Sie wurde 2016 in Rio Olympiasiegerin im Doppelvierer. Bei den Spielen 2021 in Tokio war sie noch im Doppelzweier dabei. Und jetzt ist sie in München bei den European Championships als Volunteer beim Rudern im Einsatz. Annekatrin Thiele erzählt rudern.de, wie das kam.
Nach den Olympischen Spielen in Japan hatte Thiele geplant, noch eine Saison anzuhängen, um bei der Europameisterschaft in München „vor einer geilen Kulisse“ die Karriere zu beenden. Doch ein unverzichtbarer Lehrgang bei der Bundespolizei machte die Teilnahme an Trainingsmaßnahmen im Winter nicht möglich. Mitte Juni kam dann die Erkenntnis, „dass ich mental nicht mehr bereit bin, die ganzen Strapazen auf mich zu nehmen, die das Leistungsrudern mit sich bringt. Und weniger Aufwand zu betreiben, kommt nicht infrage, wenn man erfolgsverwöhnt war.“ So wurden die deutschen Parallel-Sprint-Meisterschaften in Berlin zum Abschluss ihrer aktiven Laufbahn. „350 Meter habe ich mir zugetraut, zumal ich ja immer sehr stark am Start war.“ Der dritte Platz war für sie „ein cooler Abschluss“.
Danach reifte bei Annekatrin die Idee, nach vielen Jahren als Athletin bei den European Championships einmal hinter die Kulissen einer Regatta zu blicken und auch an die Organisatoren weiterzugeben, was für die Aktiven wichtig ist. In München war sie willkommen. „Und es ist ganz schön, unterstützend tätig zu sein.“ Thiele kümmert sich zum Beispiel um das Wohl wichtiger EM-Gäste. Bei den A-Finals am Samstag half sie dabei, die Boote an den Siegersteg zu holen und die Ruderer „relativ zügig“ zu Interviews in die Mixed-Zone zu schicken, bevor es zur Medaillenzeremonie ging. Urlaub muss sie dafür keinen nehmen. Bei der Bundespolizei ist sie noch freigestellt, um nach dem Karriereende abzutrainieren. „Ich mache bei den European Games im Hintergrund auch ein bisschen Werbung für meinen Arbeitgeber.“
Ihre Zukunft sieht Thiele vielleicht bei der Bundespolizei zur See, ein Praktikum hat sie dort schon absolviert. „Wenn das klappt, könnte ich mir vorstellen, irgendwann mal auf der Nord- oder Ostsee unterwegs zu sein.“ Das Element Wasser lässt Annekatrin Thiele also nicht los.
Die 37-Jährige ist nicht die einzige ehemalige Leistungsruderin, die in München im Orga-Team mitarbeitet. Der zweifache Achter-Weltmeister Max Planer etwa unterhält die Besucher in Oberschleißheim als Moderator bei Wettkampfpausen.