27. Juli 2024 | Nationalmannschaft | von Hans Strauss

Frauen-Doppelvierer erreicht das olympische A-Finale

Der Frauen-Doppelvierer steht nach seinem zweiten Vorlauf-Platz im olympischen A-Finale. Pia Greiten, Leonie Menzel, Tabea Schendekehl und Maren Völz (von links) überzeugten im langgezogenen Endspurt. Foto: Julia Kowacic
Oliver Zeidler löste seine Pflichtaufgabe im Vorlauf des Männer-Einers als Sieger souverän. Foto: Julia Kowacic
Der Sieg im Vorlauf des Frauen-Einers bringt Alex Föster viel Selbstvertrauen für den weiteren Verlauf der Olympischen Spiele. Foto: Julia Kowacic
Hinter ihren eigenen Erwartungen zurück blieben Jonas Gelsen und Marc Weber im Vorlauf des Doppelzweiers und müssen in den Hoffnungslauf. Foto: Julia Kowacic
Das gute Rennen von Moritz Wolff, Tim-Ole Naske, Max Appel und Anton Finger reichte zwar nicht für die Finalqualifikation, lässt aber für den Hoffnungslauf des Doppelvierers einiges erwarten. Foto: Julia Kowacic
5 Bilder

Es hätte schlechter laufen können für den Deutschen Ruderverband beim Start der olympischen Regatta. Das wertvollste Ergebnis am Eröffnungstag gelang dem Doppelvierer der Frauen, der sich als Zweiter seines Vorlaufs direkt für das A-Finale am Mittwoch qualifizierte. In den Einer-Wettbewerben war der Vorlaufsieg von Alexandra Föster zweifellos überraschender als der von Gold-Hoffnung Oliver Zeidler. Beide stehen damit im Viertelfinale.

Der Doppelvierer der Männer muss nach seinem dritten Vorlauf-Rang im Hoffnungslauf eine Extra-Schicht einlegen, um das A-Finale erreichen. Etwas enttäuschend war das Paris-Debüt des Männer-Doppelzweiers, der in seinem Vorlauf nur Vierter wurde und bereits am Sonntag nun den Hoffnungslauf nutzen muss, um ins Halbfinale zu gelangen. Bei 21 Grad mussten auf den gut besetzten Tribünen des Stade Nautique in Vaires-sur-Marne zwar die Regenschirme aufgespannt werden, für die Ruderer waren die Bedingungen dennoch absolut fair. Ab Sonntag wird dann der Sommer in der Ile de France zurückkehren. 

Zeidler löst Pflichtaufgabe souverän

Alles nach Plan lief zum Auftakt für Oliver Zeidler. Der Einer-Weltmeister gewann seinen Vorlauf souverän und zog ins Viertelfinale ein, das am Dienstag ausgefahren wird. Den besten Start legte der Uruguayer Bruno Cetraro Berriolo hin, doch davon ließ sich Zeidler nicht beirren. Nach rund 300 Metern setzte er sich an die Spitze und vergrößerte seinen Vorsprung schnell. Der 28-Jährige fuhr sein Rennen effizient zu Ende und kam in 6:54,72 Minuten ins Ziel. Mit ihm kamen Berriolo und der Kubaner Reidy Cardina Blanco direkt weiter.

„Heute war eine Pflichtaufgabe zu lösen. Der Plan war, schnell rauszugehen, sich vors Feld zu legen, und es relativ entspannt nach Hause zu rudern. Das ist uns sehr gut gelungen“, sagte Trainer Heino Zeidler. Olli war selbst nicht zu den Medienvertretern in die Mixed Zone gekommen. „Es regnet, wir wollten kein Risiko eingehen, dass er nasse Kleidung bekommt und sich erkältet“, sagte sein Vater. Auch in den anderen Vorläufen des Männer-Einers setzten sich alle Mitfavoriten sicher durch. Die schnellste Zeit aller Vorläufe fuhr überraschend der Weißrusse Yauheni Zalaty (Neutrale Athleten). „Wir haben ihn auf dem Schirm. Ich denke, er wird ins Finale fahren“, sagte Heino Zeidler.

Föster sammelt mit Sieg Selbstvertrauen

Auch im Frauen-Einer gab es einen deutschen Sieg. Alexandra Föster gewann ihr erstes olympisches Rennen sicher vor der Bulgarin Desislava Angelova und der Aserbaidschanerin Diana Dymchenko, die sich ebenfalls direkt für das Viertelfinale am Dienstag qualifizierten. „Ich bin sehr zufrieden, trotz des Regens waren es sehr gute Bedingungen, das Wasser war spiegelglatt. Ich habe nach der Startphase kurz rüber geguckt zu den anderen und war erleichtert, dass ich vorne liege. Das hat mich dazu beflügelt, das Rennen so zu Ende zu fahren. Ich wollte mir den ersten Platz nicht mehr nehmen lassen“, sagte Föster.

Zufrieden war die 22-Jährige auch, dass sie den Angriff der Bulgarin Angelova abwehren konnte, „ohne viel mehr zu investieren“. Nach gesundheitlichen Problemen in der Vorbereitung tut Föster der gute Start besonders gut. „Ein Sieg im Vorlauf bringt natürlich Selbstvertrauen, es gibt sechs Vorläufe und sechs Plätze im Finale. Insofern ist das ein gutes Zeichen, dass ich es auch ins Finale schaffen kann“, sagte sie in der Mixed Zone.

In den anderen Vorläufen setzten sich mit Karolien Florijn (Niederlande), Emma Twigg (Neuseeland) und Tara Rigney (Australien) die Medaillenfavoritinnen durch. Auch Viktorija Senkute (Litauen) und Klara Kohler (USA) landeten Siege.

Gelsen/Weber müssen sich steigern

Im hochkarätig besetzten dritten Vorlauf des Männer-Doppelzweiers hingen die Trauben zu hoch für Jonas Gelsen und Marc Weber. Während sich Lynch/Doyle (Irland), Garcia I Pujolar/Conde Romero (Spanien) und die Tokio-Sieger Boucheron/Androdias (Frankreich) direkt für das Halbfinale qualifizierten, müssen die beiden Deutschen als Vierter und Letzter den Umweg über den Hoffnungslauf gehen. Er wird bereits am Sonntag (10:20 Uhr) ausgetragen. Gegner des DRV-Boots sind dann Serbien, China und Italien. Drei der vier Boote erreichen das Halbfinale, es ist also noch nichts verloren für Gelsen und Weber.

Schon nach den ersten 500 Metern lagen die Deutschen auf dem vierten Rang. Da war noch alles eng, aber sie mussten auf dem zweiten Teilstück abreißen lassen. Trotz aller Bemühungen kamen Gelsen/Weber dann nicht mehr näher als eine gute Länge an die bejubelten Lokalmatadoren aus Frankreich heran, die Rang drei sicher verteidigten. „Die Beiden sind nach der Startphase einfach nicht in ihren gewohnten Rhythmus gekommen, haben dann schon bei 750 Metern den Anschluss ans Feld verloren und in ihren eigentlich starken dritten 500 Metern dann nicht wie sonst die Lücke schließen können. Morgen im Hoffnungslauf müssen sie zur gewohnten Form zurückfinden und das Halbfinale erreichen“, sagte Trainer Ralf Hollmann.

Die beiden Ruderer gaben sich nach dem Rennen selbstkritisch. „Wir haben uns etwas anderes vorgenommen, auch wenn es ein harter Lauf war. Wir sind sehr, sehr frequent gefahren, haben das Boot aber nicht gut laufen lassen“, sagte Marc Weber. „Morgen im Hoffnungslauf müssen wir es besser machen. Das Feld im Doppelzweier ist eng, das heißt für uns, dass es auch schnell in die andere Richtung gehen kann.“ Sein Partner Jonas Gelsen sprach von einer „Riesenenttäuschung. Heute waren Boote vor uns, an denen wir normalerweise dran oder sogar davor sind. Morgen müssen wir die Nerven bewahren und unser Ding machen, dann sollte es mit dem Halbfinale klappen.“

Männer-Doppelvierer lässt hoffen

Ein beherztes Rennen zeigte der Männer-Doppelvierer, doch zum direkten Einzug in das A-Finale reichte es trotzdem nicht. Großbritannien konterte die Attacken von Anton Finger, Max Appel, Tim Ole Naske und Moritz Wolff und behauptete den zweiten Rang hinter dem souveränen Vorlaufsieger Niederlande. Als Drittplatzierter muss das deutsche Boot nun in den Hoffnungslauf am Montag (11.20 Uhr). Gegner sind dort Rumänien, die Schweiz, Norwegen und Estland. Platz eins oder zwei bringen die Chance zum Kampf um die Medaillen.

Nach einem geglückten Start lag der deutsche Doppelvierer bei der 500-Meter-Marke auf Platz zwei vor den Briten, doch die drehten auf der zweiten Teilstrecke auf und überflügelten die Deutschen, die auch knapp hinter Rumänien zurückfielen. Als das schnell korrigiert war, starteten Wolff & Co. zur letztlich gescheiterten Aufholjagd auf Großbritannien. Dass sie aber bis ins Ziel alles gaben, war ein gutes Zeichen für den anstehenden Hoffnungslauf.

So sah das auch Tim Ole Naske: „Wir hatten eine unfassbar schwierige Vorbereitung. Das ist erst unser zweiter Wettkampf dieses Jahr in dieser Besetzung. Das macht es nicht gerade einfach bei einem so großen, aufregenden Wettkampf wie Olympia. Und dafür haben wir es perfekt gemeistert, haben genau das umgesetzt, was wir in allen Belastungen geübt haben.“ Mit dem Rennverlauf war der Hamburger zufrieden: „Wir haben uns am Start eine gute Position geholt, haben die Briten nach den dritten 500 Metern unnötigerweise etwas ziehen lassen, deren Vorsprung auf den letzten 100 Metern aber ganz gut zugefahren. Da kann noch was gehen.“ Den Hoffnungslauf, so Naske, „dürfen wir nicht auf die leichte Schulter nehmen, denn auch alle anderen Boote sind heiß. In unserer Situation können wir dieses Rennen aber gut nutzen, um noch zu üben. Unser Ziel bleibt das Finale und um die Medaillen mitzufahren.“ 

Auch Trainer Dirk Brockmann zog ein positives Fazit: „Vieles im Rennen hat gut geklappt, wir sind auch mutig gefahren. Es war ein guter Einstand, so dass wir mit Selbstvertrauen in den Hoffnungslauf gehen. Alle Gegner dort haben wir schon geschlagen, sodass wir schon versuchen werden, noch einmal so ein Rennen wie heute hinzulegen und ihn zu gewinnen.“ 

Frauen-Doppelvierer zieht an Schweiz vorbei

Was der Männer-Doppelvierer knapp verpasste, gelang dem Frauen-Doppelvierer. Der zweite Platz im Vorlauf hinter Topfavorit Großbritannien bescherte den direkten Einzug in das olympische A-Finale am kommenden Mittwoch (12.38 Uhr). Das spannende Duell mit der Schweiz drehten Maren Völz, Tabea Schendekehl, Leonie Menzel und Pia Greiten noch zu ihren Gunsten. Überraschend wenig zu bestellen hatten die USA, die Vierter wurden.

Bei 500, bei 1000 und bei 1500 Metern lag das Schweizer Boot vor dem DRV-Quartett. Die Abstände waren allerdings äußerst gering, Greiten und Co. machten auf der zweiten Rennhälfte unablässig Druck auf den Gegner. Bei der 1700-Meter-Marke schob sie ihren Bugball erstmals vorbei. Die Schweiz konnte nicht mehr kontern und so holte sich die deutsche Mannschaft den wichtigen zweiten Rang noch mit einigem Vorsprung.    

„Wir sind mit der Finalteilnahme sehr zufrieden und auch erleichtert, das geschafft zu haben. Im Rennen haben wir nicht alles umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten, aber wichtig ist, dass wir unsere Bootsspitze vorne hatten“, sagte Schlagfrau Pia Greiten. Die große Kulisse ließ Tabea Schendekehl nicht gänzlich kalt: „Solche Menschenmengen beim Rudern, das ist schön und auch aufregend, aber wir haben alle so viel Routine, um das verarbeiten zu können.“  Der Verlauf des Rennens war nach dem Geschmack von Maren Völz etwas zu spannend: „Wir hatten schon vor, uns früher von der Schweiz zu lösen, aber das hat ja noch geklappt.“

Sehr zufrieden war Trainer Marcin Witkowski mit seinem Team: „Dieses Rennen hat den Charakter dieses Doppelvierers gezeigt. Der erste Teil des Rennens war sehr hart und mühsam, aber als das Endspurttempo kam, fanden die Mädchen den Rhythmus. Das wir jetzt im Finale stehen, liegt auch an der guten Arbeit, die von den Verantwortlichen im mentalen und im physiologischen Bereich geleistet wurde. Danke dafür.“ Ebenfalls schon als Finalteilnehmer fest stehen neben Großbritannien die Niederlande und die Ukraine.

Das bringt der Sonntag

Zwei deutsche Boote sind am Sonntag bei den Olympischen Spielen im Einsatz. Neben dem Männer-Doppelzweier, der wie erwähnt um 10:20 Uhr seinen Hoffnungslauf bestreitet, hat der Männer-Zweier ohne Steuermann mit Julius Christ und Sönke Kruse seinen ersten Auftritt. Ab 11:20 Uhr sind Großbritannien, Australien und Südafrika die Gegner. Die besten Drei der vier Boote gehen direkt ins Halbfinale, der Vierte bestreitet den Hoffnungslauf.   

Events

Boote

Vorlauf 5 6:54.72 1 . Platz

Vorlauf 5 7:36.35 1 . Platz

Vorlauf 3 6:25.15 4 . Platz
Hoffnungslauf 1

Vorlauf 1 5:46.90 3 . Platz
Hoffnungslauf 1

Vorlauf 2 6:15.28 2 . Platz

Vorlauf 3

Galerien