Mit der Goldmedaille im Doppelvierer in Linz und Silber im Doppelzweier in Belgrad hätte das internationale Weltcup-Debüt von Franziska Kampmann besser nicht laufen können. In der vergangenen Saison gewann die Athletin vom Ruderverein Waltrop von 1928 e.V. noch Bronze bei der U23-WM, in diesem Jahr fährt die 21-Jährige schon bei den „Großen“ mit. Neben dem Rudern schlägt ihr Herz aber auch für die Landwirtschaft. Auf dem elterlichen Hof packt die Studentin wann immer sie da ist und Zeit hat mit an. Wir haben mit Franziska über die duale Karriere und persönlichen Ziele gesprochen.
Franziska, hast du damit gerechnet, in dieser Saison schon im Weltcup zu starten?
Nein, damit hatte ich im Winter absolut nicht gerechnet. Ich kann ja in dieser und in der nächsten Saison noch im U23-Bereich starten. Bei der Deutschen Kleinbootmeisterschaft im April in Essen war ich von mir selbst überrascht und freue mich natürlich, jetzt im Weltcup zu rudern.
Wie bist du zum Rudern gekommen?
Mein Papa hat schon immer gesagt, dass Rudern der richtige Sport für mich ist, obwohl er selbst nie im Boot gesessen hat. Der Vater meiner Kindergartenfreundin ist Rudertrainer und vor neun Jahren haben mich die beiden dann mal mit zum Training genommen. Seitdem bin ich davon nicht mehr losgekommen. Meine drei Schwestern rudern auch.
Du bist die erste Saison mit der A-Mannschaft unterwegs. Merkst du einen Unterschied zur U23?
Es ist schon ganz cool, wenn man in der Saison internationale Rennen fährt, das gibt es im U23-Bereich so nicht. Dafür trainiert man natürlich auch mehr. Die Stimmung im Team ist auch anders. In dieser Saison sind alle etwas angespannt, weil wir zu viele starke Athletinnen für die wenigen Bootsplätze sind. Aber jeder gönnt es jedem - das ist schön.
Du studierst nebenbei Landwirtschaft, kein alltäglicher Studiengang…
Das stimmt. Meine Eltern haben einen eigenen Betrieb. Mir war schon früh klar, dass ich das auch machen möchte. Nach der Schule habe ich dann eine landwirtschaftliche Ausbildung absolviert. Diese habe ich im letzten Jahr, einen Tag vor der U23-WM, erfolgreich abgeschlossen. Im Oktober hab ich dann das Studium in Soest angefangen.
Und wie klappt es mit der dualen Karriere?
Das erste Semester lief erstaunlich gut, ich habe alle Prüfungen geschafft. Im zweiten Semester war es zeitlich schon alles schwieriger, da ich ja viel in Berlin trainiere. Aber dank meiner Ausbildung habe ich schon viel Hintergrundwissen, das hilft natürlich. Mit der Konzentration des Frauen-Skulls-Bereich in Berlin ab November muss ich dann schauen, wie ich beides unter einen Hut bekomme.
Welche Aufgaben erledigst du denn auf dem Hof?
Hauptsächlich unterstützen wir unsere Eltern beim Melken, Füttern und ab und zu auch beim Ausmisten. Und wenn ich während der Erntezeit zuhause bin, packe ich natürlich auch mit an. Dann sitze ich oft auf dem Trecker. In diesem Sommer ist es zeitlich schwierig, aber wenn möglich, möchte ich im Oktober bei der Maisernte helfen.
Es gibt ein Plakat von der Sporthilfe, auf dem du mit Skulls und Ruderboot im Stall abgebildet bist. Der Schriftzug lautet „Nur Rindviechern sind Franzis Erfolge egal“ - was hat es damit auf sich?
Die Sporthilfe hatte im vergangenen Jahr bei mir angefragt, ob ich bei der Kampagne, die sich mit dem Spagat zwischen beruflicher Karriere und Spitzensport beschäftigt, mitmachen möchte. Und da ich von denen viel Unterstützung bekomme, wollte ich gern etwas zurückgeben. Für das Shooting habe ich meinen Einer und Skulls mit in den Ausbildungsbetrieb genommen und dann haben wir im Stall die Bilder gemacht. Leider war das der einzige Tag, an dem es geschneit hat, das war dann schon ziemlich kalt.
Landschaftlich müsste dich hier viel an die Heimat erinnern…
Absolut. Hier ist viel Grün und es gibt viele Höfe. Neben den Straßen weiden überall Kühe, das fühlt sich wirklich heimisch an.
Du startest beim Weltcup-Finale zusammen mit Marie-Catherine Arnold, Carlotta Nwajide und Frieda Hämmerling im Doppelvierer. Beim vergangenen Weltcup in Linz habt ihr Gold gewonnen, was habt ihr euch für Luzern vorgenommen?
Wir wollen unsere gute Form von Linz bestätigen und wieder vorne mitfahren. Der schnellere Doppelvierer qualifiziert sich ja für die Weltmeisterschaften in Plovdiv, das ist unser Ziel.
Welche weiteren Ziele hast du dir gesetzt?
Ehrlich gesagt habe ich mich damit noch gar nicht richtig befasst. Alles kann, nichts muss! Olympia ist auf jeden Fall ein Traum von mir, aber ich bin nicht der Typ, der alles nur darauf ausrichtet. Von daher lasse ich alles auf mich zukommen und freue mich einfach, über die Erfahrungen, die ich jetzt sammeln kann.
Vielen Dank und viel Erfolg!
