22. Sep 2022 | Nationalmannschaft | von Hans Strauss

WM-Tag 5: A-Finale eine zu hohe Hürde für vier DRV-Boote

Erschöpfung im Ziel: Arno Gaus (links) und Paul Leerkamp gaben alles, trotzdem reichte es im WM-Halbfinale der Leichtgewichts-Doppelzweiers nur zu Rang sechs. Foto: meinruderbild.de/Detlev Seyb
Im Endspurt wenigstens noch auf Rang fünf im Halbfinale: der Männer-Vierer vor den Tribünen in Racice. Foto: meinruderbild.de/Detlev Seyb
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Der fünfte WM-Tag auf der Ruderstrecke im tschechischen Racice brachte die ersten vier A-Halbfinals in olympischen Klassen mit deutscher Beteiligung - aber keinen einzigen Finaleinzug. Die Boote des Deutschen Ruderverbandes belegten einen fünften Platz und drei Mal Rang sechs. Da kam naturgemäß keine Freude auf, auch wenn die DRV-Mannschaften von vorneherein in der Außenseiterrolle gewesen waren. Chef-Bundestrainerin Brigitte Bielig war deshalb vom mageren Ergebnis nicht überrascht. „Wir befinden uns, wie alle wissen, in einem Jahr des Neubeginns und des Übergangs. Von daher haben wir keine Wunder erwartet. Die größtenteils jungen Sportler können nicht auf Anhieb nach vorne durchstarten. Wir müssen sie lernen lassen und dann unsere Schlüsse ziehen.“

Natürlich, gestand Bielig zu, wünsche man sich „immer auf einen Ausreißer nach oben. Meine Hoffnung war, dass der leichte Männer-Doppelzweier das A-Finale erreicht. Aber gerade in dieser Bootsklasse ist das Niveau enorm hoch, da werden Zeiten gefahren wie im schweren Doppelzweier. Arno Gaus und Paul Leerkamp sind beide 20 Jahre jung und lernen mit jedem Rennen, sie werden ihren Weg weiter machen.“

Zu schwere Aufgabe für Reichardt-Zwillinge

Der Leichtgewichts-Frauen-Doppelzweier mit Marion und Johanna Reichardt (beide Akademischer RC Würzburg) hatte mit dem Einzug unter die zwölf besten Boote der Welt schon viel erreicht. Im Halbfinale war die Konkurrenz nicht unerwartet noch eine Nummer zu groß für die beiden 25-Jährigen. Sie belegten im gesamten Rennverlauf den sechsten und letzten Platz und starten damit bei ihrem ersten WM-Auftritt nun im B-Finale um die Ränge sieben bis zwölf. Europameister Großbritannien gewann das Rennen vor Irland und Griechenland, alle drei kämpfen nun um die Medaillen. Die 25-jährigen Zwillingsschwestern ruderten mit die höchste Frequenz im illustren Feld, hatten aber den klar schwächsten Vortrieb. Am Ende fehlten über 14 Sekunden auf Platz drei. „Wir werden weiter arbeiten. Das große Ziel der Beiden sind die Olympischen Spiele 2024 in Paris, wo Leichtgewichtsrudern noch einmal dabei sein wird“, sagte Trainer Andreas Holz.

Auch Leerkamp/Gaus nur auf Rang sechs

Auch der Leichtgewichts-Männer-Doppelzweier mit Paul Leerkamp (Osnabrücker RV) und Arno Gaus (Bonner RG) kam in seinem Halbfinale nicht über den sechsten und letzten Platz hinaus. Lediglich Neuseeland lag in Reichweite, blieb im Ziel aber 27/100 Sekunden vor dem deutschen Nachwuchs-Boot, dass die Nachfolge der zurückgetretenen Olympia-Silber-Gewinner Rommelmann/Osborne angetreten hat. Die irischen Olympia-Sieger McCarthy/O’Donovan gewannen das Rennen, auch die Schweiz und die Ukraine zogen ins A-Finale ein. Nach den ersten 500 Meter zog sich das Feld auseinander, der Rückstand von Leerkamp/Gaus auf die Iren wuchs bis ins Ziel auf zwölf Sekunden an. „Wir hatten schon gehofft, dass wir dichter an den besten Booten dran sind, aber ein Weiterkommen wäre schon sehr, sehr gut gewesen. Beide haben vollen Einsatz gezeigt, aber es hat nicht so richtig gezündet. Das B-Finale wird auch noch einmal richtig knackig“, sagte Trainer Tim Schönberg.

Männer-Vierer überholt noch Polen

„Es war kein schlechtes Rennen“, sagte Trainerin Sabine Tschäge zum Halbfinale des schweren Männer-Vierers mit Theis Hagemeister (Frankfurter RG Germania), Malte Großmann (RC Favorite Hammonia), Max John (Olympischer RC Rostock) und Marc Kamann (Der Hamburger und Germania RC). „Nur auf den zweiten 500 Metern hatten wir Probleme. Das hatte mit zu viel Respekt zu tun. Hinten raus waren wir dann kämpferisch richtig gut.“ So gelang es ihren Schützlingen, Polen noch abzufangen und den fünften Platz zu belegen. Das nach Olympia unter etlichen Wendungen neu zusammengestellte Boot hatte jedoch mit den Spitzenplätzen nichts zu tun. Die belegten arrivierte Mannschaften. Europameister Großbritannien gewann vor Olympiasieger Australien (mit drei Medaillengewinnern von Tokio) und der Ukraine, der 3,91 Sekunden vor dem deutschen Boot lag. Nun geht es ins B-Finale. „Der schwere Vierer fährt noch nicht stabil. Aber wir bauen auf die Jungs auch für nächstes Jahr, sie sind hoch motiviert“, sagte Cheftrainerin Bielig.

Frauen-Doppelvierer schaut auf Italien

Auch im vierten und letzten Halbfinales des Donnerstags hingen die Trauben für das deutsche Boot zu hoch. Der Frauen-Doppelvierer mit Sophia Krause (Limburger Club für Wassersport), Sarah Wibberenz (RC-Havel Brandenburg), Tabea Kuhnert (SC Magdeburg) und Sophie Leupold (Pirnaer RV) kam über den sechsten und letzten Platz nicht hinaus. Viel Energie investierte das Quartett in den Start, lag nach den ersten 500 Metern aber schon hinten. Der Rückstand wuchs ständig an, am Ende waren es 3:56 Sekunden auch zum Fünftplatzierten Italien. Das Rennen gewann Europameister Großbritannien vor Australien mit noch einer Olympiasiegerin von Tokio und dem EM-Zweiten Niederlande. Trainer Marcin Witkowski hatte seinem Boot die realistische Aufgabe gestellt, sich an Italien zu messen. „Dafür war es zu wenig, aber wir werden es im B-Finale wieder probieren.“

Finn Wolter erreicht das C-Finale

Im Leichtgewichts-Männer-Einer schaffte Finn Wolter (RC Witten) das C-Finale, das bereits am Freitag (10.25 Uhr) ausgetragen wird. Sein C-/D-Halbfinale nahm einen überraschenden Ausgang. Wolter musste sich auf den letzten 500 Metern der Attacke des US-Amerikaners erwehren, um Platz drei zu verteidigen. Doch dann wurde der Pole Sawicki, der das Rennen lange dominiert hatte, entkräftet nach hinten durchgereicht und wurde nur Vierter. Wolter kam somit hinter dem Iraker Al-Khafaji sogar auf Platz zwei, als Dritter ruderte der US-Amerikaner McCullogh ebenfalls ins C-Finale.   

Para-Mixed-Doppelzweier ins B-Finale

Der Para-Mixed-Doppelzweier PR2 mit Leopold Reimann (Rüdersdorfer RV Kalkberge) und Sylvia Pille-Steppat (Wilhelmsburger RC) ruderte im Hoffnungslauf auf den dritten Platz. Usbekistan und Irland zogen ins Finale ein, das deutsche Boot schob sich in einem guten Finish noch um elf Hundertstel an Mexiko vorbei und geht nun ins B-Finale. "Ein erfreuliches Rennen", sagte Trainerin Rita Hendes. "Sylvia und Leo haben eine starke kämpferische Leistung und die erhoffte Leistungssteigerung gezeigt. Der Abstand zu den Spitzenbooten konnte verkürzt werden und die übrige Konkurrenz haben sie durch einen entschlossenen Endspurt niedergerungen."

Und das bringt der Freitag

Am sechsten WM-Tag stehen drei weitere A-Halbfinals mit deutscher Beteilung an. Im Männer-Einer kämpft Oliver Zeidler (Frankfurter RG Germania) um den Finaleinzug (11.16 Uhr), im Frauen-Einer danach auch Alexandra Föster (11.46 Uhr). Zeidler befindet sich nach seinem zweiten Platz im Viertelfinale im nominell schwächer besetzten Halbfinallauf. Prominentester Gegner ist der bisher stark auftrumpfende Brite Graeme Thomas. Klare Favoritin im Lauf von Föster (RC Meschede) ist die Olympiasiegerin Emma Twigg (Neuseeland). „Alex hat auch weitere starke Gegnerinnen, aber wir kommen ins Finale – weil wir es wollen“, sagte Trainer Sebastian Kleinsorgen selbstbewusst. Der physisch sehr starke Frauen-Doppelzweier mit Frauke Hundeling (Deutscher RC Hannover) und Pia Greiten (Osnabrücker RV) möchte ebenfalls den Endlauf erreichen (12.15 Uhr).

Das Gleiche gilt natürlich für den verjüngten Deutschland-Achter, der im Hoffnungslauf auf die Niederlande, die USA und China trifft und dabei mindestens Zweiter werden muss (12.45 Uhr). Bundestrainer Uwe Bender weiß um die Schwere dieser Aufgabe für das über Jahre sieggewohnte Boot.

In zwei A-Finals von nichtolympischen Klassen geht es zudem schon um Medaillen. Im Finale des Leichtgewichts-Frauen-Zweiers (14.45 Uhr) treffen Sophia Wolf (Akademischer RC Würzburg) und Eva Hohoff (Ludwigshafener RV), wie im Bahnverteilungsrennen, als sie Vierte geworden waren, auf die USA, Italien und Brasilien. Der Leichtgewichts-Doppelvierer der Männer wird ebenfalls entschieden (15.36 Uhr). Für Johannes Ursprung (Frankfurter RG Germania), Simon Klüter (Mannheimer RC Amicitia), Fabio Kress und Joachim Agne (beide Akademischer RC Würzburg) sind USA, Italien, China und Spanien die Gegner. Im Bahnverteilungsrennen waren sie Dritte geworden.

Im Para-Männer-Einer PR1 kämpft Markus Klemp im Halbfinale (OR Rostock) um den Finaleinzug (10.56 Uhr). Paul Umbach (RC Nürtingen) freut sich auf das Finale des Para-Männer-Einers PR2 (13.05 Uhr). Im Bahnverteilungsrennen war er Fünfter geworden.

Events

Boote

Vorlauf 3 7:33.44 1 . Platz
Halbfinale A/B 2 7:33.07 4 . Platz
Finale B 7:35.99 1 . Platz

Vorlauf 1 6:46.31 1 . Platz
Viertelfinale 1 6:57.79 2 . Platz
Halbfinale A/B 2 6:44.03 1 . Platz
Finale A 6:48.67 1 . Platz

Vorlauf 2 7:53.34 4 . Platz
Hoffnungslauf 4

Vorlauf 4 7:16.00 3 . Platz
Viertelfinale 1 7:11.87 4 . Platz
Halbfinale C/D 1 7:27.15 2 . Platz
Finale C 7:08.76 1 . Platz

Vorlauf 2 10:29.83 2 . Platz
Hoffnungslauf 1 10:36.37 3 . Platz
Finale A 10:23.57 4 . Platz

Vorlauf 1 10:18.88 4 . Platz
Hoffnungslauf 2 9:41.94 1 . Platz
Halbfinale A/B 1 9:22.67 3 . Platz
Finale A 9:37.93 5 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 9:31.28 5 . Platz
Finale A 9:21.12 3 . Platz

Vorlauf 2 6:58.96 3 . Platz
Hoffnungslauf 2 7:07.91 1 . Platz
Halbfinale A/B 1 6:56.21 3 . Platz
Finale A 7:04.29 6 . Platz

Vorlauf 3 6:26.27 4 . Platz

Vorlauf 3 7:07.10 2 . Platz
Hoffnungslauf 3 7:11.75 2 . Platz
Halbfinale A/B 1 7:17.62 6 . Platz
Finale B 7:18.47 6 . Platz

Vorlauf 4 6:19.53 2 . Platz
Viertelfinale 2 6:22.71 3 . Platz
Halbfinale A/B 2 6:36.48 6 . Platz
Finale B 6:31.33 4 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 7:56.86 4 . Platz
Finale A 7:54.97 3 . Platz

Vorlauf 2 9:02.48 3 . Platz
Hoffnungslauf 1 9:07.09 3 . Platz
Finale B 8:50.79 2 . Platz

Vorlauf 2 6:29.76 4 . Platz
Hoffnungslauf 1 6:28.28 2 . Platz
Halbfinale A/B 2 6:43.70 6 . Platz
Finale B 6:44.95 6 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 6:02.48 3 . Platz
Finale A 5:59.47 3 . Platz

Vorlauf 3 6:01.76 3 . Platz
Hoffnungslauf 2 5:55.82 2 . Platz
Halbfinale A/B 2 6:09.92 5 . Platz
Finale B 5:59.08 1 . Platz

Vorlauf 1 7:21.56 2 . Platz
Hoffnungslauf 1 7:17.13 1 . Platz
Finale A 7:06.94 2 . Platz

Vorlauf 2 5:43.17 4 . Platz
Hoffnungslauf 2 5:33.17 3 . Platz
Finale B 5:33.33 1 . Platz