26. Mai 2023 | Nationalmannschaft | von Hans Strauss

EM am Freitag:  Drei Frauen-Boote rudern ins A-Finale

Im A-Finale: Leonie Menzel und Maren Völz machten sich vor dem Start des Hoffnungslaufes im Frauen-Doppelzweier noch einmal Mut. Foto: meinruderbild.de
Souverän als Zweite ins A-Finale des Doppelvierers der Frauen: Sarah Wibberenz, Pia Greiten, Frauke Hundeling und Tabea Schendekehl beim Start des Hoffnungslaufsauf dem Bled-See. Foto: meinruderbild.de
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Die deutsche Ruder-Nationalmannschaft hat bei der Europameisterschaft in Bled (Slowenien) den Kampf angenommen. Am zweiten Wettkampftag, der auch als „Tag der Wahrheit“ bezeichnet wurde, gab es in den zahlreichen Hoffnungsläufen mehr Licht als Schatten, aber auch einige Enttäuschungen. Fünf der zehn am Freitag (26. Mai 2023) gestarteten Boote im A-Bereich qualifizierten sich für A-Finals oder Halbfinals. Am Donnerstag hatte bereits Oliver Zeidler (Frankfurter RG Germania) das Halbfinale im Männer-Einer erreicht (Samstag, 11.20 Uhr). Ein besseres Ergebnis als bei der letzten EM 2022 in München, als sechs DRV-Boote die A-Finals erreichten, ist damit gut möglich.

Cheftrainerin Brigitte Bielig lobte Lena Sarassa und Hannah Reif (Crefelder RC/ Frankfurter RG Germania) für „ein sehr gutes Rennen“, mit dem sich der Frauen-Zweier als Zweiter hinter Spanien für das A-Finale qualifizierte. Nach einem schwächeren Mittelteil lagen die beiden bei der 1500-Meter-Marke noch fast zwei Sekunden hinter Tschechien auf Rang drei, demoralisierten den Konkurrenten mit einem 43er-Schlag im Endspurt jedoch regelrecht. „Ruderisch war es noch nicht das, was wir erreichen wollen, aber wir konnten es am Ende ganz gut retten. Jetzt müssen wir schauen, was im Finale geht“, sagte Lena Sarassa.

Weber/Gelsen zeigen ihre Stärke

Einen souveränen Sieg feierten Marc Weber und Jonas Gelsen (RC Nassovia Höchst/Rudern und Sport Steinmühle Marburg), die vom Start weg Platz zwei behaupteten, auf den letzten 500 Metern auch noch Serbien knackten und nun am Samstag (10.56 Uhr) im Halbfinale stehen. „Wir wollten unbedingt schneller starten als im Vorlauf, und das haben wir auch gut hinbekommen. Es war gut, dass wir vors Feld gekommen sind und am Ende konnten wir auch noch vorbeifahren“, sagte Marc Weber. „Wir waren im Ziel relativ erleichtert, weil wir noch nicht wussten, wo wir stehen, und es ist ja ein enges Feld. Das war der nächste Schritt und nun können wir ins Halbfinale unbeschwert reingehen.“  

Schon im A-Finale steht der Frauen-Doppelzweier mit Leonie Menzel und Maren Völz (RG Germania Düsseldorf/ RC Potsdam), der sich in seinem Hoffnungslauf stabil hinter Litauen auf Platz zwei hielt und Italien auf dem Zielstrich um eine halbe Länge distanzierte. „Sie steigern sich mit jedem Rennen“, lobte Bielig. „Gestern waren wir am Start sehr langsam, das konnten wir heute ändern“, sagte Leonie Menzel. „Da wir noch nicht so lange zusammenfahren, bin ich erst mal zufrieden, und dann schauen wir, was am Sonntag geht“.

Als sichere Angelegenheit gestaltete der Frauen-Doppelvierer seinen Hoffnungslauf und steht nach dem zweiten Platz hinter der Ukraine als drittes Frauen-Boot im A-Finale. Es stellte sich schnell heraus, dass Frankreich und Norwegen der in Berlin trainierenden Crew mit Sarah Wibberenz, Pia Greiten, Frauke Hundeling und Schlagfrau Tabea Schendekehl (RC Havel Brandenburg/Osnabrücker RV/Deutscher RC Hannover/RC Hansa Dortmund) nicht gefährlich werden konnte. Bielig hofft, dass das Quartett am Samstag (13.25 Uhr) nun um die Medaillen mitfahren kann. Gegner sind Großbritannien, Niederlande, Ukraine, Schweiz und Italien. 

Schöner Erfolg für Arno Gaus

Einen schönen Erfolg feierte Arno Gaus (Bonner RG) im nichtolympischen Einer der Leichtgewichte. Bis zur 1500-Meter-Marke lag Gaus noch auf dem dritten Rang, der nicht fürs A-Finale gereicht hätte. Doch dann zeigte er jenen Punch, den mancher am ersten EM-Tag noch bei den deutschen Booten generell vermisst hatte. Seine Attacke und ein paralleler Einbruch des Ungarn Galambos brachten ihn noch auf Platz zwei. „Im Finale hat er noch Steigerungspotenzial“, glaubt die Cheftrainerin.

Lange Gesichter bei drei Männer-Booten

Lange Gesichter gab es beim Männer-Doppelvierer, der das A-Finale trotz seines dritten Platzes relativ deutlich verpasste.  Für Anton Finger, Max Appel, Moritz Wolff und Tim-Ole Naske (Berliner RC/SC Magdeburg/Berliner RC/RG Hansa Hamburg) vergrößerten sich die Schwierigkeiten aus dem Vorlauf noch, wieder konnte das Boot seine Trainingsleistungen nicht bestätigen. Sieger Polen und die zweitplatzierte Ukraine, die beide nun um die Medaillen fahren, waren vom deutschen Doppelvierer nicht zu gefährden. Nun gilt es, sich für das B-Finale am Samstag noch einmal aufzurichten. „Wenigstens einmal sollten wir hier zeigen, war wir wirklich können. Beim Wettkampf war wieder der Wurm drin, das nervt. Wir lassen das Boot nicht laufen und schieben es jedes Mal neu an“, sagte Schlagmann „Tole“ Naske.

Auch für den Riemen-Vierer der Männer gab es am Freitag kein Happy End. Theis Hagemeister, Malte Großmann, Mark Hinrichs und Sönke Kruse (Frankfurter RG Germania/RC Favorite Hammonia Hamburg/Limburger Club für Wassersport/RV Münster) lagen nach den ersten 500 Metern nur auf Rang fünf und konnten danach nicht mehr in die Entscheidung um die Plätze 1 und 2 eingreifen. Frankreich und Polen setzten sich durch und zogen ins A-Finale ein. Im Schlussspurt ließen sich die in Dortmund trainierende Mannschaft nicht hängen und fuhren noch auf Rang drei, 4/100-Sekunden vor Italien. Nun wartet das B-Finale. Für den Männer-Zweier war der Hoffnungslauf eine zu hohe Hürde. Jannik Metzger und Julius Christ (Marbacher RV/RTHC Bayer Leverkusen), die als Perspektivboot nominiert worden waren, kamen nach Rang fünf im Vorlauf am Donnerstag in ihrem Hoffnungslauf auf Platz vier ein. Die ersten Drei kamen ins Halbfinale, für die beiden Dortmunder geht es nun ins C-Finale.

Wie in Tokio: McCarthy wieder vor Rommelmann

Der Weg des neuen Leichtgewichts-Doppelzweiers der Männer führte am Freitagnachmittag nicht ins A-Finale. Paul Leerkamp und Jonathan Rommelmann (Osnabrücker RV/Crefelder RC) lieferten in einem hochklassigen und spannenden Halbfinale einen großen Kampf, mussten sich aber letztlich mit Platz fünf begnügen. Bis zur 1500-Meter-Marke hatten sich die Schweiz und Griechenland schon etwas abgesetzt, aber Leerkamp/Rommelmann hatten sich mit einem Zwischenspurt bis auf 0,8 Sekunden an die Iren Moore/McCarthy herangeschoben. Wieder das Duell Jonathan Rommelmann vs. Fintan McCarthy – wie mit jeweils anderem Partner im olympischen Finale von Tokio 2021. Gold ging damals an McCarthy, Silber an Rommelmann. In Bled war der Tank des deutschen Duos leer. Irland sicherte sich den dritten A-Finalplatz, Leerkamp/Rommelmann wurden auch noch von Spanien überflügelt. Nun starten beide im B-Finale am Samstag (10.38 Uhr).

Im Hoffnungslauf der Leichtgewichts-Zweiers der Frauen belegten Marion und Johanna Reichardt (ARC Würzburg) den dritten Platz und kommen damit ins B-Finale. Trainer Andreas Holz wusste, dass es schwer werden würde, Polen und die Schweiz von den beiden ersten Plätzen zu verdrängen. Bis zur 1500-Meter-Marke hatten die Zwillingsschwestern noch Tuchfühlung zur Schweiz, doch das eidgenössische Boot konterte den deutschen Spurtversuch überlegen.

Frauen-Achter muss sich steigern

Keinen guten Auftritt legte der Frauen-Achter in seinem Bahnverteilungsrennen hin. Über 15 Sekunden hinter Sieger Rumänien kam die erst kurz vor der EM endgültig nominierte Crew ins Ziel. Der Angriff auf Großbritannien im Endspurt scheiterte knapp, so blieb nur der dritte Rang vor dem vierten Teilnehmer Italien. Judith Guhse, Melanie Göldner, Luisa Schade, Lisa Holbrook, Anna Härtl, Sophie Leupold, Tabea Kuhnert, Nora Peuser und Steuerfrau Larina Hillemann (Rendsburger RV/beide RC Potsdam/Hanauer RC Hassia/Frankfurter RG Germania/Pirnaer RV/SC Magdeburg/RU Arkona Berlin/Lübecker RG) müssen sich im Finale am Sonntag, dem letzten EM-Rennen, aber auf einen energischeren Auftritt der Italienerinnen einstellen. Aber sie werden selbst auch zeigen wollen, dass mehr in dem neuformierten Boot steckt als am Freitag bei der Wettkampf-Premiere zu sehen war.

Diening kraftsparend ins A-Finale

Im Para-Bereich erreichte Manuela Diening (RV Münster) das Finale des Frauen-Einers PR1. Gehandicapt durch eine Magen-Darm-Infektion, war die letztjährige EM-Zweite im Hoffnungslauf auf ein taktisches Rennen aus, um Kräfte für Samstag (12.50 Uhr) zu sparen. Es genügte ihr, Platz vier abzusichern, und die Niederländerin in Schach zu halten. Auch Marcus Klemp (OR Rostock) steht am Samstag im Finale PR1 (12.32 Uhr). Der Mixed-Zweier PR2 erreichte das A-Finale hingegen nicht. Sylvia Pille-Steppat (Wilhelmsburger RC) und Paul Umbach (RC Nürtingen) hatten auch im Hoffnungslauf technische Probleme und kamen über den sechsten Platz nicht hinaus. Im B-Finale wollen es beide besser machen und so nahe wie möglich an Italien heranfahren. Im Bahnverteilungsrennen des Mixed-Vierers PR3 ruderten Susanne Lackner (Mannheimer RV Amicitia), Jan Helmich (RC Hansa Dortmund), Marc Lembeck, Kathrin Marchand (beide RTHC Bayer Leverkusen) und Steuerfrau Inga Thöne (Ulmer RC Donau) auf den dritten Platz hinter Großbritannien und Frankreich. „Grundsätzlich sind wir mit dem Rennen zufrieden. Im Finale will die Mannschaft den Rennübergang nach der Startphase und das gemeinsame Setzen verbessern“, sagte Para-Bundestrainer Marc Stallberg.

Deutschland-Achter will eine Medaille

Am Samstag werden bei der Ruder-EM auch die ersten Medaillen im A-Bereich vergeben. Neben dem Frauen-Doppelvierer (13.25 Uhr) steht auch für den Deutschland-Achter bereits das Finale an (14.29 Uhr). „Die Jungs sind heiß und wollen im Finale einen großen Kampf liefern. Die Chance auf einen Medaillenplatz ist auf jeden Fall da“, sagte Bundestrainerin Sabine Tschäge. Gegner sind wie im Platzierungsrennen, bei dem das deutsche Boot Rang fünf belegte, Großbritannien, die Niederlande, Rumänien, Italien und Polen.

World Rowing überträgt die Rennen am Samstag ebenso wie am Sonntag komplett im Stream auf seiner Webseite.

Events

Boote

Vorlauf 4 7:00.53 1 . Platz
Halbfinale A/B 2 6:57.17 1 . Platz
Finale A 6:48.14 3 . Platz

Vorlauf 3 6:26.84 3 . Platz
Hoffnungslauf 1 6:19.72 1 . Platz
Halbfinale A/B 1 6:22.19 4 . Platz
Finale B 6:22.35 3 . Platz

Vorlauf 1 5:55.76 5 . Platz
Hoffnungslauf 2 5:55.30 3 . Platz
Finale B 5:52.82 2 . Platz

Vorlauf 1 7:18.71 3 . Platz
Hoffnungslauf 2 7:07.88 2 . Platz
Finale A 7:01.11 6 . Platz

Vorlauf 3 7:00.24 4 . Platz
Hoffnungslauf 2 6:22.21 1 . Platz
Halbfinale A/B 1 6:25.08 5 . Platz
Finale B 6:29.57 3 . Platz

Vorlauf 1 6:47.65 5 . Platz
Hoffnungslauf 2 6:36.55 4 . Platz
Finale C 6:46.77 3 . Platz

Vorlauf 2 6:09.02 4 . Platz
Hoffnungslauf 1 6:05.32 3 . Platz
Finale B 6:01.61 1 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 5:34.44 5 . Platz
Finale A 5:34.39 4 . Platz

Vorlauf 1 7:07.74 3 . Platz
Hoffnungslauf 2 6:55.00 2 . Platz
Finale A 6:55.90 5 . Platz

Vorlauf 1 6:28.84 4 . Platz
Hoffnungslauf 1 6:25.87 2 . Platz
Finale A 6:24.54 5 . Platz

Vorlauf 2 7:11.97 4 . Platz
Hoffnungslauf 2 7:11.03 3 . Platz
Finale B 7:12.01 4 . Platz

Vorlauf 2 7:22.94 2 . Platz
Hoffnungslauf 2 7:13.15 2 . Platz
Finale A 7:15.79 6 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 6:23.15 3 . Platz
Finale A 6:18.61 4 . Platz

Vorlauf 1 10:30.41 3 . Platz
Hoffnungslauf 1 10:55.75 4 . Platz
Finale A 10:20.10 4 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 9:52.17 3 . Platz
Finale A 9:28.26 3 . Platz

Vorlauf 1 8:54.70 4 . Platz
Hoffnungslauf 1 8:41.31 6 . Platz
Finale B 8:50.78 2 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 7:10.35 3 . Platz
Finale A 6:57.42 2 . Platz

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