Radfahren und Bergtouren. Sie haben sehr gut trainiert“, sagt Bielig. Der bei der EM schon wegen Corona ausgefallene Doppelvierer war in neuer Besetzung angereist, musste wegen eines positiven Corona-Falls aber schon nach vier Tagen wieder nach Hause fahren. Auch die WM fällt nun flach - bitter für die Athleten und Trainer.
Immer mehr Athletinnen positiv
Die DRV-Frauen gingen mit einem Athletikblock in Zakopane (Polen) neue Wege. In einem großen Sportkomplex standen dort Wandern, Kraft- und Ergometertraining auf dem Programm. Der für zehn Tage geplante Aufenthalt im Gebirge wurde auf eine Woche verkürzt, weil sich die Erkenntnis durchgesetzt habe, „dass wir nach den Ergebnissen von München wieder schneller zurück aufs Wasser wollten“ (Bielig). In Zakopane sei es schon zu Corona-Fällen gekommen, auch bei einem Trainer und einem Physiotherapeuten. Nach der Rückkehr nach Deutschland wurden dann immer mehr Athletinnen positiv. „Am Samstag mussten wir leider entscheiden, den Zweier und den Achter zurückzuziehen, und am Montag in einer Videokonferenz haben das auch alle akzeptiert“, so Bielig. „Die Sportler haben sich gut an die Hygiene-Maßnahmen gehalten. Ihnen ist kein Vorwurf zu machen“, unterstreicht die Cheftrainerin. Da ohnehin kein Vierer ohne Steuerfrau nominiert worden war, ist der DRV im Frauen-Riemen-Bereich damit bei der WM nicht vertreten.
Auch im Frauen-Skull gab es einen positiven Corona-Fall. Der Doppelvierer kann die WM-Vorbereitung jedoch fortsetzen. Tabea Kuhnert, die zuletzt in den Achter gewechselt war, kehrt in den Skull zurück und ergänzt nun die Bootsbesatzung.
Am Mittwoch sind die Skull-Frauen zur unmittelbaren Wettkampfvorbereitung (UWV) am Lago di Comabbio in der Lombardei eingetroffen, die Männer Riemen und Skull folgen am Freitag. Bis zum 10. September wird an zwei unterschiedlichen Standorten am gleichen See trainiert, dann kehren die Sportler kurz nach Hause zurück und am 14. September erfolgt die Anreise nach Racice. Auch in Italien wird es strenge Hygiene-Auflagen in den DRV-Hotels geben, um weitere Erkrankungen möglichst zu verhindern. „Ich hoffe, dass wir gut durchkommen“, sagt Bielig.
Gespräche mit den Athleten
Genutzt wurden die Trainingslager in Zakopane und Völkermarkt durch Sportdirektor Mario Woldt und die Cheftrainerin, um intensive Gespräche mit den Athleten zu führen und deren Meinung zu hören. Dabei ging es auch um die Zentralisierung des Trainingsbetriebs an den drei Leitstützpunkten, der für die folgende, vorolympische Saison vorgesehen ist. Ein klärendes Gespräch führten Vizepräsident Torsten Gorski, Woldt und Bielig zudem mit Oliver Zeidler und seinem Vater Heino, der ihn als Trainer betreut. Einer-Fahrer Zeidler hatte vor und während der European Championships harte Kritik am DRV geübt und unter anderem mangelnde sportliche Kompetenz moniert.
Fünf Para-Boote zur WM
Unterdessen hat Para-Bundestrainer Marc Stallberg für seinen Bereich die WM-Nominierung bekanntgegeben. Die drei bei der EM gestarteten Boote sind unverändert dabei, dazu kommen zwei Männer-Einer. Die Mannschaften bereiten sich dezentral auf die WM vor. Nach Silber und Bronze bei der Europameisterschaft steuern Manuela Diening im PR1-Einer und der PR3-Mixed-Vierer mit Susanne Lackner, Jan Helmich, Marc Lembeck, Kathrin Marchand und Steuerfrau Inga Thöne zunächst einmal den Einzug ins Finale an.
Für Markus Klemp im ebenfalls olympischen PR1-Einer, der in München aus beruflichen Gründen nicht dabei sein konnte, und den Mix-Doppelzweier mit Leopold Reimann und Sylvia Pille-Steppat hofft Bundestrainer Stallberg, dass sie zumindest Platz acht erreichen können. Dieser Rang würde die Aufnahme in den Perspektivkader und bessere Förderung bedeuten. „Bisher haben wir erst zwei Athleten im Perspektivkader, diese Zahl wollen wir erhöhen“, sagt Stallberg. Nominiert wurde zudem Paul Umbach im PR2-Einer.