Am letzten Wettkampftag der Ruder-WM im Nathan Benderson Park in Sarasota standen vier Finals mit deutscher Beteiligung auf dem Programm. Der Deutschland-Achter hat die lang ersehnte Goldmedaille gewonnen und damit eine herausragende Saison gekrönt. Zudem holten der Leichtgewichts-Männer-Vierer ohne und Sylvia Pille-Steppart im Para-Einer Bronze, Tim Ole Naske im Einer wurde in seinem ersten WM-Finale Sechster.
Deutschland-Achter dominiert vor ausverkaufter Tribüne
Der Deutschland-Achter ist seiner Favoritenrolle gerecht geworden und hat vor vollen Zuschauerrängen die Goldmedaille gewonnen. Das Flaggschiff des DRV mit Johannes Weißenfeld (Ruderclub 'Westfalen' 1929 e.V. Herdecke), Felix Wimberger (Passauer Ruderverein von 1874 e.V.), Maximilian Planer (Bernburger Ruderclub e.V.), Torben Johannesen (Ruder‐Club Bergedorf e.V.), Jakob Schneider(Ruderklub am Baldeneysee e.V.), Malte Jakschik (Ruderverein Rauxel von 1922 e.V.), Richard Schmidt (Ruderverein 'Treviris 1921' e.V.), Schlagmann Hannes Ocik (Schweriner Rudergesellschaft von 1874/75 e.V.) und Steuermann Martin Sauer (Berliner Ruder‐Club e.V.)ging auf der Außenbahn ins Rennen und setzte sich von Beginn an die Spitze des Feldes. Die Jungs von Trainer Uwe Bender gaben das Tempo vor und zogen Meter für Meter der Konkurrenz davon. Mit einer halben Bootslänge Vorsprung gewann der Deutschland-Achter das lang ersehnte Gold und darf sich verdient Weltmeister nennen. Vor eigenen Publikum wurden die US-Amerikaner Zweiter, Bronze ging nach Italien. „Das Finale ist gelaufen, wie wir es uns gewünscht haben“, so Trainer Uwe Bender. „Wir konnten von Beginn an dem Rennen unseren Stempel aufdrücken und haben den anderen ein hohes Tempo vorgegeben. Wir sind sehr zufrieden."
LM4- holt im Schlussspurt Bronze
Aufgrund des Seitenwinds wurden kurz vor den Finalrennen die Bahnverteilungen noch einmal geändert. Aus dem Konzept gebracht hat dies den Leichtgewichts-Vierer ohne mit Patrik Stöcker (Siegburger Ruderverein 1910 e.V.), Sven Keßler, Jonathan Koch (beide Frankfurter Rudergesellschaft 'Germania' 1869 e.V.) und Julius Peschel (Deutscher Ruder‐Club von 1884 e.V.) aber nicht. Nach den ersten 500 m hatte sich das Quartett hinter den Booten aus Italien und China eingeorndet. Auf der zweiten Teilstrecke konnten die Italiener, die diese Bootsklasse in dieser Saison dominierten, bereits eine Bootslänge Vorsprung rausfahren, die Russen konnten im weiteren Rennverlauf auf das deutsche Boot aufschließen. Im Endspurt kam es dann zu einen Dreikampf um Silber und Bronze begann. Die Jungs von Ralf Hollmann haben einen kühlen Kopf bewahrt, kurz vor dem Ziel noch das Boot aus China überholt und verdient Bronze gewonnen. „Wir haben heute mit allem gerechnet, wir wussten, dass die Chinesen nochmal schneller als im Vorlauf fahren können. Wir haben immer dran geglaubt, dass wir es auf den letzten 500 m noch packen. Die Russen waren heute noch einen Tick schneller, aber damit können wir leben“, so Julius Peschel nach dem Rennen.
Sylvia Pille-Steppat holt Bronze
Sylvia Pille-Steppat (Wilhelmsburger Ruderclub von 1895 e. V.) hat im Para-Einer Bronze gewonnen. Nach dem souveränen Halbfinalsieg hatte die Hamburgerin heute etwas mehr zu kämpfen, konnte die Konkurrenz aber in Schach halten. Die 49-Jährige kam hinter der neuen Weltmeisterin aus Norwegen Birgit Skarstein und der Israelin Moran Samuel als Dritte ins Ziel und krönte so eine tolle Saison. „Das Rennen war schon schwieriger als im Halbfinale, ich musste schon immer schauen, dass ich die anderen Boote hinter mir lasse. Aber ich bin total glücklich und freue mich über die Bronzemedaille“, so Pille-Steppat nach dem Finale.
Naske: "Kampf gegen den Körper"
Tim Ole Naske ist (Ruder‐Gesellschaft 'Hansa' e.V .) in seinem ersten WM-Finale auf den sechsten Platz gerudert. Die Konkurrenz war für den 21-Jährigen Youngster heute einfach zu stark. Sowohl der Olympiadritte aus Rio Ondrey Synek als auch der Zweitplatzierte aus Luzern Angel Fournier Rodriguez waren seine Finalgegner, die von Beginn an ein hohes Tempo vorgaben. Mit Platz sechs kann Tole aber mehr als zufrieden sein. „Ich bin vom Start gut ins Rennen gekommen, habe aber auch gemerkt, dass ich im Viertel- und Halbfinale schon viele Körner gelassen habe. Ab der 500 m Marke war es mehr ein Kampf gegen den Körper als gegen den Geger“, so der 21-jährige Youngster nach dem Rennen. „Klar war ich nach dem Rennen mit dem letzten Platz erstmal enttäuscht, aber insgesamt bin ich mit Platz sechs bei meiner ersten A-WM absolut zufrieden."
Johannes Schmidt gewinnt B-Finale
Johannes Schmidt (Offenbacher RG Undine) hat im Para-Einer sein B-Finale souverän gewonnen. Nach der ersten Streckenhälfte lag der 35-Jährige noch auf Position zwei hinter dem Polen Jaroslaw Karling, auf den zweiten 1000 m konnte Johannes aber sein Tempo verschärfen, das polnische Boot passieren und seinen Vorsprung Meter für Meter ausbauen. Mit dem Sieg belohnt sich der Deutsche für eine tolle WM.
Rang vier für Frauen-Doppelzweier
Nach dem knapp verpassten Finaleinzug ging es für Carlotta Nwajide (Deutscher Ruder‐Club von 1884 e.V.) und Julia Leiding (Rostocker Ruder‐Club von 1885 e.V.) heute im B-Finale um eine gute Platzierung. Die Mädels von Trainer Přemysl Panuška fanden gut ins Rennen und lagen nach 500 m auf der zweiten Position hinter den Führenden Tschechinnen. Im weiteren Rennverlauf schlossen die Boote aus den Niederlanden und Italien auf und passierten das Boot kurz vor der 1500 m Marke. Im Ziel war es Rang vier für das deutsche Duo.
Annekathrin Thiele (SC DHfK Leipzig e.V. Abtlg. Rudern) im Frauen-Einer hat sich in ihrem B-Finale wie gewohnt vom Start weg an die Spitze gesetzt, auf der zweiten Streckenhälfte konnte die US-Amerikanerin Felice Mueller auf die Leipzigerin aufschließen und vorbeirudern. Im weiteren Streckenverlauf verließen Thiele ein wenig die Kräfte, die Tempoverschärfung der Boote aus Dänemark und Neuseeland konnte sie nicht mitgehen. Im Ziel war es Rang vier für die Athletin von Angelika Noack.
"Insgesamt sind die Ergebnisse recht positiv"
„Ich freue mich sehr über die Goldmedaille des Achters, der seine stechende Form unter Beweis gestellt und überlegen und verdient gewonnen hat. Damit haben sie eine herausragende Saison gekrönt“, bilanziert Cheftrainer Marcus Schwarzrock. „Für Tim Ole Naske war die A-Finalteilnahme schon ein toller Erfolg. Mit 21 Jahren ist er noch sehr jung, er hat nach vorne raus alles versucht und mit Platz sechs ein tolles Ergebnis erreicht.“
Mit dem Gesamtergebnis der WM ist der Cheftrainer zufrieden. „Insgesamt sind die Ergebnisse recht positiv. Langfristig ist unser Anspruch natürlich ein anderer. Nach den Olympischen Spielen im vergangenen Jahr haben viele Athleten ihre Karriere beendet oder ein Pausenjahr eingelegt, da war klar, dass es schwer wird. Wir sind hier mit einer jungen Truppe angetreten, konnten uns im Vergleich zu Luzern auch verbessern. Ich bin mir sicher, dass wir mit den jungen Athleten gut aufgestellt sind und wenn der ein oder andere Sportler wiederkommt, bin ich Richtung Tokio 2020 zuversichtlich.
"Das war eine perfekt organisierte WM. Großes Lob an den Veranstalter", so der DRV-Vorsitzende Siegfried Kaidel. "Das Gold vom Achter überstrahl alles, aber auch der Nachwuchs hat gezeigt, dass er gut dabei ist. Das ist ein gutes Entwicklungspotential, auf dem wir aufbauen können."
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