09. Juli 2023 | Nationalmannschaft | von Hans Strauss

Zeidler schafft in Luzern den Weltcup-Hattrick

Stolzer Sieger auch in Luzern: Einer-Ass Oliver Zeidler. Foto: Yannick Schurwanz
Mutiger Auftritt im A-Finale: der Männer-Doppelvierer mit mit Anton Finger, Max Appel, Tim Ole Naske und Moritz Wolff durfte mit sich zufrieden sein. Foto Yannick Schurwanz
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Oliver Zeidler hat dem Deutschen Ruderverband am Sonntag (9. Juli 2023) die einzige Medaille beim dritten und letzten Weltcup der Saison auf dem Luzerner Rotsee beschert. Er gewann das Finale im Männer-Einer mit einem großen Rennen deutlich. Der Deutschland-Achter musste sich im Finale mit dem fünften Platz begnügen. Die drei weiteren A-Final-Teilnehmer landeten auf den Plätzen fünf und sechs. „Dennoch ist es ein gutes Signal, dass wir angesichts der hohen Qualität des Teilnehmerfeldes überhaupt fünf Boote in die A-Finals gebracht haben. Und auch, was das Erreichen der für uns im Vordergrund stehenden Olympia-Quotenplätze bei der WM im September angeht, gab es mehr positive Entwicklungen als Enttäuschungen. Wir sind auf dem richtigen Weg“, sagte Cheftrainerin Brigitte Bielig. „Medaillenboote aufzubauen, darum geht es dann erst im nächsten Jahr.“

Die Finals hätten ihr gezeigt, „dass um jeden Meter intensiv gerungen wird. In dieser Hinsicht müssen wir uns über die verbleibende Zeit bis zur WM vom Kopf und vom Körper her noch so aktivieren, dass wir erfolgreich sind“. Der Kader für die WM wird wahrscheinlich am 18. Juli bekanntgegeben.

Erfolgreichste Verbände waren in Luzern Großbritannien mit vier Siegen, drei zweiten Plätzen und zwei dritten Plätzen, auf dem zweiten Platz landeten die Niederlande (4/0/1), gefolgt von Australien und Rumänien (je 2/3/1). Die Weltcup-Gesamtwertung ging ebenfalls an Großbritannien (115 Punkte) vor Australien (103) und der Schweiz (95).

Zwei Einträge in die Geschichtsbücher

Oliver Zeidler (Frankfurter RG Germania) hat innerhalb einer Woche zwei Einträge in die Geschichtsbücher des deutschen Ruderns geschafft. Erst gewann er als erster deutscher Einer-Fahrer zum dritten Mal im englischen Henley, nun schaffte er mit dem Sieg in Luzern den selten erreichten Welt-Cup-Hattrick. „Es ist schon etwas Besonderes, alle drei Weltcups in einem Jahr zu gewinnen“, freute sich der 26-Jährige nach einer echten Demonstration der Stärke im A-Finale, das auch IOC-Präsident Thomas Bach auf der Tribüne verfolgt hatte.

Über sieben Sekunden hatte er am Ende Vorsprung auf den Dänen Sverri Nielsen, Dritter wurde der Neuseeländer Thomas Mackintosh, Achter-Olympiasieger in Tokio und bei seinem Einer-Debüt gleich erfolgreich. Wie schon im Halbfinale profitierte Zeidler von seinem stark verbesserten Start. „Der Plan war, mit einer halben Länge Vorsprung aus den ersten 500 Metern zu gehen. Dann sind es zwei Längen! Und am Ende noch dieses Stehvermögen! Ich bin sprachlos und stolz auf die Leistung, die er gebracht hat“, sagte sein Vater und Trainer Heino Zeidler. Dabei war die Teilnahme in Henley direkt vor Luzern durchaus ein Risiko, das die Zeidlers aber in Kauf genommen hatten. „Ich war schon etwas besorgt, als ich hierhergekommen bin“, verriet Olli Zeidler, „die Rennen in Henley sind ja noch mal ne Minute länger.“ Und eine weitere Klippe gab es auch. Bei den Time Trials zum Auftakt in Luzern am Freitag „habe ich ein bisschen zu stark gepokert, aber es ist gut gegangen“. 

Vater Heino muss nun sein Versprechen einlösen: zwei trainingsfreie Tage bei einem Sieg. „Dann machen wir erst Mal piano weiter, Montag in einer Woche steigen wir dann in die WM-Vorbereitung ein.“ Für die Titelkämpfe in Belgrad nennt der Trainer des Titelverteidigers das klare Ziel: „Wir wollen diese schon sehr erfolgreiche Saison nun auch mit dem WM-Titel krönen.“

Rang sechs: Nicht der Tag von Alexandra Föster

Es war nicht der Tag von Alexandra Föster (RC Meschede). Ein Jahr nach ihrem Überraschungssieg am Rotsee kam sie im A-Finale zur auf den sechsten und letzten Platz. Am Siegersteg legten die großen Favoritinnen an. Karolien Florijn (Niederlande) gewann das Rennen mit einem Katapultstart ebenso sicher, wie Tara Rigney (Australien) Platz zwei vor Emma Twigg (Neuseeland) eroberte. Rang vier hatte man Föster nach ihrem guten Halbfinal-Auftritt zutrauen können, doch sie fuhr vom Start weg hinterher. Ihr bekannter Endspurt kam zu spät und war auch nicht zwingend genug, um die Viertplatzierte Bulgarin Desislova Angelova – im Halbfinale hinter ihr - und die Fünftplatzierte Usbekin Anna Prakaten noch abzufangen. In der Weltcup-Gesamtwertung dieser Saison im Frauen-Einer landete Föster nach ihrem Sieg in Varese immerhin auf dem zweiten Platz hinter Rigney.

Fösters Trainer Bastian Kleinsorgen bewertete das Finale nüchtern: „Es war technisch vielleicht etwas holprig von Alex, aber letztlich das, was momentan drin ist mit den wenigen Rennen, die wir bisher hatten.“ Bei der U23-WM wird sie entsprechend der Absprache nicht antreten. Mitte Juli startet dann Fösters individuelle WM-Vorbereitung in Ratzeburg.

Rückschlag für den Männer-Achter

Der Deutschland-Achter musste sich im Finale mit dem fünften Platz genügen. Die Top-Teams waren zu schnell für das deutsche Boot, das vor allem wegen des Rückstands von 5,75 Sekunden im Ziel auf Sieger Australien einen Rückschlag erlitt. Die überglücklichen Aussies beendeten überraschend die Siegesserie von Großbritannien. Dritter wurden die Niederlande vor Rumänien. WM-Rang fünf würde für Paris reichen, in Belgrad ist aber auch noch mit den USA zu rechnen, die in Luzern fehlten. „Es war nicht unser bestes Rennen. Die Startphase war eigentlich ganz okay, aber wir haben diesen raumgreifenden Schlag nicht so hinbekommen wie im Hoffnungslauf am Samstag“, sagte Bundestrainerin Sabine Tschäge. „Wir können mehr, aber wir tun uns gerade schwer, das immer wieder abzurufen. Wir müssen jetzt weitermachen und dürfen den Kopf nicht in den Sand stecken. Gestern waren wir nur ein paar Hundertstel hinter den Holländern, also wir sind ja dabei – es ist nicht so, dass wir keine Hoffnung haben“. Olaf Roggensack, Jasper Angl, Benedict Eggeling, Torben Johannesen, Max John, Marc Kamann, Wolf-Niclas Schröder, Mattes Schönherr und Steuermann Jonas Wiesen (RC Tegel Berlin, RV Münster, beide RC Favorite Hammonia Hamburg, Ol. RC Rostock, Der Hamburger und Germania RC, RU Arkona Berlin, RC Potsdam und RG Treis-Karden) bildeten erneut das Boot.

Frauen-Doppelvierer auf dem sechsten Rang

Nach EM-Rang fünf und Platz drei in Varese stand der umgesetzte Frauen-Doppelvierer mit Sarah Wibberenz, Frauke Hundeling, Pia Greiten und Tabea Sche ndekehl (RC Havel Brandenburg, Deutscher Ruder-Club, Osnabrücker RV, RC Hansa Dortmund) zum dritten Mal in einem A-Finale – schon ein Erfolg für sich. Mit der Entscheidung des Rennens hatte er dieses Mal aber nichts zu tun. Die Konkurrenz war stark. Es sah schwer aus und nicht homogen, wie der deutsche Doppelvierer ruderte. So war er von Anfang bis Ende auf Platz sechs abonniert. „Wir hatten gesundheitliche Probleme in der Mannschaft und zu wenig Zeit zur Regeneration. Dank der guten Einstellung der Mannschaft im Hoffnungslauf, ist es uns aber gelungen, unser Mindestziel, den Einzug ins A-Finale zu erreichen“, sagte Trainer Marcin Witkowski. „Bei der WM wollen wir zeigen, was wir wirklich draufhaben“, sagte Schlagfrau Schendekehl. Die Niederlande gewannen vor Großbritannien, die Schweiz schnappte China im Endspurt noch Rang drei weg.

Schritt nach vorne für Männer-Doppelvierer

Ein mutiges A-Finale fuhr der Männer-Doppelvierer und wollte in den Kampf um Platz drei eingreifen. Anton Finger, Max Appel, Tim Ole Naske und Schlagmann Moritz Wolff (Berliner RC, SC Magdeburg, RG Hansa, Berliner RC) traten die Flucht nach vorne an, wurden am Ende von der hochkarätigen Konkurrenz aber auf den fünften Rang durchgereicht. Das Auftreten als Mannschaft lässt dennoch auch für die WM und die Olympia-Qualifikation hoffen. Die Skuller aus Hamburg überraschten nach 500 Metern mit Platz zwei hinter Olympiasieger Niederlande und gaben auch auf dem zweiten Streckenabschnitt weiter Gas. Bei der 1000-Meter Marke war aber Großbritannien dann doch vorbeigezogen, bei 1500 Meter hatte auch Rumänien die Deutschen kassiert. Und im Endspurt mussten sie auch Australien noch ziehen lassen. So blieb Rang fünf vor Estland. Die Niederlande gewannen vor Großbritannien und Rumänien. „Was wir um Training geübt haben, wurde sehr gut umgesetzt. Auf den dritten 500 Metern haben wir noch nicht die Pace, um noch weiter nach vorne zu kommen. Aber wir sind deutlich näher an die Spitze herangerückt und sehr glücklich mit diesem Rennen“, sagte Trainer Dirk Brockmann.

Menzel/Völz gewinnen überraschend B-Finale

Den Höhepunkt der fünf B-Finals mit deutscher Beteiligung lieferte zur frühen Morgenstunde der Doppelzweier der Frauen. Leonie Menzel und Maren Völz (RC Germania Düsseldorf/RC Potsdam) gewannen ihr Rennen mit einer Länge Vorsprung vor der Schweiz, übertrafen die Erwartungen und kamen in der Gesamtwertung damit auf den siebten Platz. Der Varese-Dritte Frankreich hatte zurückgezogen. „Das Rennen war deutlich besser als unser Halbfinale“, freute sich Maren Völz. „Wir sind besser zusammengekommen, hatten einen besseren Streckenschlag und konnten uns dadurch von den anderen Mannschaften lösen. In der zweiten Hälfte sind wir cool geblieben und konnten den Vorsprung noch vergrößern. Es ist noch Luft nach oben, aber das war schon sehr ordentlich.“ Und einen Schub für die WM-Vorbereitung sollte das den Schützlingen von Bundestrainer Alexander Schmidt auch geben.

Magerer Abschluss für den Männer-Vierer

In den vier anderen B-Finals war der Erfolg dagegen bescheidener. Der Männer-Vierer ohne Steuermann mit Jannik Metzger, Hannes Ocik, Malte Grossmann und Sönke Kruse (Marbacher RV, Schweriner RG, RC Favorite Hammonia, RV Münster) ließ dem unbefriedigenden Halbfinale auch einen mageren Regatta-Abschluss folgen. Bei seinem fünften Platz ließ das in dieser Saison schon mehrfach umgebaute Boot nur Indien hinter sich. Über sechs Sekunden betrug der Rückstand auf Sieger Rumänien. In der Gesamtwertung bedeutete das Rang elf – aber Platz sieben bei der WM wäre für die Olympia-Qualifikation nötig. „Man hat gemerkt, dass das technisch-ruderische System bei uns noch zu wenig Stabilität hat. Für uns ist es frustrierend, weil wir alle hart und gut trainiert haben und auch fit sind“, sagte Hannes Ocik.

Auch für den ungesteuerten Frauen-Vierer gingen im B-Finale nicht alle Wünsche in Erfüllung. Lena Osterkamp, Melanie Göldner, Alyssa Meyer und Schlagfrau Sophie Leupold (Deutscher Ruder-Club, Ruder-Club Potsdam, Ruder-Club Tegel, Pirnaer Ruderverein) wollten eigentlich wie im Hoffnungslauf Japan hinter sich lassen, aber das gelang nicht. Dänemark gewann vor Japan, das DRV-Boot wurde Dritter vor Kanada und damit insgesamt Neunter. Um bei der WM Rang sieben zu schaffen und zu Olympia zu fahren, muss noch einiges passieren.

Rommelmann frustriert, aber hoffnungsvoll

Platz sieben bei der WM stellt auch für die beiden Leichtgewichts-Doppelzweier eine hohe Olympia-Hürde dar. Beide wurden im B-Finale Sechste und Letzte und somit Gesamt-Zwölfte. Nichts ging mehr bei Marion und Johanna Reichardt (ARC Würzburg). Sie waren müde und hatten selbst auf den Vorletzten Schweiz 2 über vier Sekunden Rückstand. Die Männer mit Paul Leerkamp und Jonathan Rommelmann (Osnabrücker RV/Crefelder RC) schlugen sich allerdings keineswegs nicht so schlecht, wie es das Ergebnis vermuten lässt. Hinter dem Sieger Tschechien gab es eine enge Entscheidung. Den Zweitplatzierten Neuseeland und das deutsche Boot als Sechstem trennten im Ziel nur 95 Hundertstelsekunden. „Der zwölfte Platz steht auf dem Papier, das ist erst einmal frustierend“, bekannte Rommelmann, weil er die Leistung nicht widerspiegele. Der Silber-Gewinner von Tokio 2021 ist mit der Entwicklung des Bootes jedoch „nicht unzufrieden, es muss sich noch alles einschleifen. Vor allem unser Spurt funktioniert noch nicht so wie bei anderen Booten, weil wir noch nicht so lange zusammenfahren.“ Es sei möglich, „noch ein bis zwei Sekunden rauszuholen, dann fahren wir im A-Finale“. 

Im sechsten B-Finale mit DRV-Beteiligung war Leichtgewichts-Ersatzfahrer Arno Gaus (Bonner RG) bereits am Samstag Zweiter und damit Gesamt-Achter geworden.

Rotsee hat den Test der Paras bestanden

Die Para-Ruderer trugen am Sonntag zur Premiere auf dem engen und von einem Naturschutzgebiet umgebenen Rotsee erneut zwei Testrennen im PR1-Einer aus. Nach Platz zwei am Samstag wurde Manuela Diening (RV Münster) Dritte hinter Birgit Skarstein (Norwegen) und Moran Samuel (Israel). Marcus Klemp (OR Rostock) belegte Rang zwei hinter dem Israeli Shmuel Daniel, den er am Samstag noch bezwungen hatte. „Die große Frage war, wie kommen die Rollis hier klar? Für mich war alles in Ordnung. Man gibt sich große Mühe, auch wenn noch einiges bis zur Paralympics-Qualifikation nächstes Jahr verbessert werden soll“, sagte Marcus Klemp.

Events

Boote

Vorlauf 3 7:41.36 2 . Platz
Viertelfinale 1 7:23.94 1 . Platz
Halbfinale A/B 1 7:38.70 2 . Platz
Finale A 7:42.43 6 . Platz

Vorlauf 5 7:52.01 4 . Platz
Finale E 7:51.40 1 . Platz

Vorlauf 6 6:53.38 2 . Platz
Viertelfinale 1 6:47.05 1 . Platz
Halbfinale A/B 1 6:52.43 1 . Platz
Finale A 6:42.60 1 . Platz

Vorlauf 8 6:56.01 4 . Platz
Finale E 7:14.43 6 . Platz

Vorlauf 3 7:07.81 3 . Platz
Hoffnungslauf 2 6:53.85 1 . Platz
Halbfinale A/B 1 7:17.12 4 . Platz
Finale B 7:05.99 2 . Platz

Vorlauf 2 7:07.92 3 . Platz
Hoffnungslauf 2 6:53.82 1 . Platz
Halbfinale A/B 1 7:17.44 5 . Platz
Finale B 6:55.39 1 . Platz

Vorlauf 3 7:09.80 5 . Platz
Hoffnungslauf 1 7:00.60 4 . Platz
Finale C 7:07.04 1 . Platz

Vorlauf 2 6:34.60 5 . Platz
Hoffnungslauf 3 6:17.31 3 . Platz
Finale C 6:23.58 2 . Platz

Vorlauf 3 7:05.65 4 . Platz
Hoffnungslauf 1 6:54.21 2 . Platz
Halbfinale A/B 1 7:22.81 6 . Platz
Finale B 7:06.33 6 . Platz

Vorlauf 2 6:17.70 2 . Platz
Hoffnungslauf 3 6:15.97 2 . Platz
Halbfinale A/B 2 6:31.04 6 . Platz
Finale B 6:21.22 6 . Platz

Vorlauf 1 6:20.76 4 . Platz
Hoffnungslauf 2 6:19.16 2 . Platz
Finale A 6:33.83 6 . Platz

Vorlauf 2 5:42.17 2 . Platz
Hoffnungslauf 2 5:45.76 2 . Platz
Finale A 5:41.42 5 . Platz

Vorlauf 1 7:51.71 6 . Platz
Hoffnungslauf 1 7:19.98 5 . Platz
Finale C 0:00.00 3 . Platz

Vorlauf 1 6:53.62 5 . Platz
Hoffnungslauf 1 7:00.60 5 . Platz
Finale B 6:42.29 3 . Platz

Vorlauf 1 6:02.58 5 . Platz
Hoffnungslauf 1 5:55.46 2 . Platz
Halbfinale A/B 2 6:17.21 5 . Platz
Finale B 6:01.09 5 . Platz

Vorlauf 1 5:31.65 3 . Platz
Hoffnungslauf 1 5:30.04 2 . Platz
Finale A 5:29.67 5 . Platz

Galerien