15. Juni 2024 | Nationalmannschaft | von Hans Strauss

Jonathan Rommelmanns Silber-Abschied, zwei Para-Medaillen

Ein letztes Mal ließ er die Muskeln spielen: Jonathan Rommelmann holte zu seinem Karriere-Ausklang Silber im leichten Männer-Einer. Foto: meinruderbild
Goldmedaillen sind immer zum Anbeißen: Jasmina Bier holte im Para-Einer der Frauen PR2 ihren ersten Weltcup-Sieg. Foto: meinruderbild
Beifall der Podiumskollegen: Paul Umbach holte beim Weltcup in Poznan Bronze im PR2 Männer-Einer. Foto: meinruderbild
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Ein wunderbarer Abschluss seiner bemerkenswerten Karriere im Leichtgewicht gelang Jonathan Rommelmann (Crefelder RC) am Samstag (15. Juni 2024) beim Weltcup im polnischen Poznan. In seinem letzten Rennen, dem A-Finale im leichten Einer, holte er die Silbermedaille. Zwei Medaillen fischten zudem die Para-Ruderer aus dem teilweise vom Seitenwind verwehten Malta-See. Jasmina Bier (RG Hansa Hamburg) holte Gold im PR2 Frauen-Einer, ihr sonstiger Zweier-Kollege Paul Umbach (RC Nürtingen) sicherte sich Bronze bei den Männern.

Alle freuen sich mit „Jonny“

„So kann man aufhören, oder?“ Jonathan Rommelmann war regelrecht aufgekratzt, als er am Siegersteg aus seinem Einer geklettert war. Und alle freuten sich mit „Jonny“. In seinem letzten Rennen war dem 29-Jährigen auf dem letzten 500 Metern noch der Sprung auf Rang zwei und der Gewinn der Silbermedaille gelungen. Nur der Schweizer Jan Schäuble, der in Paris im leichten Doppelzweier zu den Favoriten gehören wird, war im A-Finale des leichten Einers unantastbar für Rommelmann. Die nächste Generation war ebenfalls im Finale vertreten: der 23-jährige Finn Wolter (RC Witten) belegte nach einem guten Rennen inmitten der Weltklasse den fünften Platz. Da Leichtgewichtsrudern nach Paris aus dem olympischen Programm gestrichen wird und im Leistungssport enorm an Bedeutung verlieren wird, sieht Wolter seine sportliche Zukunft nach einer Studienpause im schweren Bereich. Mit seinem Zweier-Partner Nikita Mohr wird er sich dort bei der Henley-Regatta ausprobieren.

Mit Rommelmann freute sich auch Bundestrainerin Sabine Tschäge, die jetzt für Männer Riemen zuständig ist, ihn in Poznan aber noch einmal betreute. Zusammen hatten sie 2021 in Tokio mit Olympia-Silber im leichten Doppelzweier, den Jason Osborne komplettierte, den größten Erfolg in beider Karriere gelandet. „Rudertechnisch bin ich im Einer nicht mehr auf dem Niveau vergangener Jahre. Das letzte Mal bin ich auf der Kleinbootmeisterschaft 2023 im Einer gesessen. Was mir technisch fehlt, muss ich dann mit Kampf lösen“, beschrieb Rommelmann seine Situation in Poznan ehrlich.

Eigentlich wollte er nach der in Luzern verpassten Olympia-Qualifikation des leichten Doppelzweiers nicht mehr ins Boot steigen, doch nach der Verarbeitung der großen Enttäuschung setzte sich in seinem Kopf der Gedanke eines „selbstbestimmten Abschieds“ durch. Zum Glück. Das Angebot, auch noch die Weltmeisterschaft Ende August in Kanada im leichten Einer zu fahren, schlug Rommelmann jedoch aus. „Meine Freundin hat mich zehn Jahre lang oft entbehren müssen. Wir haben schon Konzertbesuche und Urlaub geplant.“ Erst ab September will er sich nach dem abgeschlossenen Medizinstudium um eine Anstellung an einem Krankenhaus kümmern.

Bier und Umbach wollen noch eine Medaille

Im Finale des PR2 Frauen-Einers hatte Jasmina Bier wie schon im Testrennen nur eine Konkurrentin mit der Mexikanerin Angeles Gutierrez. Sie gewann das Rennen erneut mit großem Vorsprung und bekam mit Gold die einzige Medaille, die nach dem Reglement verteilt wurde. „Ich habe etwas langsamer angefangen, als gestern, was wegen des Winds auch gut war. Es war cool, dass ich so alleine unterwegs unter zehn Minuten geblieben bin“, sagte Bier, die erst in diesem Jahr klassifiziert worden ist. Paul Umbach verbesserte sich im Finale des PR2 Männer-Einers auf der dritten Teilstrecke auf den dritten Platz. Die Punkte, an denen ich arbeite, haben besser geklappt als im Testrennen, auch wenn es noch nicht top war“, sagte Umbach mit der Bronzemedaille um den Hals. Beide wollen am Sonntag gemeinsam im Finale des Mixed-Doppelzweiers noch eine zweite Medaille holen.

Helmich/Krumbein siegen im Hoffnungslauf

Um Edelmetall geht es am Sonntag auch für den PR3 Mixed-Zweier. Jan Helmich und Hermine Krumbein (RC Hansa Dortmund, RK Normannia Braunschweig) gewannen nach dem zweiten Rang im Vorlauf am Freitag ihren Hoffnungslauf mit einem klaren Start-Ziel-Sieg. Nur Mexiko schied aus.     

Gelsen/Weber als Dritte ins A-Finale

Der Männer-Doppelzweier hat nach einem harten Stück Arbeit im Halbfinale das A-Finale erreicht. Mit Jonas Gelsen und Marc Weber (RC Nassovia Höchst und RuS Steinmühle Marburg), Neuseeland, Irland und Kroatien konkurrierten vier Olympia-Teilnehmer von Paris um die drei Plätze im Endlauf. Das Nachsehen hatte Kroatien, das nach den ersten 500 Metern noch vor den beiden Deutschen auf Platz drei gelegen hatte. Bei der 1000-Meter-Marke hatten Gelsen/Weber das aber bereits repariert und behaupteten den dritten Rang gegen die in der letzten Rennphase aufsteckenden Kroaten sicher bis ins Ziel. An der Spitze waren Neuseeland mit Robert Manson, dem Weltrekordhalter im Einer, und Jordan Perry, dem ehemaligen WM-Vierten im Einer, und Irland nicht zu gefährden.

„Ziel war die dritte Finalteilnahme nach dem Weltcup in Varese und der EM in Szeged, das haben die Beiden geschafft“, sagt Trainer Ralf Hollmann. Ganz zufrieden war er aber nicht. „Unsere sonstige Stärke, die mittleren 1000 Meter, waren heute nicht so effektiv. Immer, wenn wir unter einer Schlagfrequenz von 38 fahren, ist die Geschwindigkeit in Relation zu gering. Dafür kam der Endspurt sehr gut und der Abstand zum Sieger war am Ende nur 1,49 Sekunden.“ Soll am Sonntag der Sprung aufs Podest gelingen, sagte Hollmann, „brauchen wir fairen Wind und eine Kombination aus unserer eigentlichen Stärke und den heutigen Endspurt“. 

Männer-Doppelvierer 1 steigert sich

Den Betriebsunfall vom Vorlauf, als man nur Dritter hinter dem eigenen zweiten Boot und der Schweiz geworden war, hat der Männer-Doppelvierer 1 repariert. Anton Finger, Max Appel, Tim Ole Naske und Moritz Wolff (Berliner RC, SC Magdeburg, RG Hansa Hamburg und Berliner RC) schafften die Wiedergutmachung mit einem souveränen Start-Ziel-Sieg im Hoffnungslauf. Mit dem DRV-Boot qualifizierte sich auch Polen 2 im Endspurt unter dem Jubel der wenigen Zuschauer für das A-Finale am Sonntag. „Es war ein Schritt in die richtige Richtung. Morgen versuchen wir noch mal einen weiteren zu machen. Ich freue mich auf ein hoffentlich tolles Rennen“, sagt Bundestrainer Dirk Brockmann. Generell findet er es wichtig, „ruhig zu bleiben, sich an die Stärken der Mannschaft zu erinnern und zu versuchen, diese wieder besser herauszuarbeiten“.

Für das Finale am Sonntag hat auch das Perspektivboot mit Paul Berghoff, Alexander Finger, Felix Heinrich und Paul Krüger (SC Magdeburg, Berliner RC, RK Normannia Braunschweig und RC Favorite Hammonia), dessen parallele Entwicklung in Hamburg sich zu einem großen Erfolg entwickelt hat, einiges vor. „Erstmal wieder ein gutes Rennen zu fahren und damit dann natürlich möglichst viele Boote hinter uns zu lassen. Aufs Treppchen zu kommen wäre natürlich der schönste Abschluss hier“, sagt Bundestrainer Tim Schönberg.

Rang zwei bringt Männer-Vierer ohne ins A-Finale

Mit einem sicheren zweiten Platz im Hoffnungslauf hinter der überlegenen Schweiz hat sich auch der Männer-Vierer ohne für das A-Finale am Sonntag qualifiziert. Die beiden Finalisten hatten sich schon vor dem letzten Teilstück abgesetzt. „Wichtig war der offensive Angang des Rennens, damit konnten wir China und Frankreich auf der Strecke von Beginn an kontrollieren. Das hat besser geklappt als im Vorlauf“, sagte Bundestrainer Thomas Affeldt. Jasper Angl, Malte Großmann, Kaspar Virnekäs und Marc Kamann (RV Münster, RC Favorite Hammonia, Münchener RC, Der Hamburger und Germania RC) hätten mit der Finalteilnahme das erste Ziel erreicht. „Favorisiert sind Neuseeland und Australien. Für uns geht es darum, noch mal mit einer starken Leistung anzugreifen und das Rennen offen zu halten“, sagte Affeldt zum Vorhaben für den Sonntag.

Doppelstart für Frauen-Doppelzweier

Für Lisa Gutfleisch (Heidelberger RK) und Sarah Wibberenz (RC Havel Brandenburg), die neue Paarung im Frauen-Doppelzweier, brachte der Samstag ein intensives  Programm. Im Hoffnungslauf hätten die beiden Zweite werden müssen, um das A-Finale zu erreichen. Das ließen Frankreich 1 und Rumänien jedoch nicht zu. Als Drittplatzierte kamen Gutfleisch/Wibberenz ins B-Finale, das nur zwei Stunden später angesetzt war. Dort zeigten beide ein engagiertes Rennen  und behaupteten bis zur Hälfte des Rennens sogar die Führung vor Schweiz 1 mit der ehemaligen Einer-Weltmeisterin Jeanette Gmelin. Auf dem dritten Teilstück war das Schweizer Boot dann klar stärker und gewann das Rennen, die beiden DRV-Starterinnen verteidigten aber Rang zwei gegen Frankreich und wurden damit Gesamt-Achte. „Das war noch mal ein ganz schöner Kraftakt. Innerhalb von 120 Minuten zwei Rennen, das ist nicht alltäglich“, sagte Bundestrainer Alexander Schmidt. „Aber die beiden sind jetzt besser gerudert und wir können mit etwas Optimismus zur Regatta nach Henley fahren.“

Faralisch macht zweites A-Finale klar

Im Frauen-Einer hat Juliane Faralisch (Frankfurter RG Germania) zum zweiten Mal in dieser Weltcup-Saison ein A-Finale erreicht. In ihrem Halbfinale verdrängte auf den abschließenden 500 Metern die Brasilianerin Beatriz Cardoso noch vom nötigen dritten Platz. Überlegene Siegerin war die australische Top-Athletin Tara Rigney, den zweiten Platz belegte die Österreicherin Magdalena Lobnig.  „So ein langsames Rennen wie heute hatte ich schon lange nicht mehr, der Gegenwind stand gut drin und hat uns alle mal von rechts nach links geschoben. Ich konnte mit den Bedingungen aber gut umgehen. Angesichts meiner muskulären Probleme kam mir die ruhigere Frequenz heute ein Stück entgegen“, sagte Faralisch.

Julius Rommelmann im C-Finale Zweiter

Im C-Finale des Männer-Einers sorgte Julius Rommelmann (RRG Mülheim) für einen versöhnlichen Abschluss. Hinter dem Tunesier Mohamed Tahib belegte er den zweiten Platz und wurde damit insgesamt 14. In Poznan. „So wie der Vierer seine Probleme hat, so hat auch Julius Probleme, aus der Vierer-Struktur wieder in seinen Einer zu finden. Er hat sich hier von Rennen zu Rennen gesteigert, aber sicherlich nicht sein Potenzial abrufen können“, sagte Bundestrainer Dirk Brockmann.

Das Programm am Sonntag

In elf Finals und A-Finals von Poznan sind am Sonntag DRV-Boote vertreten. World Rowing streamt die Rennen von 9:06 bis 13:00 Uhr auf seine Webseite. Das letzte Rennen bestreiten die Männer-Achter.

 

Events

Boote

Vorlauf 2 7:53.99 2 . Platz
Halbfinale A/B 1 8:21.87 3 . Platz
Finale A 7:41.38 2 . Platz

Vorlauf 1 7:23.28 3 . Platz
Hoffnungslauf 2 7:44.97 3 . Platz
Finale B 7:36.17 2 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 6:26.36 2 . Platz
Finale A 6:28.32 1 . Platz

Vorlauf 2 7:35.62 5 . Platz
Hoffnungslauf 2 7:34.51 5 . Platz
Finale C 7:44.68 2 . Platz

Vorlauf 3 6:39.49 1 . Platz
Halbfinale A/B 1 6:48.90 3 . Platz
Finale A 6:27.72 2 . Platz

Vorlauf 2 6:00.21 3 . Platz
Hoffnungslauf 1 6:18.56 1 . Platz
Finale A 6:06.09 5 . Platz

Vorlauf 2 5:56.48 1 . Platz
Finale A 6:01.88 3 . Platz

Vorlauf 2 7:33.15 2 . Platz
Hoffnungslauf 2 7:18.31 2 . Platz
Finale A 7:35.58 2 . Platz

Vorlauf 1 7:42.99 2 . Platz
Hoffnungslauf 1 7:16.16 2 . Platz
Finale A 7:41.70 5 . Platz

Vorlauf 2 6:15.05 2 . Platz
Hoffnungslauf 2 6:32.70 2 . Platz
Finale A 6:17.75 6 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 5:49.25 2 . Platz
Finale A 5:38.17 2 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 10:19.51 4 . Platz
Finale A 9:57.51 4 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 10:33.39 1 . Platz
Finale A 10:16.12 1 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 8:55.49 3 . Platz
Finale A 8:39.90 2 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 9:36.27 1 . Platz
Finale A 9:57.84 1 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 9:57.98 5 . Platz
Finale A 9:53.85 3 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 7:32.63 4 . Platz
Finale A 7:19.81 4 . Platz

Vorlauf 1 8:01.72 2 . Platz
Hoffnungslauf 1 8:04.13 1 . Platz
Finale A 7:27.13 3 . Platz

Galerien