Der heutige vierte Wettkampftag lief aus deutscher Sicht nicht ganz so wie erhofft. Mit dem Frauen-Einer, dem Frauen-Doppelzweier, dem leichten Frauen-Doppelzweier und den beiden Zweier ohne verpassten gleich fünf Boote den Halbfinaleinzug und haben damit keine Chance mehr, sich vorzeitig für die Olympischen Spiele 2020 zu qualifizieren. Mit Oliver Zeidler, dem Männer-Doppelzweier und dem leichten Männer-Doppelzweier sind aber drei weitere Boote in die Runde der letzten 12 eingezogen.
Zeidler weiter auf dem Vormarsch
Oliver Zeidler (Donau RC Ingolstadt) hat mit dem heutigen Erfolg im Viertelfinale seine gute Form bestätigt. Der 23-Jährige setzte sich vom Start weg an die Spitze des Feldes und kontrollierte dieses. Nach der Streckenhälfte lag er eine halbe Länge vor dem Litauer, dahinter folgte das Boot aus Polen. Die anderen Gegner mussten bereits abreißen lassen und hatten mit dem Rennausgang nichts mehr zu tun. Damit waren die Halbfinalplätze frühzeitig vergeben. Etwa 750 m vor dem Ziel startete der Litauer einen Angriff und übernahm für wenige Sekunden die Führung. Doch Zeidler konterte und setzte sich schnell mit einer halben Länge wieder ab. Mit einer Bootslänge Vorsprung überquerte der Europameister im Einer als Erster die Ziellinie. „Das Rennen war auf jeden Fall anstrengender als der Vorlauf. Aber gewonnen ist gewonnen, jeder Sieg zählt. Fast alle Favoriten sind jetzt noch drin. Das Halbfinale wird von der Qualität her auf jeden Fall schon ein Finale. Ich will hier bei der WM auf keinen Fall wieder Sechster werden. Erstmal möchte ich die Olympia-Quali holen und dann auch eine Medaille“, gibt sich Zeidler selbstbewusst.
M2x als Dritter im Halbfinale
Tim Ole Naske und Stephan Krüger (RG Hansa Hamburg/Frankfurter RG Germania) hatten es in ihrem Halbfinale mit den amtierenden Europameistern aus Polen und den Iren, Zweite beim Weltcup in Rotterdam, zu tun. Mit dem schnellsten Start im Feld setzte sich das deutsche Duo direkt an die Spitze. Nach 250 m lagen sie schon eine Bootslänge vorn. Kurz vor der Streckenhälfte können die Polen und Irland auf das deutsche Boot aufschließen. Im weiteren Rennverlauf setzt das polnische Boot sich mit einer Bootslänge ab, Deutschland geht mit einer halben Länge Rückstand auf Irland als Dritter auf die letzten 500 m. Der Abstand auf die Verfolger auf den Rängen vier bis sechs war aber groß genug, sodass das Halbfinale zu keiner Zeit in Gefahr war. Am Ende wird es Platz drei für die Jungs von Trainer Karsten Timm. „Wir wussten, dass mit den Iren zu rechnen ist, die waren ja in Rotterdam schon gut. Insgesamt haben wir auf jeden Fall einen Schritt nach vorne gemacht und nehmen weiter Fahrt auf“, so Stephan Krüger nach dem Rennen.
LM2x rudert ungeschlagen ins Halbfinale
Jason Osborne und Jonathan Rommelmann (Mainzer RV/Crefelder RC) sind nicht aufzuhalten. Schon nach 500 m konnte sich das Duo in ihrem Viertelfinallauf eine Bootslänge von der Konkurrenz absetzen. Auf der zweiten Teilstrecke kamen die engsten Verfolger aus Dänemark und Tschechien aber auf eine halbe Bootslänge ran. Auch die Kanadier mischten vorne mit. Im weiteren Streckenverlauf entwickelte sich ein spannender Dreikampf um die Plätze zwei und drei, an der Spitze ließ das deutsche Boot nichts anbrennen und gewinnt mit fast einer Bootslänge. Damit ziehen die Jungs von Trainer Robert Sens ungeschlagen ins Halbfinale ein. „Das war ein gut kontrolliertes Rennen, allerdings einen Tick anders, als wir uns vorgenommen hatten. Aber nicht verkehrt. Wir wollten 1500 m voll rausfahren und nicht klein beigeben, damit wir keinen Zielsprint fahren müssen. Wir sind dann aber so gefahren, dass wir immer knapp eine Länge vorn waren. Am Ende konnten wir auf den letzten Schlägen sogar etwas rausnehmen, weil wir nicht mehr bangen mussten“, erklärt Jason Osborne nach dem Rennen.
Tränen bei Menzel und Greiten
Große Enttäuschung hingegen bei Leonie Menzel und Pia Greiten (RC Germania Düsseldorf/Osnabrücker RV), die bei ihrer ersten A-WM den Halbfinaleinzug knapp verpasst haben. Erst seit dem Weltcup in Rotterdam, nachdem Carlotta Nwajide verletzungsbedingt die Saison beenden musste, sitzen die beiden U23-Weltmeisterinnen von 2018 zusammen im Boot. Nach einem schnellen Start gaben die Tschechinnen an der Spitze das Tempo vor. Die Deutschen folgten auf Rang zwei und konnten schnell eine Bootslänge auf die Italienerinnen auf Platz drei rausrudern. Doch innerhalb von nur 300 m zog das Boot aus Italien vorbei und lag plötzlich eine Länge vor Menzel und Greiten. Bis zur 1.000-m-Marke konnten die Deutschen bis auf drei Zehntel an die Italienerinnen ranfahren. Da die Tschechinnen in der Spitze das hohe Tempo nicht mehr halten konnten, kamen die Deutschen und Italienerinnen immer näher und ein spannender Dreikampf entstand. Die Schlussspurts sollten entscheiden. Während sich das Boot aus Italien Meter für Meter an Position eins schob, fingen die Tschechinnen kurz vor dem Ziel noch einen Krebs, doch zu spät für das deutsche Boot. Am Ende fehlten sechs Zehntel zum erhofften Halbfinaleinzug. Damit ist auch der vorzeitige Traum von der Olympiaquali geplatzt.
Thiele verpasst Olympia-Qualifikationsplätze
Auch Annekatrin Thiele (SC DHfK Leipzig e.V., Abteilung Rudern) hatte sich vom heutigen Viertelfinale mehr erhofft. Die Leipzigerin kam wie gewohnt schnell aus den Startblöcken und setzte sich an die Spitze des Feldes. Knapp eine Länge dahinter folgten Emma Twiggs, Siegerin beim Weltcup in Rotterdam und die Vizeweltmeisterin 2018, Jeaninne Gmelin aus der Schweiz. Doch noch vor der 500-m-Marke hatten die beiden Verfolgerinnen Thiele überholt. Im weiteren Rennverlauf musste die Deutsche immer weiter abreißen lassen und ging mit großem Rückstand auf die letzte Teilstrecke – keine Chance mehr auf das Halbfinale. Als Vierte geht es für sie im C/D-Finale weiter. „Das Rennen lief heute einfach nicht wie ich mir erhofft habe“, so eine enttäuschte Thiele.
LW2x verpasst Runde der letzten 12
„Wir müssen heute 105 % geben, um weiterzukommen. Das ist wirklich ein schwieriges Feld“, so Katrin Thoma (Frankfurter RG Germania) vor dem Rennen. Denn Thoma und Partnerin Sophia Krause (Limburger Club für Wassersport) hatten es in ihrem Viertelfinale neben den amtierenden Weltmeisterinnen aus Rumänien auch noch mit den starken Franzosen, Finalisten in Rotterdam, zu tun. Nach dem Start ordnete sich das deutsche Duo auf dem dritten Rang hinter Frankreich und den USA ein. Noch vor der 1.000-m-Marke zogen die Rumäninnen am deutschen Boot vorbei. Im weiteren Rennverlauf verloren die Athletinnen von Trainer Ralf Hollmann weitere Meter auf die Spitze. Schon 500 m vor dem Ziel war abzusehen, dass das mit dem Halbfinaleinzug heute leider nichts wird. Als Fünfte geht es für sie im C/D-Halbfinale weiter. Große Enttäuschung bei den beiden über das vorzeitige Aus. „Wir haben es irgendwie nicht geschafft, unsere gute Leistung aus dem Training und dem Relationsrennen zu zeigen. Das ist sehr enttäuschend. Hätten wir den Abstand früher geringer halten, wäre mehr drin gewesen“, ärgert sich Thoma.
Beide Zweier ohne verpassen Halbfinale
Um ins Halbfinale und damit um die Olympia-Qualifikationsplätze zu rudern, mussten Anna-Calina Schanze und Tabea Schendekehl (Ratzeburger RC/RC Hansa v. 1898 Dortmund) im Zweier ohne mindestens Dritter werden. Nach dem Start ordnete sich das Duo auf dem vierten Rang hinter Neuseeland, Chile und Spanien ein. Während sich die Neuseeländerinnen ein Stück absetzen konnten, versuchte das deutsche Boot den Anschluss an Platz drei zu halten. Mit knapp vier Sekunden Rückstand gingen Schanze und Schendekehl auf die letzten 500 m. Dank eines starken Endspurts kamen sie bis auf eine halbe Bootslänge an die Chilenen auf Rang drei ran, das Halbfinale und die Olympia-Qualifikationsplätze haben sie damit aber leider knapp verpasst. „Wir haben unser Bestes gegeben. Aber die anderen sind halt schneller gerudert“, so eine enttäuschte Anna-Calina Schanze.
Als Sechster ihres Viertelfinals haben Wolf-Niclas Schröder und Paul Gebauer (RU Arkona Berlin/Potsdamer RC Germania) das Halbfinale dann doch deutlich verpasst. Nach einem schnellen Start, eine ihrer Stärken, konnte das Duo kurzzeitig die Führung übernehmen. Nach und nach zogen die Boote aus Australien, Spanien, Serbien und Tschechien an den Deutschen vorbei. Bei der 1.000-m-Marke waren die Jungs von Trainer Peter Thiede dann sogar auf den sechsten Rang zurückgefallen. Vier Sekunden betrug der Rückstand auf den nötigen dritten Platz. Auf den letzten 500 m konnten sie sich zwischenzeitlich auf den fünften Rang vorschieben, dann verließen sie die Kräfte und sie kamen als Sechster ins Ziel. „Nach etwa 500 m haben wir den Anschluss verloren, da waren wir raus aus dem Feld und es war schwierig wieder reinzukommen“, so Gebauer.
Schäfer bleibt an Boje hängen und verpasst Halbfinale
Für Lucas Schäfer (Ruder und Sport Steinmühle) hat es heute leider nicht ganz gereicht, dabei sah es lange Zeit gut aus für den 25-Jährigen im Viertelfinale. Zunächst konnte sich der Australier mit einer Bootslänge absetzen, dahinter folgte Schäfer gemeinsam mit allen anderen vier Booten. Auf Höhe der 1.000-m-Marke hatten die Verfolger auf die Spitze aufgeschlossen. Ein spannender Fight um die drei Halbfinaltickets entbrannte. Innerhalb von 1,5 Bootslängen überquerten alle sechs Boote die letzte Zeitmessung, Schäfer lag auf Rang vier. Knapp 100 m vor dem Ziel blieb er aber an einer Boje hängen, verlor Geschwindigkeit und damit auch den Anschluss an die Spitze. Am Ende wurde es Rang fünf für den Deutschen. „Ich wollte mit dem Iren mitgehen, bin dann aber 100 m vor dem Ziel an der Boje hängengeblieben, dann hatte ich keine Chance mehr. Sonst hätte es vielleicht gereicht“, ärgert sich Schäfer nach dem Rennen.
Para-Rookie Reimann im B-Finale
Para-Ruderer Leopold Reimann (Rüdersdorfer RV Kalkberge) steht bei seiner ersten WM im B-Finale des PR2 M1x. Um ins A-Finale zu rudern, hätte er im heutigen Hoffnungslauf mindestens Vierter werden müssen. Nach einem guten Start ordnete sich Reimann zunächst auf Rang zwei ein, musste dann aber drei Boote vorbeiziehen lassen. Im Ziel leuchtete die fünf auf, knapp am Endlauf vorbei.
Als Dritter hat Johannes Schmidt (Offenbacher RG Undine) im PR1 M1x das Halbfinale ebenfalls knapp verpasst. Auf den ersten 1.000 m konnte der Offenbacher noch gut mit dem Polen und Franzosen, die im Vorlauf 20 Sekunden schneller waren als er, mithalten. Auf den nächsten 500 m musste er dann aber etwas abreißen lassen und konnte die Lücke nach vorne nicht mehr schließen.
Marc Lembeck und Dominik Siemenroth (beide RTHC Bayer Leverkusen) mussten aus medizinischen Gründen für den Hoffnungslauf im PR3 M2- abmelden.
Morgen fahren insgesamt acht deutsche Boote um den Einzug ins Finale. Los geht's um 10.52 Uhr mit dem leichten Männer-Doppelzweier. Ab 9.45 Uhr finden bereits die V/D-Halbfinals statt.