11. Juni 2024 | Nationalmannschaft | von Hans Strauss

Poznan letzter Start vor Olympia und Paralympics

Letzte Regatta auf dem Weg nach Paris: Marc Weber (rechts) und Jonas Gelsen, die in Poznan den Männer-Doppelzweier fahren. Foto: meinruderbild

Vier der sieben deutschen Olympia-Boote nutzen am kommenden Wochenende (14. bis 16. Juni 2024) mit dem Weltcup in Poznan die letzte Startmöglichkeit vor den Spielen im Großraum Paris. Männer-Doppelzweier, Männer-Doppelvierer, Männer-Achter und Frauen-Doppelvierer sind in Polen am Start. Auf der modernen Regatta-Anlage am Malta-See, die unter anderem 2009 Austragungsort der Weltmeisterschaft war, treten auch alle vier Boote an, die der DRV für die Paralympics qualifiziert hat. Insgesamt sind 17 deutsche Boote dabei.

Oliver Zeidler trainiert zehn Tage in Paris

In den Aufbau für die immer näher rückenden Olympischen Spiele passt der dritte und letzte Weltcup nicht jedem gut ins Programm. Auf deutscher Seite äußert sich das dergestalt, dass die beiden Einer mit Oliver Zeidler und Alexandra Föster in Polen ebenso nicht dabei sind wie der Männer-Zweier ohne, der sich in Luzern über die Nachqualifikation noch das Ticket gesichert hatte. Zeidler trainiert ab Donnerstag für zehn Tage auf der olympischen Ruderanlage in Vaires-sur-Marne, die er bereits vergangenes Jahr bei einem ersten Trainingslager kennengelernt hatte. „Doppelt genäht hält besser. Wir wollen die Chance nutzen, uns auf die wechselnden Bedingungen durch den Wind noch besser einzustellen“, sagt Trainer Heino Zeidler. Bisher sei es nur eine Vermutung, dass die Chance auf glattes Wasser am Vormittag, wo alle olympischen Rennen ausgetragen werden, offenbar deutlich größer ist.

Die stets um große Rennpraxis bemühte Föster siegte zuletzt bei der Regatta in Ratzeburg und nimmt übernächstes Wochenende, da sie nach den Spielen auch die U23-WM in St. Catherines (Kanada) bestreiten will, an der deutschen Jahrgangsmeisterschaft in Essen teil, dem Qualifikationswettbewerb für die WM.

Auch für die internationale Konkurrenz ist Poznan nicht durchgängig ein Pflichtprogramm. Die Top-Nationen Großbritannien, Niederlande und Rumänien schicken lediglich Perspektivmannschaften, Australien geht dagegen mit dem Olympia-Aufgebot aufs Wasser.

Holtmeyer stellt seinen Rat zur Verfügung

Um den Deutschland-Achter herrschte zuletzt viel Bewegung. Nach den enttäuschenden Auftritten beim Weltcup in Luzern wurde das Boot umbesetzt. Schlagmann Hannes Ocik musste weichen. Für ihn kam Frederik Breuer aus dem nicht für Paris qualifizierten Vierer ohne auf Position 2 neu herein und Mattes Schönherr ging zurück auf den Schlag. Trainerin Sabine Tschäge fiel erkrankt aus, Thomas Affeldt aus dem eingespielten Dortmunder Trainerteam übernahm die Betreuung. Aufgrund der Situation kam auch Cheftrainerin Brigitte Bielig für einige Tage nach Dortmund. Für die Klärung der Frage, ob weitere Umbesetzungen von Vorteil wären, suchte sie am letzten Wochenende die Hilfe von Ralf Holtmeyer. Der langjährige Achter-Trainer und Vorgänger von Bielig als Cheftrainer stellte seinen Rat gerne zur Verfügung, war mit im Motorboot und gab den Sportlern Tipps - was sich in der Arbeit an einem härteren Schlag niederschlug. „Weitere Veränderungen in der Besetzung wurden aber in den Gesprächen verworfen, nun soll Ruhe ins Boot kommen“, sagt Bielig. Anwärter für die Rolle des ersten Ersatzmanns ist der auf Back- und Steuerbordseite erfahrene Jasper Angl, der zuletzt ebenfalls im Vierer gerudert hatte. Das muss aber erst durch die Nominierungskommission des DRV und dann durch den DOSB bestätigt werden.

In Poznan trifft der Deutschland-Achter mit Australien nur auf einen Konkurrenten, der in Olympia-Besetzung fährt. Er bestreitet die Rennen aber aus dem Trainingsblock heraus, der bis zum Ende der ersten Unmittelbaren Wettkampfvorbereitung (UWV) in Völkermarkt festgelegt wurde. Tschäge kann die Betreuung wieder übernehmen.

Wolff und Schendekehl kehren zurück

Die beiden Skull-Vierer können erstmals in der olympischen Saison in der Besetzung starten, die nach den Ausscheidungen angedacht war. Beim Männer-Doppelvierer kehrt Moritz Wolff auf die Schlagposition zurück. Erst nach einer Mandeloperation ging es für ihn aufwärts. Nach den erzwungenen Trainingspausen ist Wolff noch nicht wieder in bester Verfassung, sollte seinen Rückstand aber rechtzeitig zu den Spielen aufholen können. Gastgeber Polen ist der Favorit in Poznan, möglicherweise duelliert sich das DRV-Boot mit der in Luzern geschlagenen Schweiz um Rang zwei. Julius Rommelmann rückt wieder auf die Ersatzposition, startet in Poznan aber auch im Männer-Einer.

Beim Frauen-Doppelvierer scheint Tabea Schendekehl ihren Rippenbruch vollständig auskuriert zu haben. Da sie während der Verletzung moderat weitertrainieren konnte, trat kein Substanzverlust ein. Bei einer Testwoche in Berlin kehrte sie auf Position zwei ins Boot zurück, was seinen Niederschlag in deutlich schnelleren Fahrzeiten fand. Am Schlag bleibt aber wie bisher Pia Greiten. Mit Australien, der Schweiz und Polen gibt es an diesem Wochenende nur drei Gegner. Die schwierige Entscheidung über die erste Ersatzposition für die Olympischen Spiele wurde getroffen: Frauke Hundeling, die bis Anfang des Jahres dem Boot angehört hatte und dann im Doppelzweier ruderte, erhielt auf Grund ihrer physischen Vorteile zunächst intern den Vorzug vor Lisa Gutfleisch, die zuletzt Schendekehl vertreten hatte. In Poznan bestreitet Gutfleisch zusammen mit Sarah Wibberenz den Doppelzweier.

Gelsen/Weber gut vorbereitet zurück

Nach EM-Bronze in Szeged kehren Jonas Gelsen und Marc Weber in Poznan ins Renngeschehen zurück. Anstelle eines Starts am Rotsee hatten die Beiden einen vierwöchigen Ausdauerblock absolviert. Zuletzt fuhren sie wegen Hochwassers im heimischen Trainingsrevier auf der Kölner Regattabahn vier Tage lang Strecken. „Beide sind gesund, das ist eine wichtige Feststellung, denn daran hat es in der Vergangenheit oft gekrankt“, sagt Trainer Ralf Hollmann. Mit 16 Doppelzweiern ist das Feld groß und trotz der Abwesenheit von Topbooten auch gut besetzt mit dem amtierenden Olympiasieger Frankreich, Irland und Neuseeland, das Hollmann nach erfolgter Akklimatisierung stärker einschätzt als in Luzern. Die Ziele: stabil über die Rennen zu fahren, taktische Variationen zu trainieren und um die Medaillen mitzureden.

Jonathan Rommelmann fährt den Einer

Neben den Olympia-Booten sind etliche weitere DRV-Starter dabei. Jonathan Rommelmann hat seine Karriere nach dem Scheitern des leichten Männer-Doppelzweiers in der Olympia-Nachqualifikation doch noch nicht beendet, sondern wählt einen sanften Ausklang. Er fährt in Poznan den Leichtgewichts-Einer. Dabei ist im leichten Skiff auch Finn Wolter, dessen sonstiger Doppelzweier-Partner Nikita Mohr noch nicht ganz wiederhergestellt ist. Der Männer-Vierer ohne mit Jasper Angl am Schlag will trotz des Aus in der Paris-Quali ein gutes Turnier zeigen. Im Wettbewerb der Männer-Doppelvierer geht zusätzlich ein Perspektivboot mit Paul Berghoff im Bug und Paul Krüger am Schlag an den Start. Im Frauen-Einer ist auch beim dritten Weltcup Juliane Faralisch dabei, der wie etlichen weiteren DRV-Athlet:innen Anfang Juli noch ein Start bei der traditionsreichen Henley-Regatta als weiterem Höhepunkt ins Haus steht.

Para-Mixed-Vierer testet für Paralympics

Insgesamt sieben Boote bringt Marc Stallberg, der Cheftrainer Para, in Polen an den Start. Besonders wichtig ist der letzte Paralympics-Test für den PR3 Mixed-Vierer mit Steuerfrau, der die beiden bisherigen Startmöglichkeiten in diesem Jahr wegen Verletzung und mangels Gegenmeldung nicht wahrnehmen konnte. „Die Pechsträhne geht leider weiter. Wir hatten einen Krankheitsfall im Boot und das Training war gestört, aber bis zum Finale am Sonntag sollte es mit der Gesundung klappen. Die Mannschaft ist jedenfalls heiß, zu zeigen was sie kann“, sagt Stallberg. Am Start sind die besten Fünf des letztjährigen WM-Finales, in dem das deutsche Boot Bronze geholt hatte.

Im PR1 Männer-Einer hat Marcus Klemp seinen Trainingsrückstand durch eine Verletzung mittlerweile aufgearbeitet. In Luzern hatte er deshalb pausiert. In Poznan freut er sich auf ein gutes Feld, in dem nur Weltmeister Roman Polianskyi (Ukraine) fehlt. Im PR1 Frauen-Einer muss sich Manuela Diening mit einem kleinen Starterinnenfeld zufrieden geben. Neben Weltmeisterin Birgit Skarstein (Norwegen), die sie bei ihrem schönen Sieg in Luzern auch geschlagen hatte, ist nur noch eine bisher unbekannte polnische Ruderin dabei. „Es geht nicht um einen Zweikampf mit Skarstein, sondern um das Verfestigen von Abläufen in den Schlägen sowie rund um die Rennen“, sagt Stallberg.

Turnier-Format für Helmich/Krumbein

Im Mixed-Doppelzweier PR3 bietet sich Jan Helmich und Hermine Krumbein eine echte Generalprobe für Paris. Das gute Meldeergebnis mit acht Booten verschafft den beiden die taktischen Anforderungen eines dreitätigen Turniers, wie es auch bei den Paralympics der Fall sein wird. Nach dem Sieg in Luzern wartet, da mit den Beiden die Top-5 der letzten WM am Start sind, auch eine weitere sportliche Herausforderung.

Im Mixed-Zweier PR2 wollen Jasmina Bier und Paul Umbach die Saison mit guten Rennen beenden. Dabei treffen sie ausschließlich auf Boote, die sich für die Paralympics qualifiziert haben. Zusätzliche Erfahrung können beide durch ihren Doppelstart auch in den Einern schaffen.

Events

Boote

Vorlauf 2 7:53.99 2 . Platz
Halbfinale A/B 1 8:21.87 3 . Platz
Finale A 7:41.38 2 . Platz

Vorlauf 1 7:23.28 3 . Platz
Hoffnungslauf 2 7:44.97 3 . Platz
Finale B 7:36.17 2 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 6:26.36 2 . Platz
Finale A 6:28.32 1 . Platz

Vorlauf 2 7:35.62 5 . Platz
Hoffnungslauf 2 7:34.51 5 . Platz
Finale C 7:44.68 2 . Platz

Vorlauf 3 6:39.49 1 . Platz
Halbfinale A/B 1 6:48.90 3 . Platz
Finale A 6:27.72 2 . Platz

Vorlauf 2 6:00.21 3 . Platz
Hoffnungslauf 1 6:18.56 1 . Platz
Finale A 6:06.09 5 . Platz

Vorlauf 2 5:56.48 1 . Platz
Finale A 6:01.88 3 . Platz

Vorlauf 2 7:33.15 2 . Platz
Hoffnungslauf 2 7:18.31 2 . Platz
Finale A 7:35.58 2 . Platz

Vorlauf 1 7:42.99 2 . Platz
Hoffnungslauf 1 7:16.16 2 . Platz
Finale A 7:41.70 5 . Platz

Vorlauf 2 6:15.05 2 . Platz
Hoffnungslauf 2 6:32.70 2 . Platz
Finale A 6:17.75 6 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 5:49.25 2 . Platz
Finale A 5:38.17 2 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 10:19.51 4 . Platz
Finale A 9:57.51 4 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 10:33.39 1 . Platz
Finale A 10:16.12 1 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 8:55.49 3 . Platz
Finale A 8:39.90 2 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 9:36.27 1 . Platz
Finale A 9:57.84 1 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 9:57.98 5 . Platz
Finale A 9:53.85 3 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 7:32.63 4 . Platz
Finale A 7:19.81 4 . Platz

Vorlauf 1 8:01.72 2 . Platz
Hoffnungslauf 1 8:04.13 1 . Platz
Finale A 7:27.13 3 . Platz