01. Aug. 2024 | Nationalmannschaft | von Hans Strauss

Zeidler mit Rekord ins Finale, beim Achter platzt der Knoten

Finale erreicht, Rekord verbessert: Oliver Zeidler war brillant in seinem Halbfinale des Männer-Einers. Foto: Julia Kowacic
Das beste Rennen seit langer Zeit und das mit Ersatzmann: Der Männer-Achter ruderte ins Finale. Foto: Julia Kowacic
Enttäuschung pur: Alex Föster verpasste das Finale im Frauen-Einer als Vierte ihres Halbfinales. Foto: Julia Kowacic
Rang drei im B-Finale machte sie nicht glücklich: Jonas Gelsen und Marc Weber im Doppelzweier der Männer. Foto: Julia Kowacic
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Zwei weitere Boote des Deutschen Ruderverbands haben am Donnerstag die Teilnahme am A-Finale verwirklicht. Mit dem neuen Olympischen Rekord für den Männer-Einer von 6:35,77 Minuten lieferte Oliver Zeidler als Sieger seines Halbfinales eine Demonstration seiner Klasse ab. Trotz des kurzfristigen Ausfalls des etatmäßigen Schlagmanns Mattes Schönherr zeigte der Männer-Achter im Hoffnungslauf ein sehr gutes Rennen und qualifizierte sich als Zweiter knapp hinter den Niederlanden sicher für das Finale. Alex Föster musste ihren Finaltraum als Viertplatzierte eines sehr schnellen Halbfinales im Frauen-Einer hingegen begraben. Jonas Gelsen und Marc Weber belegten im B-Finale des Männer-Doppelzweiers den dritten Rang.   

Alex Föster verpasst als Vierte das Einer-Finale

Da fuhr Alex Föster (RC Meschede) mit 7:24,63 Sekunden ihr schnellstes Rennen bei den Olympischen Spielen, aber dennoch reichte es nur zum vierten Platz in ihrem Halbfinallauf. Hinter Olympiasiegerin Emma Twigg (Neuseeland), Vitorija Senkute (Litauen) und der überraschend starken Kara Kohler (USA), die Föster den Finalplatz quasi wegschnappte. Vom schnellen Beginn dieses Trios unbeeindruckt zog Föster ihr Programm durch, ihr Rückstand wuchs aber zu sehr an. 5,4 Sekunden waren es bei der 1500-Meter-Marke auf die drittplatzierte Kohler. Mit ihrem langgezogenen Endspurt kam sie zwar noch bis auf 2,30 Sekunden an die US-Amerikanerin heran, mehr aber auch nicht.     

Der Traum vom Finale war geplatzt. „Mehr drin war nicht, sonst wäre ich schneller gefahren“, sagte Föster nach dem Rennen. „Ich bin enttäuscht, weil meine Zeit im anderen Lauf für das Finale gereicht hätte, aber so ist das halt. Ich habe nicht aufgegeben, denn ich habe im Endspurt ja schon oft noch viel Strecke gemacht und bin auch noch mal rangefahren, aber die anderen waren zu weit weg. Über das B-Finale habe ich noch nicht viel nachgedacht. Ich möchte noch mal angreifen, aber erst mal muss ich meine Enttäuschung verdauen.“

Auch Trainer Sebastian Kleinsorgen war enttäuscht: „Mit ihrer Zeit wäre Alex im anderen Halbfinale ganz locker Dritte geworden. Die Setzung war nicht gut für uns. Wir können nur geknickt, aber trotzdem erhobenen Hauptes aus der Sache rausgehen. Das B-Finale ist nicht das, was für uns vorgestellt haben.“ 

Zeidler beseitigt „das Trauma von Tokio“

Besser konnte sich Oliver Zeidler nicht präsentieren als in seinem Halbfinale des Männer-Einers. Er fuhr in einer eigenen Liga, distanzierte den Zweitplatzierten Yauheni Zalaty (Neutrale Athleten) und den Dritten Stefanos Ntouskos (Griechenland) frühzeitig, und stellte mit seiner Zeit von 6:35,77 Minuten nebenbei einen neuen olympischen Rekord auf. „Es war ein sehr wichtiger Schritt heute. In Tokio hatte ich es nicht ins Finale geschafft, jetzt werde ich auf jeden Fall besser abschneiden. Ich habe eigentlich nichts zu verlieren im Finale, ich bin nicht der Olympiasieger, aber ich kann es werden und dafür werde ich alles tun“, sagte Zeidler. 

Er habe das Rennen gut kontrollieren können, aber er wisse natürlich, „dass es im Finale vielleicht ganz anders aussieht“. Dort wird er neben Zalaty und dem Tokio-Olympiasieger Ntouskos auch auf Simon van Dorp (Niederlande), Thomas Mackintosh (Neuseeland) und Tim Brys (Belgien) treffen, die sich im ersten Vorlauf durchgesetzt hatten. Auch Mitfavorit van Dorp gewann seinen Vorlauf und dass er dabei rund sieben Sekunden langsamer als Zeidler war, hat für den Showdown am Samstag nicht allzu viel Aussagekraft. 

„Heute habe ich ab einem gewissen Zeitpunkt nur noch auf meine Uhr geschaut. Der olympische Rekord war möglich, und das war dann mein Ziel“, sagte Olli. Sein Vater und Trainer Heino verriet, dass man den Rekord geplant hatte: „Wir wussten schon heute Morgen, dass die Bedingungen eine Bestzeit zulassen. Auf den zweiten 1000 Metern kam noch der Schiebewind positiv hinzu. Olli ist ein sehr starkes, kontrolliertes Rennen gefahren. Er hat einen sehr guten Start erwischt, das Boot dann laufen lassen. Sehr stark war er auch vom Kopf her. Er hat das Rennen durchgerudert und auf den letzten 100 Metern dann realisiert, dass er das Finale erreicht hat. Das Trauma von Tokio ist heute besiegt worden.“

Achter zeigt das beste Rennen der Saison

Beim Männer-Achter ist aus einer Stresssituation heraus der Knoten geplatzt. Im Hoffnungslauf zeigte das Boot das beste Rennen dieser Saison, belegte Platz zwei mit nur 1,59 Sekunden Rückstand auf die zuletzt fast immer weit enteilten Niederlande, und qualifizierte sich sehr souverän für das Finale am Samstag. Australien und Rumänien auf den Plätzen drei und vier sind ebenfalls dabei, wenn es gegen die als Vorlaufsieger direkt qualifizierten Achter aus Großbritannien und USA um die Medaillen geht. Das bittere Los, als einziges der sieben zugelassenen Großboote auszuscheiden, traf Italien, das im Hoffnungslauf nicht mithalten konnte.

Schlagmann Mattes Schönherr war mit einer Magen-Darm-Infektion kurzfristig ausgefallen. „So einen Anruf möchte man am frühen Morgen nicht bekommen“, sagte Trainerin Sabine Tschäge. Torben Johannesen rückte auf die Schlagmann-Position. „Wir sind mit Torben schon auf Schlag gefahren und wussten, dass das funktioniert“, berichtete Tschäge. Johannesens Position zwei übernahm Julius Christ aus dem Zweier ohne Steuermann. Er kam zwei Busse später an die Strecke, und fügte sich im umgerüsteten Boot nahtlos ein.  Wäre der offizielle Ersatzmann Jasper Angl ins Boot gerückt, wäre eine Rückmeldung von Schönherr für das Finale am Samstag nach den Regeln nicht möglich gewesen. Die Besetzung war nun Benedict Eggeling, Julius Christ, Olaf Roggensack, Laurits Follert, Max John, Frederik Breuer, Wolf Niclas Schröder, Torben Johannesen und Steuermann Jonas Wiesen.

„Die Situation haben wir als Mannschaft super gelöst“, sagte die erleichterte Trainerin. „Wir sind das Rennen sehr entschlossen angegangen und haben uns nicht aus der Ruhe bringen lassen. Mal sehen, wie es Mattes geht, und dann werden wir Richtung Finale entscheiden.“

Julius Christ blieb bescheiden. „Ich denke, Mattes wird zum Finale wieder zurückkommen, und das ist auch gut so, weil er dem Team viel gibt. Ich habe morgen ja noch ein Zweier-Rennen. Für mich war es nicht so schwierig, weil wir den ganzen Winter über zusammen trainieren und ich da auch schon im Achter gesessen bin. Auf der anderen Seite war es natürlich heute ein extrem wichtiges Rennen und mein Letztes im Achter ist schon ein paar Jahre her“, sagte Christ. Aber das Team habe es ihm leicht gemacht. „Der Spirit war gut, wir sind richtig schnell losgefahren und auf dem Gas geblieben. Wir haben die Mission erfüllt, ins Finale zu fahren. Alle waren hellwach, ich war nicht der entscheidende Faktor. Mit Mattes wäre das heute genauso passiert.“

Männer-Doppelzweier beendet Spiele als Neunter

Der Männer-Doppelzweier beendete die olympische Regatta auf dem neunten Platz. Das war nicht das, was sich Jonas Gelsen, Marc Weber und ihr Trainer Ralf Hollmann erhofft hatten. Im B-Finale am Donnerstag musste das deutsche Boot Serbien und Frankreich den Vortritt lassen und wurde Dritter. Den Endspurt von Weber/Gelsen wehrten die Franzosen ab, Serbien gelang ein Start-Ziel-Sieg. 

„Insgesamt war es ziemlich enttäuschend für uns“, sagte Gelsen. „Wir haben im Halbfinale 1500 Meter lang ein ganz gutes Rennen gemacht, heute war es dann wieder wie in den beiden ersten Rennen. Wir haben es auch nicht verdient, im A-Finale zu stehen. Die anderen waren einfach besser.“  

Die Analyse von Trainer Ralf Hollmann fiel ähnlich aus. „Es war irgendwie nicht unsere Regatta. Rudertechnisch sind die Beiden wieder nach 700m auseinandergefallen und konnten ihre tolle Saison hier nicht krönen. Das ist ernüchternd, weil sie ihr Potenzial nicht abgerufen haben. Die Verletzung von Marc vor dem am Ende dramatischen Halbfinale war sicher nicht förderlich, aber dennoch nicht rennentscheidend. Die Zeiten, die hier ab dem Halbfinale gefahren werden, sind so eng, dass ruderisch alles stimmen muss, um zu bestehen. Das war leider hier zur olympischen Regatta die ganzen zehn Tage nicht stabil genug.“

Und das bringt der Freitag

Am vorletzten Tag der olympischen Ruderwettbewerbe ist nur ein deutsches Boot im Einsatz. Julius Christ und Sönke Kruse bestreiten das B-Finale im Männer-Zweier ohne (10:42 Uhr). Ihre Gegner sind Italien, Neuseeland, Südafrika, Litauen und die USA. Nach dem sechsten Platz im Halbfinale und der erfolgreichen Helfer-Mission von Christ im Achter wollen die Beiden noch einmal ein gutes Rennen abliefern.   

Events

Boote

Vorlauf 5 6:54.72 1 . Platz
Viertelfinale 2 6:45.32 1 . Platz
Halbfinale A/B 2 6:35.77 1 . Platz
Finale A 6:37.57 1 . Platz

Vorlauf 5 7:36.35 1 . Platz
Viertelfinale 2 7:30.98 2 . Platz
Halbfinale A/B 2 7:24.63 4 . Platz
Finale B 7:23.53 1 . Platz

Vorlauf 3 6:25.15 4 . Platz
Hoffnungslauf 1 6:34.59 2 . Platz
Halbfinale A/B 2 6:17.69 4 . Platz
Finale B 6:17.07 3 . Platz

Vorlauf 1 5:46.90 3 . Platz
Hoffnungslauf 1 5:52.39 1 . Platz
Finale A 5:50.62 5 . Platz

Vorlauf 2 6:15.28 2 . Platz
Finale A 6:19.70 3 . Platz

Vorlauf 3 6:38.86 3 . Platz
Halbfinale A/B 2 6:47.13 6 . Platz
Finale B 6:28.61 5 . Platz

Vorlauf 1 5:41.63 3 . Platz
Hoffnungslauf 1 5:29.17 2 . Platz
Finale A 5:29.80 4 . Platz

Galerien