WM-Tag 3: Deutschland-Achter zahlt im Vorlauf Lehrgeld
Der Deutschland-Achter nur Vorlauf-Vierter, dafür aber Halbfinal-Einzüge für den Männer-Vierer, den Frauen-Doppelvierer und den Leichtgewichts-Frauen-Doppelzweier: Der dritte Tag der Ruder-Weltmeisterschaften in Račice (Tschechien) brachte für die deutsche Mannschaft gemischte Gefühle. Zumal nach der Abmeldung des zerstrittenen Männer-Doppelzweiers am Dienstag (20.9.2022) ein weiteres Boot zurückgezogen werden musste. Bei Leichtgewichtsskullerin Marie-Luise Dräger (RC Schwerin) war es jedoch eine Rückenverletzung, die sie vor ihrem Hoffnungslauf zur Aufgabe zwang. Damit endete die Karriere der fünffachen Weltmeisterin mindestens ein Rennen früher, als sie sich das gewünscht hatte.
Der deutsche Männer-Achter ist bei dieser WM ein Talentschuppen, in dem nur Schlagmann Torben Johannesen über Erfahrung bei Top-Ereignissen verfügt. Es resultiert vor allem aus der an großen Erfolgen reichen Historie dieses Bootes, dass der abgeschlagene vierte Platz im Vorlauf 12,78 Sekunden hinter Überraschungssieger Kanada eine Enttäuschung war. Mark Hinrichs (Limburger Club für Wassersport), Jasper Angl (RV Neptun Konstanz), Julian Garth (Crefelder RC), Tom Tewes (Münchner RC), Benedict Eggeling (RC Favorite Hammonia), Mattes Schönherr (RC Potsdam), Wolf-Niclas Schröder (RU Arkona Berlin), Torben Johannesen (RC Favorite Hammonia) und Steuermann Jonas Wiesen (RG Trais-Karden) zahlten Lehrgeld und hatten mit dem Ausgang des Rennens ab der 1000-Meter nichts mehr zu tun. Kanada, die nur zweitplatzierten Niederlande und Australien machten den Sieg und den direkten Qualifikationsplatz für das Finale unter sich aus. Im anderen Vorlauf setzte sich Topfavorit Großbritannien knapp vor Rumänien durch, Dritter wurden die USA.
Trainer Uwe Bender hatte sich aufgrund der guten Trainingsleistungen mehr ausgerechnet. „Wir hatten uns vorgenommen, schnell mit den anderen Booten mitzugehen, das ist nicht richtig gelungen. Die ersten 1000 Meter waren enttäuschend. Im Training machen wir das sehr gut, aber im Wettkampf kriegen wir das nicht geregelt. Das kann an der Unerfahrenheit der Mannschaft liegen. Als die Jungs gemerkt haben, dass vorne nichts geht, weil drei Mannschaften davor waren, haben sie die zweiten 1000 Meter mehr oder weniger gesteckt. So wurden die Abstände sehr schnell sehr groß. Auch das hat nichts damit zu tun, was wir im Training machen. Nun müssen wir sehen, dass wir das im Hoffnungslauf besser hinkriegen.“
Der Deutschland-Achter muss dabei am Donnerstag (12.45 Uhr) gegen die Niederlande, die USA und China mindestens Zweiter werden, um das Finale zu erreichen. Das ist machbar, aber keineswegs ein Selbstgänger.
Steigerung beim Männer-Vierer
Der schwere Männer-Vierer mit Theis Hagemeister (Münchner RC), Malte Großmann (RC Favorite Hammonia), Max John (Olympischer RC Rostock) und Marc Kamann (Der Hamburger und Germania RC) belegte in seinem Hoffnungslauf mit nur 0,26 Sekunden auf die Schweiz den zweiten Platz. Das reichte für das Halbfinale, das am Donnerstag ausgefahren wird, während Italien als Drittplatzierter ausschied. Trainerin Sabine Tschäge freute sich über die Leistungssteigerung ihrer Schützlinge. „Es war ein gutes Rennen, mit viel mehr Ruhe, einem deutlich besseren Mittelteil und auch im Endspurt haben die Jungs gut performt. Nur die Nachstartphase bleibt verbesserungsfähig. Wir haben die bei der EM noch bestehende Lücke zur Schweiz geschlossen, die wir natürlich gerne auch geschlagen hätten.“
Frauen-Doppelvierer sicher ins Halbfinale
Auch der Frauen-Doppelvierer brachte sich mit einem guten, kontrolliert gefahrenen Hoffnungslauf ins Halbfinale. Sophia Krause (Limburger Club für Wassersport), Sarah Wibberenz (RC-Havel Brandenburg), Tabea Kuhnert (SC Magdeburg) und Sophie Leupold (Pirnaer RV) belegten mit nur 0,40 Sekunden Rückstand den zweiten Platz hinter Neuseeland. Auch Polen als Drittplatzierter (1,29 Sekunden hinter dem Sieger) kam weiter. Die deutsche Mannschaft erwischte den besten Start und führte bei der 500-Meter-Marke das Feld an. Neuseeland schob sich bis zur 1000-Meter-Marke vorbei. Den Endspurt der Polinnen konterte das Boot von Trainer Marcin Witkowski und verteidigte den zweiten Rang.
Reichardt-Zwillinge machen es spannend
Ebenfalls den zweiten Platz im Hoffnungslauf und die Qualifikation für das Halbfinale erreichte der Leichtgewichts-Frauen-Doppelzweier. Marion und Johanna Reichardt (beide Akademischer RC Würzburg) behaupteten den zweiten Platz hinter dem überlegenen Sieger China. Am Ende wurde es aber noch einmal ein Krimi, denn Gastgeber Tschechien versuchte, mit einem großen Endspurt das WM-Aus abzuwenden. Von 3,61 Sekunden Vorsprung auf das tschechische Boot nach 1500 Metern bleiben auf dem Zielstrich für die Reichardt-Zwillingsschwestern gerade noch 0,36 Sekunden übrig. „Das war ganz schön viel Nervenkitzel am Ende. Die beiden sind couragiert losgefahren, aber hinten raus war es zu hektisch. Nun sind wir unter den besten Zwölf der Welt, das war unser Ziel. Marion und Johanna haben sich in dieser Saison kontinuierlich verbessert", sagte Trainer Andreas Holz.
Mit einem Bahnverteilungsrennen stieg der Leichtgewichts-Frauen-Zweier in die WM ein. Sophia Wolf (Akademischer RC Würzburg) und Eva Hohoff (Ludwigshafener RV), denen bisher eine Standortbestimmung gefehlt hatte, kamen auf den vierten und letzten, rund sieben Sekunden hinter dem Dritten Brasilien. „Heute ging es darum, einen ersten Eindruck vom Feld zu bekommen. Mit Aktionen haben sich die Mädels noch zurückgehalten. Da liegt für das Finale am Freitag noch Potenzial“, sagte Trainerin Julia Hofmann.
Klemp und Diening in den Hoffnungslauf
Als erster DRV-Athlet aus dem Para-Bereich ging Marcus Klemp (Olympischer Ruderclub Rostock) zu seinem Vorlauf im Para-Männer-Einer PR1 aufs Wasser. Er wurde hinter den Skullern aus der Ukraine, Großbritannien und Japan Vierter und bestreitet damit bereits am Mittwoch den Hoffnungslauf. „Marcus konnte wegen einer Prüfung nicht so viel Zeit in die Vorbereitung investieren. Deshalb ist er um einiges weg von den Zeiten, die er fahren könnte. Aber Platz drei im Hoffnungslauf, der ihn ins Finale brächte, sollte er schaffen“, sagte sein Trainer Jochen Weber.
Ebenfalls in den Hoffnungslauf ging Manuela Diening (RV Münster), die im Vorlauf des Para-Frauen-Einers PR1 den zweiten Platz belegte. Den Sieg von Anna Sheremet aus der Ukraine, die rund 13 Sekunden Vorsprung hatte, konnte die EM-Zweite nicht gefährden. „Der Schiebewind brachte der Ukrainerin mehr Vorteile als mir“, sagte sie nach dem Rennen. Das Ziel, deutlich vor der Brasilianerin Sabino zu bleiben, habe sie erreicht. Im Hoffnungslauf würde Diening der vierte Platz unter fünf Booten reichen, das Ziel ist laut Trainer Sebastian Fuchs auch „eine gute Zeit“.
Para-Mixed-Vierer überrascht
Der Para-Mixed-Doppelzweier PR2 mit Leopold Reimann (Rüdersdorfer RV Kalkberge) und Sylvia Pille-Steppat (Wilhelmsburger RC) ruderte in seinem Vorlauf auf den dritten Platz, über 30 Sekunden hinter dem Zweiten Frankreich, der sich noch direkt für das Finale qualifizierte. „Leider könnten wir trotz der Fortschritte zurzeit nicht bei den Spitzenbooten mithalten. Wir sind dennoch optimistisch, uns zu steigern“, sagte Trainerin Rita Hendes vor dem Hoffnungslauf.
Große Freude herrschte nach der Zieldurchfahrt des Hoffnungslaufs beim deutschen Para-Mixed-Vierer mit Steuerfrau PR3. Susanne Lackner (Mannheimer RV Amicitia), Jan Helmich (RC Hansa Dortmund), Marc Lembeck, Kathrin Marchand (beide RTHC Bayer Leverkusen) und Steuerfrau Inga Thöne (Ulmer RC Donau) gewannen ihr Rennen überraschend vor Frankreich und qualifizierten sich mit drei weiteren Booten für das Finale am Samstag. „Mit diesem Ergebnis haben wir nicht gerechnet, auch wenn wir Frankreich Druck machen wollten“, sagte Trainer David Schäfer. Durch die als Schlagfrau sehr erfahrene Kathrin Marchand sei es seit der Umbesetzung möglich, höhere Schlagzahlen zu fahren. Das Ziel des EM-Dritten für das Finale, so Trainer Schäfer: „Ein Platz unter den Top-Vier.“
Und das bringt der Mittwoch
Im Mittelpunkt des deutschen Interesses steht am Mittwoch der Viertelfinal-Auftritt von Oliver Zeidler (Frankfurter RG Germania) im Männer-Einer. Der Titelverteidiger aus der letzten ausgetragenen WM von 2019 trifft in seinem Rennen (10 Uhr) unter anderem auf den Niederländer Melvin Twellaar, der mit seiner Überrumpelungstaktik im EM-Finale den Titel geholt hatte, während der lange führende Zeidler als Vierter leer ausgegangen war. „Wir schauen nicht mehr zurück, sondern nur nach vorne“, sagt Heino Zeidler, Olivers Trainer und Vater. Die ersten Drei qualifizieren sich für das Halbfinale. Weitere Viertelfinals stehen für Leichtgewichtsskuller Finn Wolter (RC Witten) und den Leichtgewichts-Doppelzweier der Männer mit Paul Leerkamp und Arno Gaus (Osnabrücker RV/Bonner RG) an. Der Frauen-Doppelzweier mit Frauke Hundeling und Pia Greiten (Deutscher Ruderclub von 1884/Osnabrücker RV) muss in seinem Hoffnungslauf Dritter werden, um weiterzukommen.
World Rowing überträgt auf seiner Webseite alle Rennen live.
Events
Boote
Vorlauf 3 | 7:33.44 | 1 . Platz | |
Halbfinale A/B 2 | 7:33.07 | 4 . Platz | |
Finale B | 7:35.99 | 1 . Platz |
Vorlauf 1 | 6:46.31 | 1 . Platz | |
Viertelfinale 1 | 6:57.79 | 2 . Platz | |
Halbfinale A/B 2 | 6:44.03 | 1 . Platz | |
Finale A | 6:48.67 | 1 . Platz |
Vorlauf 2 | 7:53.34 | 4 . Platz | |
Hoffnungslauf 4 |
Vorlauf 4 | 7:16.00 | 3 . Platz | |
Viertelfinale 1 | 7:11.87 | 4 . Platz | |
Halbfinale C/D 1 | 7:27.15 | 2 . Platz | |
Finale C | 7:08.76 | 1 . Platz |
Vorlauf 2 | 10:29.83 | 2 . Platz | |
Hoffnungslauf 1 | 10:36.37 | 3 . Platz | |
Finale A | 10:23.57 | 4 . Platz |
Vorlauf 1 | 10:18.88 | 4 . Platz | |
Hoffnungslauf 2 | 9:41.94 | 1 . Platz | |
Halbfinale A/B 1 | 9:22.67 | 3 . Platz | |
Finale A | 9:37.93 | 5 . Platz |
Vorrennen/Bahnverteilungsrennen | 9:31.28 | 5 . Platz | |
Finale A | 9:21.12 | 3 . Platz |
Vorlauf 2 | 6:58.96 | 3 . Platz | |
Hoffnungslauf 2 | 7:07.91 | 1 . Platz | |
Halbfinale A/B 1 | 6:56.21 | 3 . Platz | |
Finale A | 7:04.29 | 6 . Platz |
Vorlauf 3 | 6:26.27 | 4 . Platz |
Vorlauf 3 | 7:07.10 | 2 . Platz | |
Hoffnungslauf 3 | 7:11.75 | 2 . Platz | |
Halbfinale A/B 1 | 7:17.62 | 6 . Platz | |
Finale B | 7:18.47 | 6 . Platz |
Vorlauf 4 | 6:19.53 | 2 . Platz | |
Viertelfinale 2 | 6:22.71 | 3 . Platz | |
Halbfinale A/B 2 | 6:36.48 | 6 . Platz | |
Finale B | 6:31.33 | 4 . Platz |
Vorrennen/Bahnverteilungsrennen | 7:56.86 | 4 . Platz | |
Finale A | 7:54.97 | 3 . Platz |
Vorlauf 2 | 9:02.48 | 3 . Platz | |
Hoffnungslauf 1 | 9:07.09 | 3 . Platz | |
Finale B | 8:50.79 | 2 . Platz |
Vorlauf 2 | 6:29.76 | 4 . Platz | |
Hoffnungslauf 1 | 6:28.28 | 2 . Platz | |
Halbfinale A/B 2 | 6:43.70 | 6 . Platz | |
Finale B | 6:44.95 | 6 . Platz |
Vorrennen/Bahnverteilungsrennen | 6:02.48 | 3 . Platz | |
Finale A | 5:59.47 | 3 . Platz |
Vorlauf 3 | 6:01.76 | 3 . Platz | |
Hoffnungslauf 2 | 5:55.82 | 2 . Platz | |
Halbfinale A/B 2 | 6:09.92 | 5 . Platz | |
Finale B | 5:59.08 | 1 . Platz |
Vorlauf 1 | 7:21.56 | 2 . Platz | |
Hoffnungslauf 1 | 7:17.13 | 1 . Platz | |
Finale A | 7:06.94 | 2 . Platz |
Vorlauf 2 | 5:43.17 | 4 . Platz | |
Hoffnungslauf 2 | 5:33.17 | 3 . Platz | |
Finale B | 5:33.33 | 1 . Platz |