28. Mai 2023 | Nationalmannschaft | von Hans Strauss

EM-Bilanz: Bronze für Zeidler und insgesamt drei Medaillen

Mit Bronze nicht unzufrieden: Oliver Zeidler nach dem packenden EM-Finale im Männer-Einer. Foto: meinruderbild.de
Mit ihrer Silbermedaille waren sie das erfolgreichste DRV-Boot in Bled: Susanne Lackner, Jan Helmich, Marc Lembeck, Kathrin Marchand und Inga Thöne vom Para-Mixed-Vierer PR3. Foto: meinruderbild.de
Gut besetzt war die Tribüne bei den Finals der Europameisterschaft in Bled. Foto: meinruderbild.de
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Ein Mal Silber, zwei Mal Bronze – der Deutsche Ruderverband fährt von der Europameisterschaft in Bled (Slowenien) mit drei Medaillen nach Hause. Oliver Zeidler holte am Schlusstag (28. Mai 2023) das einzige deutsche Edelmetall in den olympischen Bootsklassen. Sein dritter EM-Titel blieb dem Einer-Weltmeister allerdings erneut verwehrt, Zeidler kam auf den Bronze-Rang. Nach der Bronze-Medaille für Marcus Klemp im Männer-Einer PR1 am Samstag steuerte der Para-Bereich eine zweite Medaille bei. Der Mixed-Vierer mit Steuerfrau in der Klasse PR3 eroberte Silber. Im Medaillenspiegel rangiert der DRV damit nur auf dem zwölften Platz. Erfolgreichste Nationen waren Großbritannien und Rumänien mit jeweils fünf EM-Titeln vor den Niederlanden, der Schweiz und Frankreich (je zwei).

Wie bei der letzten Weltmeisterschaft vor acht Monaten in Racice gab es für der A-Bereich nur eine Medaille, wieder holte sie Zeidler. Die gestiegene Zahl von A-Final-Teilnahmen in olympischen Bootsklassen (zwei bei der WM, fünf nun bei der EM) wertet Cheftrainerin Brigitte Bielig aber dafür, dass der im letzten Herbst eingeschlagene Weg aus dem Leistungstief erste kleine Früchte trägt. „Natürlich sind wir restlos nicht zufrieden, aber die EM war ja der Einstieg. Wir hatten Licht und Schatten, auch was die Abstände angeht. Wir werden sofort in die Analyse gehen und danach auch Veränderungen vornehmen“, sagte Bielig nach dem letzten Rennen. Die EM habe stark darauf hingewiesen, dass eine bessere Physis der Schlüssel für bessere Ergebnisse sei. Über die Weltcups in Varese (schon in drei Wochen) und Luzern soll die Nationalmannschaft bis September so ertüchtigt werden, dass sie bei der Weltmeisterschaft in Belgrad auf möglichst breiter Front olympische Startplätze erreicht. Bielig: „Das ist unser Hauptziel, auch wenn die eine oder andere Medaille schön wäre.“ 

Van Lierup und Ntouskos voraus

Der Schiebewind mit welligem Wasser sorgte am Schlusstag allseits für schwierige Bedingungen.  Das bekam auch Oliver Zeidler (Frankfurter RG Germania) im mit Spannung erwarteten Finale des Männer-Einers zu spüren. „Auf dem See war heute kein lockeres Rudern möglich. Dadurch wurde es am Ende bei mir etwas verkrampft. Aber egal, die Anderen waren einfach stärker“, sagte er. Die anderen, das war nicht nur der wieder erstarkte Olympiasieger Stefanos Ntouskos (Griechenland), der sich auf den ersten 1500 Metern beständig mit dem Deutschen in der Führung abwechselte. Sondern auch der Niederländer Leonard van Lierup, der auf den letzten 500 Metern die Führung übernahm und überraschend Europameister wurde. Vergangenes Jahr war der bereits 29-jährige van Lierup noch im Achter gefahren, nun trat er auf Anhieb in die Fußstapfen seines Landsmanns Melvin Twellaar, der 2022 bei der EM in München triumphiert hatte. Zeidler blieb in 6:48,14 Minuten der dritte Platz. „Der Olli hat ein sehr gutes Rennen abgeliefert, es war eines der anspruchsvollsten, die er gefahren ist. Eine halbe Länge Rückstand zum Sieger ist nicht so viel, dass wir nicht positiv in die Zukunft blicken könnte“, sagte sein Vater und Trainer Heino. 

„Die Arme haben mir nicht mehr gehorcht“, berichtete Oliver Zeidler vom Rennen, aber so dramatisch wie in München sei es nicht gewesen. Er werde nun im Training daran arbeiten, dass er den Endspurt auch stehen könne, auch wenn „schon ordentlich Druck auf den Muskeln“ sei. Enttäuscht zeigte er sich nicht. „Ich wollte natürlich mehr, aber zumindest fahre ich nicht mit leeren Händen nach Hause“, sagte der 27-Jährige. Sein Ziel bleibt weiter, im September den WM-Titel zu verteidigen und die Olympia-Qualifikation zu erreichen. 

Rang sechs für Sarassa/Reif

Für Lena Sarassa und Hannah Reif (Crefelder RC/ Frankfurter RG Germania) war das Erreichen des A-Finales im Frauen-Zweier schon ein Erfolg. Dort hingen die Trauben für die Beiden aber noch zu hoch, sie kamen über den sechsten und letzten Platz in 7:15,79 Sekunden nicht hinaus. Rumänien sicherte sich im Endspurt die Goldmedaille und verwies die Niederlande noch auf Rang zwei. Dritter wurde Spanien, dahinter kamen Kroatien und Großbritannien ein. „Wir dachten, dass wir England schlagen können. Das haben wir ganz knapp nicht geschafft“, sagte Trainer Ralf Hollmann. Am Anfang konnten Sarassa/Reif noch mithalten. „Bis 700 Meter waren wir im Feld dabei, dann ist es zu schnell abgerissen“, sagte Hollmann. Fast 20 Sekunden Rückstand auf Rumänien schmeckten ihm nicht. Sein Fazit: „Unsere Platzierung ist gut, das Rennen war es nicht.“

Menzel/Völz auf Platz fünf

Auch für den Frauen-Doppelzweier mit Leonie Menzel und Maren Völz (RG Germania Düsseldorf/ RC Potsdam) war das Erreichen des A-Finales schon ein Meilenstein. Das neue Duo ließ in 6:55,90 Minuten immerhin Irland, den Dritten der letzten WM, hinter sich und belegte den fünften Platz. Zu Sieger Rumänien, der sich im Endspurt nach vorne schob und vor Litauen und den Niederlanden gewann, waren es am Ende aber rund 15 Sekunden Abstand. „Wir sind mit der Platzierung im stärksten Feld der EM nach nur zehn Tagen Vorbereitung sehr zufrieden. Mit dem Finalrennen selbst sind wir nicht ganz zufrieden, da waren die Probleme mit der Welle noch zu stark im Vordergrund“, sagte Bundestrainer Alexander Schmidt.

Frauen-Achter ohne Medaille

Für den Frauen-Achter mit Judith Guhse, Melanie Göldner, Luisa Schade, Lisa Holbrook, Anna Härtl, Sophie Leupold, Tabea Kuhnert, Nora Peuser und Steuerfrau Larina Hillemann (Rendsburger RV/beide RC Potsdam/Hanauer RC Hassia/Frankfurter RG Germania/Pirnaer RV/SC Magdeburg/RU Arkona Berlin/Lübecker RG) blieb im A-Finale in 6:18,61 Minuten nur der vierte und letzte Platz. Rumänien gewann vor Großbritannien, Italien verwehrte dem deutschen Boot auch deutlich die Bronze-Medaille. „Wir sehen, wo wir stehen, und wissen, wo wir hinmüssen“, sagte Bundestrainer Sven Ueck und verwies darauf, dass das Boot relativ spät formiert und mit Umsteigern vom Skull bestückt worden sei. „Wir hatten ein Fünkchen Hoffnung, mit Italien um Bronze konkurrieren zu können, aber das hat nicht geklappt.“ 

Gaus Sechster im leichten Einer

Arno Gaus (Bonner RG) beendete das A-Finale im nichtolympischen Einer der Leichtgewichte auf dem sechsten und letzten Platz. „Wir sind mit dem Rennen zufrieden, das war eine ordentliche Vorstellung. Arno war lange Fünfter – schade, dass er den Platz nicht halten konnte“, sagte Bundestrainer Tim Schönberg. Gaus, der für diesen Wettbewerb als Ersatzmann des leichten Doppelzweiers nominiert worden war, kam in 7:01;11 Minuten ins Ziel. „Als das Rennen nach 1000 Metern deutlich schneller wurde, konnte ich nicht mehr mitgehen“, sagte Gaus, „aber ich bin zufrieden“. Der EM-Titel ging nach Frankreich.

Weber/Gelsen geben noch mal Gas

Nach drei Rennen im Männer-Zweier, in denen sie jeweils an ihre Grenzen gehen mussten, zeigten Marc Weber und Jonas Gelsen (RC Nassovia Höchst/Rudern und Sport Steinmühle Marburg) im B-Finale des Männer-Doppelzweiers noch einmal eine ansprechende Leistung. Auf den letzten 500 Metern mobilisierten sie die letzten Reserven und verbesserten sich in 6:22,34 Minuten noch vom fünften auf den dritten Platz. Das bedeutete in der EM-Gesamtwertung Rang neun. 2,34 Sekunden betrug der Rückstand der beiden Hessen auf Sieger Rumänien, das vor Weltmeister Frankreich gewann. „Wenn mir einer vor zwei Wochen einer gesagt hätte, dass wir zwei Mieter hinter Weltmeister Frankreich ins Ziel kommen, hätte ich das nicht geglaubt“, sagte Trainer Ralf Hollmann. „Wir sind sehr stabil gefahren, das ist eine gute Grundlage.“

Männer-Vierer gewinnt B-Finale

Der Männer-Vierer mit Theis Hagemeister, Malte Großmann, Mark Hinrichs und Sönke Kruse (Frankfurter RG Germania/RC Favorite Hammonia Hamburg/Limburger Club für Wassersport/RV Münster gewann das B-Finale und verwies in 6:01,61 Minuten mit Italien, der Ukraine und Irland renommierte Nationen auf die Plätze. In der Gesamtwertung bedeutete das für das Dortmunder Quartett Rang sieben. „Für die junge Mannschaft war es wichtig, mit dem besten EM-Rennen aufzuhören“, sagte Bundestrainer Thomas Affeldt. Nach einem guten Start sei die Mannschaft kompakter weitergefahren, habe das Tempo halten können, die letzten 500 Meter aber über Kraft und Kampf lösen müssen. „Mit dem guten Abschluss gehen die Jungs jetzt motiviert ins Training der nächsten Zeit“, meinte Affeldt.

Metzger/Christ mutiger

Für den Männer-Zweier gab es „einen ordentlichen Abschluss“, wie Bundestrainer Thomas Affeldt sagte. Im einzigen C-Finale mit DRV-Beteiligung ruderten Jannik Metzger und Julius Christ (Marbacher RV/RTHC Bayer Leverkusen) hinter Slowenien und Ungarn in 6:46,77 Minuten auf den dritten Platz und wurden damit Gesamt-15. „Nach dem Start sind die beiden mutiger weitergefahren und haben das über die drei ersten Teilstrecken gut gemacht. Am Ende haben sie alles gegeben, was noch ging“, sagte ihr Trainer. In den nächsten Wochen geht es für das Perspektivboot nun darum, „mehr Power zu tanken und sich technisch weiter zu verbessern“.

Silber für den Mixed-Vierer

In der Para-Nationalmannschaft freute man sich über die Silbermedaille für den Mixed-Vierer PR3, den Susanne Lackner (Mannheimer RV Amicitia), Jan Helmich (RC Hansa Dortmund), Marc Lembeck, Kathrin Marchand (beide RTHC Bayer Leverkusen) und Steuerfrau Inga Thöne (Ulmer RC Donau) ruderten. Sieger wurde Großbritannien, Frankreich verwiesen die Deutschen auf Rang drei. „Es war kein schönes Rennen, aber schnell. Wir waren alle super engagiert, jeder Schlag hat gesessen. Als wir an den Franzosen vorbei waren, war es ein Selbstläufer“, berichtete Schlagfrau Kathrin Marchand vom erfolgreichsten DRV-Boot in Bled. „Ein echt gutes Rennen. Die Mannschaft konnte sich im Vergleich zum Vorlauf deutlich steigern“, sagte Para-Bundestrainer Marc Stallberg. Weniger zufrieden war er mit dem B-Finale des Mixed-Zweiers PR2. Sylvia Pille-Steppat (Wilhelmsburger RC) und Paul Umbach (RC Nürtingen) zogen gegen Italien deutlich den Kürzeren. Stallberg: „Hier kam die Wahrheit auf den Tisch. Wir sind in dieser Bootsklasse noch nicht so weit, wie wir gedacht hatten und müssen noch hart an uns arbeiten.“

Events

Boote

Vorlauf 4 7:00.53 1 . Platz
Halbfinale A/B 2 6:57.17 1 . Platz
Finale A 6:48.14 3 . Platz

Vorlauf 3 6:26.84 3 . Platz
Hoffnungslauf 1 6:19.72 1 . Platz
Halbfinale A/B 1 6:22.19 4 . Platz
Finale B 6:22.35 3 . Platz

Vorlauf 1 5:55.76 5 . Platz
Hoffnungslauf 2 5:55.30 3 . Platz
Finale B 5:52.82 2 . Platz

Vorlauf 1 7:18.71 3 . Platz
Hoffnungslauf 2 7:07.88 2 . Platz
Finale A 7:01.11 6 . Platz

Vorlauf 3 7:00.24 4 . Platz
Hoffnungslauf 2 6:22.21 1 . Platz
Halbfinale A/B 1 6:25.08 5 . Platz
Finale B 6:29.57 3 . Platz

Vorlauf 1 6:47.65 5 . Platz
Hoffnungslauf 2 6:36.55 4 . Platz
Finale C 6:46.77 3 . Platz

Vorlauf 2 6:09.02 4 . Platz
Hoffnungslauf 1 6:05.32 3 . Platz
Finale B 6:01.61 1 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 5:34.44 5 . Platz
Finale A 5:34.39 4 . Platz

Vorlauf 1 7:07.74 3 . Platz
Hoffnungslauf 2 6:55.00 2 . Platz
Finale A 6:55.90 5 . Platz

Vorlauf 1 6:28.84 4 . Platz
Hoffnungslauf 1 6:25.87 2 . Platz
Finale A 6:24.54 5 . Platz

Vorlauf 2 7:11.97 4 . Platz
Hoffnungslauf 2 7:11.03 3 . Platz
Finale B 7:12.01 4 . Platz

Vorlauf 2 7:22.94 2 . Platz
Hoffnungslauf 2 7:13.15 2 . Platz
Finale A 7:15.79 6 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 6:23.15 3 . Platz
Finale A 6:18.61 4 . Platz

Vorlauf 1 10:30.41 3 . Platz
Hoffnungslauf 1 10:55.75 4 . Platz
Finale A 10:20.10 4 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 9:52.17 3 . Platz
Finale A 9:28.26 3 . Platz

Vorlauf 1 8:54.70 4 . Platz
Hoffnungslauf 1 8:41.31 6 . Platz
Finale B 8:50.78 2 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 7:10.35 3 . Platz
Finale A 6:57.42 2 . Platz

Galerien