26. Mai 2024 | Nationalmannschaft | von Hans Strauss und Tammo van Lessen

Edelmetall nur für Zeidler, Sorgen um Männer-Achter

Ausnahmsweise nicht in der Mitte des Siegetrios: Oliver Zeidler (links) musste sich im Einer-Finale von Luzern dem Niederländer Simon van Dorp beugen. Foto: meinruderbild
Erster Weltcup-Sieg: Manuela Diening überzeugte im Para-Einer auf dem Luzerner Rotsee und schrieb sich ins Geschichtsbuch ein. Foto: meinruderbild
Harmonisches Boot: Jan Helmich und Helene Krumbein feierten im Mixed-Zweier PR2 in Luzern ihren ersten gemeinsamen Weltcup-Sieg. Foto: meinruderbild
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Gute Ansätze zeigte die Ruder-Nationalmannschaft beim zweiten Weltcup der Saison auf dem Luzerner Rotsee, aber eben nicht mehr. Beim Finaltag am Sonntag (26. Mai 2024) blieb es bei einer Silber-Medaille für das deutsche Aufgebot. Oliver Zeidler (Frankfurter RG Germania) musste sich im Männer-Einer knapp dem Niederländer Simon Van Dorp geschlagen geben und wurde Zweiter. Für Zeidler war es die erste Niederlage seit dem Finale der Europameisterschaft 2023, als er Dritter geworden war. Paul Berghoff (SC Magdeburg) belegte bei seinem Weltcup-Debüt im B-Finale den vierten Platz.

Neben Zeidler schaffte es kein weiteres deutsches Olympia-Boot auf das Podest. Alexandra Föster (RC Meschede), die nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte war, belegte im Finale des Frauen-Einers den fünften Platz. Die Top-Athletinnen Karolien Florijn (Niederlande/1.), Tara Rigney (Australien/2.) und Emma Twigg (Neuseeland/3.) sind noch zu weit weg für die beste Deutsche, die sich aber an die Weltspitze heranpirscht. Juliane Faralisch (Frankfurter RG Germania) wurde im B-Finale Fünfte.

Der Doppelvierer der Männer mit Anton Finger (Berliner RC), Max Appel (SC Magdeburg), Tim-Ole Naske (RG Hansa Hamburg) und Julius Rommelmann (RRG Mülheim) belegte im Finale Rang fünf und erreichte sein Mindestziel, vor der Schweiz zu bleiben. Beide Boote tauschten gegenüber dem WM-Finale 2023 die Plätze. Standard-Schlagmann Moritz Wolff fehlt nach einer Mandeloperation noch.

Packender Endspurt des Frauen-Doppelvierers 

Der Doppelvierer der Frauen mit Maren Völz, Lisa Gutfleisch, Leonie Menzel und Pia Greiten (RC Potsdam, Heidelberger RK, RC Germania Düsseldorf, Osnabrücker RV) wurde im Finale Vierter. In einem packenden Endspurt, der gegen die Schweiz gewonnen wurde, kam das DRV-Boot sogar noch bis auf 0,30 Sekunden an den Drittplatzierten China heran. Stamm-Schlagfrau Tabea Schendekehl muss nach einem Rippenbruch noch ersetzt werden.

Der Deutschland-Achter hatte gegen die anderen Top-Nationen wenig zu bestellen und belegte den fünften und letzten Platz. Nach der krankheitsbedingten Heimreise von Mattes Schönherr trat er in der Besetzung Benedict Eggeling, Laurits Follert, Olaf Roggensack, Marc Kamann, Max John, Torben Johannesen, Wolf-Niclas Schröder, Hannes Ocik und Steuermann Jonas Wiesen (RC Favorite Hammonia, Crefelder RC, RC Tegel, Hamburger URGC, ORC Rostock, RC Favorite Hammonia, RU Arkona Berlin, Schweriner RG, RG Treis-Karden) an.

Der Leichtgewichts-Doppelzweier mit Nikita Mohr und Finn Wolter (RTHC Bayer Leverkusen, RC Witten) musste wegen Erkrankung von Mohr vor dem B-Finale zurückgezogen werden.

Manuela Diening (RV Münster) trug sich im Para-Einer PR1 der Frauen in das Geschichtsbuch ein. Sie gewann beim ersten Para-Weltcup auf dem Rotsee nach einem spannenden Finale vor Moran Samuel (Israel) und Birgit Skarstein (Norwegen). Auf den letzten 500 Metern ging Diening an den beiden namhaften Konkurrentinnen vorbei und feierte ihren bisher größten Sieg. Auch das zweite deutsche Para-Boot in Luzern feierte seinen ersten Weltcup-Sieg. Im Mixed-Doppelzweier PR 3 setzten sich Jan Helmich und Hermine Krumbein (RC Hansa Dortmund, RK Normannia Braunschweig) überlegen vor der Ukraine durch.

Bielig lobt die Doppelvierer

„Für uns war das eine wichtige Standortbestimmung zwei Monate vor den Spielen. Erfreulich ist, dass die Doppelvierer, obwohl nicht in Originalbesetzung, näher an die Spitzenboote herangerückt und beide vor der Schweiz geblieben sind, die bei der letzten Weltmeisterschaft jeweils vor uns gelegen hatte. Es gibt noch Schwächen, an denen gilt es jetzt weiter zu arbeiten“, sagte Cheftrainerin Brigitte Bielig in ihrem Fazit. „Der Deutschlandachter macht uns, das gebe ich zu, Bauchschmerzen. Bei der letzten WM waren wir näher am Top-Boot aus Großbritannien dran, als wir es jetzt sind. Ich sehe in erster Linie technische Probleme, die Mannschaft kommt nicht zusammen. Wir prüfen jetzt, welche Varianten wir noch offen haben. Dass Olli Zeidler hier mal Zweiter wurde, finde ich überhaupt nicht schlimm. Ich bin nach wie vor überzeugt, dass er seinen großen Traum, Olympiasieger zu werden, in Paris verwirklichen wird. Er ist ein gutes Rennen gefahren und endlich einmal wieder unter Druck gekommen, das ist zum jetzigen Zeitpunkt wichtig für ihn.“

 

Zeidler: „Ich wollte heute einfach zu viel“

„Ich glaube, ich wollte heute einfach zu viel“, fasste Oliver Zeidler nach dem Duschen sein Finale zusammen und meinte damit seinen aufwändigen Start, bei dem er Simon Van Dorp gleich mit aller Macht davonzufahren versuchte. Das gelang zunächst, der zähe Niederländer kam im Mittelteil aber wieder in Kontakt zu Zeidler. Bei der 1700-Meter-Marke versuchte der seinem Widersacher nochmals abzuhängen, touchierte aber die Bojenkette und brach auf den letzten Schlägen kräftemäßig völlig ein. So ging Van Dorp vorbei und feierte seinen ersten Sieg über den Deutschen und bestätigte Zeidlers Meinung, der schärfste Konkurrent um Gold in Paris zu sein. „Die anderen können auch rudern. Dem Simon allen Respekt“, sagte Zeidler.

Entkräftet lehnte er nach dem Rennen lange an einem Pfosten, schleppte sich zwar zur Siegerehrung, konnten aber zunächst keine Interviews geben. „Ich war körperlich ziemlich am Ende, weil ich einen Fehler bei der Ernährung gemacht habe. Die Pause zwischen dem letzten Essen und dem Rennen war einfach zu lang. Daraus werde ich lernen“, sagte Zeidler. Sorgen macht er sich keine: „Bisher bin ich aus einer Niederlage, wenn man einen zweiten Platz als solche bezeichnen will, immer gestärkt hervor gegangen. Das habe ich jetzt auch vor.“

Paris und Poznan nächste Stationen

Zeidler fährt den dritten und letzten Weltcup in Poznan (Polen) am zweiten Juni-Wochenende nicht. Er bestreitet stattdessen vom 12. bis 22. Juni ein zweites Trainingslager auf dem Olympischen Bassin in Frankreich, dass er bereits letztes Jahr kennengelernt hatte. Der Rest der Olympia-Boote wird die Chance wahrnehmen, in Polen weitere Rennpraxis zu sammeln und die beiden Doppelvierer dabei möglichst in der Wunschformation fahren zu lassen. Dirk Brockmann, der für die Skull-Männer verantwortliche Bundestrainer, zeigte sich mit dem Doppelvierer zufrieden.  „Das ist heute das A-Finale der letzten WM gewesen. Wir haben die Schweiz dominiert, die damals vor uns war, und sind Fünfter geworden. Es ist ein Schritt in die richtige Richtung gewesen. Die Abstände nach vorne sind mir immer noch etwas zu weit, bei der Gestaltung der dritten 500 Meter müssen wir noch ran, damit wir am Ende noch etwas gestalten können“, sagte Bundestrainer Dirk Brockmann. „Das ganz große Ziel ist, einen der großen Vier – die Niederlande, Polen, Italien und Großbritannien - zu schlagen.“      

Männer-Achter unter Druck zu instabil

Fünfter und Letzter im Testlauf, Fünfter auch im Finale – der Deutschland-Achter fuhr hinter seinem eigenen Anspruch hinterher. Dauersieger Großbritannien gewann das Rennen vor den USA und den Niederlanden, Vierter wurde Australien. „Wenn wir unter Druck geraten, bleiben wir technisch nicht stabil, verlieren die Schlaglänge und fangen an, hektisch zu agieren. Kämpferisch hat die Mannschaft alles probiert. Aber wir schlagen uns mit unseren eigenen Waffen und werfen alles über Bord“, sagte Bundestrainerin Sabine Tschäge. In Paris kommen noch Rumänien und die Ukraine als Gegner dazu, selbst das Erreichen des Finales wird ohne nachhaltige Steigerung eine schwer lösbare Aufgabe. „Die ersten Schläge waren nicht so gut, weshalb wir nach 200 Metern schon alles reinschmeißen mussten, um zum holländischen Achter Anschluss zu halten. Letztlich haben wir erkennen müssen, dass wir da über unseren Verhältnissen gelebt haben, und haben auf den zweiten 1.000 Metern die Quittung bekommen“, sagte Schlagmann Hannes Ocik.

Diening bleibt nach großem Sieg bescheiden

Drei Athletinnen kurz vor dem Ziel fast Bugball an Bugball, das gibt es im Para-Rudern selten und entsprechend flippten die Gäste auf der vollbesetzten VIP-Tribüne fast ein bisschen aus, weil es so spannend war.  Manuela Diening (RV Münster) hieß die große Siegerin und bestätigte die optimistische Stimmung, in der sich ihr sonst eher zurückhaltender Trainer Sebastian Fuchs schon nach dem gewonnenen Vorlauf befunden hatte.  „Mein Start war verbessert, daran haben wir vor allem gearbeitet. Aber nach den ersten 300 Metern habe ich den Übergang nicht gefunden und sehr nachgelassen. Entsprechend musste ich auf den zweiten 1000 Metern alles reinsetzen“, beschrieb Diening ihre Siegesfahrt. Am Ende beeindruckte ihr Stehvermögen: „Als die Israelin dann noch einen Spurt angezogen hat, musste ich auch da mit, aber das war schon ziemlich heavy.“

Diening hat sich mit ihrem ersten Weltcup-Sieg, bei dem sie die Israelin Moran Samuel und die norwegische Para-Ikone Birgit Skarstein hinter sich gelassen hatte, auch für die Paralympics in Stellung gebracht - was sie aber natürlich so nicht sagen will: „Bis Paris dauert es noch drei Monate, da kann noch vieles passieren und die Konkurrenz schläft nicht. Ich bin erst mal happy, dass ich heute gewonnen habe.“ Für das Paralympics-Jahr konnte sie ihre Arbeitszeit reduzieren, was sie mit ihrem Leistungssprung direkt in Verbindung bringt: „Nun habe ich mehr Zeit für Ausdauertraining und Regeneration, das ist sehr wichtig.“

Helmich/Krumbein setzen ein Zeichen

Ihren ersten Weltcup-Sieg feierten auch Jan Helmich und Hermine Krumbein. Im Mixed-Doppelzweier PR3 waren die Beiden im Vier-Boote-Feld klar die Stärksten und distanzierten auch die gleichwertig eingeschätzte Ukraine sehr deutlich. „Es war ein sehr gutes, konstantes Rennen von uns und wir sind auch sehr gute Zeit gefahren. Wir konnten immer gegenhalten, wenn die Ukraine attackiert hat“, freute sich Hermine Krumbein über den Start-Ziel-Sieg. Der Platztausch im Boot funktionierte erneut gut. „Da Jan quasi mein Guide ist, kann er einfacher etwas mitteilen, weil er jetzt hinter mir sitzt. Auch rudertechnisch hat es unserem Trainer so herum besser gefallen.“ Wie die Chancen der Beiden für die Paralympics stehen, ist für Helmich noch schwer abzuschätzen: „International fehlt noch die Messleistung mit den Australiern, die den Weltrekord halten, und den USA, die wir auch sehr stark einschätzen.“ Vielleicht kommt es beim Weltcup in Poznan dazu, wo auch Großbritannien erwartet wird.

„Alle Rennpläne sind heute voll aufgegangen“, freute sich Marc Stallberg, der Cheftrainer Para. „Wir genießen den heutigen Tag, ab morgen geht’s dann weiter. Die großen Aufgaben, die kommen noch.“ 

Events

Boote

Vorlauf 2 7:35.50 2 . Platz
Halbfinale A/B 1 7:35.21 3 . Platz
Finale A 7:36.14 5 . Platz

Vorlauf 2 7:45.54 4 . Platz
Hoffnungslauf 1 7:48.04 3 . Platz
Halbfinale A/B 1 7:38.80 4 . Platz
Finale B 7:50.90 5 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 6:24.28 2 . Platz
Finale A 6:21.24 4 . Platz

Vorlauf 2 7:01.40 1 . Platz
Viertelfinale 1 7:05.59 1 . Platz
Halbfinale A/B 1 6:52.11 1 . Platz
Finale A 6:49.33 2 . Platz

Vorlauf 6 7:09.17 3 . Platz
Viertelfinale 4 7:04.90 3 . Platz
Halbfinale A/B 2 7:04.80 4 . Platz
Finale B 7:13.62 4 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 5:55.29 4 . Platz
Finale A 5:53.91 5 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 5:39.76 5 . Platz
Finale A 5:32.70 5 . Platz

Vorlauf 2 7:23.07 3 . Platz
Hoffnungslauf 1 7:21.31 2 . Platz
Finale A 7:11.74 6 . Platz

Vorlauf 3 6:49.44 3 . Platz
Halbfinale A/B 1 6:32.55 4 . Platz
Finale B 0:00.00 6 . Platz

Vorlauf 2 10:10.15 1 . Platz
Finale A 10:01.03 1 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 7:24.94 1 . Platz
Finale A 7:23.37 1 . Platz

Galerien